In einem Vergleich von Allianz mit Alte Leipziger und Ergo landet der Ergo-Lebensversicherer abgeschlagen auf dem dritten Platz. Zu diesem Ergebnis kommt der Ludwigshafener Wissenschaftler Hermann Weinmann, nachdem er diese drei großen Anbieter bewertet hat. Dabei konzentriert sich der Professor auf die Geschäfte der Unternehmen im Jahr 2015. Und streicht bei seiner Analyse aus seiner Sicht untaugliche Kriterien.
In der „Zeitschrift für Versicherungswesen“ (ZfV), 13 und 14/2016, hat Hermann Weinmann von der Hochschule Ludwigshafen ein geändertes Schema vorgestellt, mit dem er Lebensversicherer seit neuestem vergleicht. Demnach entfallen drei Kriterien für den Vergleich, mit denen bisher Werturteile zu den Unternehmen ermittelt wurden. Stattdessen legt der Wissenschaftler drei neue Messkriterien an, mit den die Versicherer fortan besser zu beurteilen seien.
Drei entfallende Kriterien
So verzichtet Professor Weinmann dem Bericht zufolge bei seiner Analyse auf die Kennzahl Nettoverzinsung. Letztere sei zu einem „künstlichen“ Wert geworden, weil nur noch für die Zins-Zusatzreserve bedeutsam, nicht aber in der Kasse der Sparer, jedenfalls nicht kurzfristig für diejenigen Kunden, deren Vertrag bald endet. Auch die Quote der Abschlusskosten sei auf dem Weinmannschen Schema herausgefallen. Dies etwa, weil das LVRG-Gesetz den Bilanzeffekt dieser Kosten dämpft und keinen differenzierenden Blick auf Vertriebswege der Unternehmen ermögliche.
Weiter entfällt nach Weinmanns Diktion der bisherige Messwert zur Quote der Verwaltungskosten, berichtet die ZfV. Demnach sieht der Wissenschaftler diese Kosten in den Bilanzen als zu niedrig angesetzt und benachteilige etwa Anbieter mit Produktschwerpunkt bei Fondspolicen.
Drei neue Kriterien: Rohüberschuss-Marge, laufende Verzinsung und Sonstiges
Künftig lege Weinmann sein Augenmerk beim Bilanz-Check der Versicherer auf den Wert Rohüberschuss-Marge, weil dort auch der Sparkunde die Profitabilität seines Versicherer ablesen könne. Ferner werde die laufende Durchschnittsverzinsung des Kapitals (und damit von der Zinszusatzreserve unbeeinflusst) und das „übrige Ergebnis“ der Versicherer betrachtet. Bei letzterem Wert lasse der Saldo aus Betriebskosten und sonstigem Ergebnis besser erkennen, ober der Versicherer unterm Strich schwarze Zahlen schreibt. Das neue Modell, so Weinmann in der ZfV, sei „im gegenwärtigen Umfeld besser geeignet, die Qualität eines Lebensversicherers zu beurteilen“. Anhand des neuen Schemas beurteilt, hat der Versicherungs-Professor Allianz, Alte Leipziger und Ergo verglichen und diesen drei Lebensversicherern Punktwerte zugeordnet.
Ergo hinkt Allianz und Alter Leipziger hinterher
Nach den drei neuen Kriterien bewertet und laut Weinmann in der ZfV unveränderten Zukunfts-Indikatoren ergibt sich folgendes Ranking beim „Betriebswirtschaftlichen Erfolg“ der Unternehmen (in Punkten gemessen):
- Allianz: 850 Punkte
- Alte Leipziger: 700 Punkte
- Ergo: 400 Punkte
Weinmanns Formel: „Je schlechter das betriebswirtschaftliche Ergebnis, desto höher die zwingende Beteiligung (Partizipation) der Versicherungsnehmer am Rohüberschuss.“ Und bei Ergo ist der Rohüberschuss Weinmann zufolge sehr hoch. Im Jahr 2015 wurde mit 97,9 Prozent fast der gesamte Überschuss an die Kunden ausgekehrt. Da bleiben kaum noch Reservepolster für weitere schlechte Zinsjahre, die Ergo zehre damit an der Substanz. Alte Leipziger dagegen (84,5 Prozent) und vor allem Allianz Leben (74,4 Prozent) haben den Angaben nach noch ein merklich dickeres Reservepolster.