Die Finanzaufsicht BaFin berichtet nach Sparten differenziert über die Finanzkraft der von ihr beaufsichtigten Versicherer. Bei drei Sorgenfällen, die laut Aufsicht die Latte bei den Kapitalanforderungen gemäß Solvency II reißen, soll es sich entgegen früheren Annahmen nicht um Lebensversicherer handeln. Dennoch haben sich letztere über die gesamte Sparte betrachtet bei der Solvabilitätsspanne weiter verschlechtert – ihre Kapitaldecke schmilzt.
Die Finanzaufsicht hat die Versicherer jetzt nach den neuen Eigenkapital-Kriterien von Solvency II geprüft. Bei drei von 384 Versicherern, die nach Angaben der Aufsicht vom Juli durch das strenge Prüfraster gefallen sind, soll es sich um Sachversicherer handeln - nicht um Lebensversicherer. Mehr ist nicht zu erfahren, weil die BaFin keine Namen der Unternehmen veröffentlicht. Über alle Unternehmen und Sparten betrachtet, weiterhin nicht im Einzelnen, berichtet die Aufsicht aktuell.
Solva Leben sinkt von Januar bis März 2016 von 283 auf 209 Prozent
Vor allem dürften sich Kunden der Lebensversicherer sorgen, denn die Solvabilitätsquote aller 84 von der BaFin geprüften Häuser ist im ersten Quartal 2016 weiter gefallen; von vormals 283 auf jetzt 209 Prozent, berichtet die Aufsicht. Neuer Maßstab für die Kapitalgesundheit der Versicherer ist hier die so genannte Wert Solvency Capital Requirement (SCR). Als Mindestwert für das Bestehen der Eigenkapital-Prüfung gelten knapp 100 Prozent Wahrscheinlichkeit, dass die zugesagten Leistungen von den Unternehmen auf bezahlt werden können.
Damit die Lebensversicherer auch in Mangel-Szenarien als ausreichend finanziert gelten, dafür hat die BaFin Übergangsregeln, vulgo erleichternde Regeln erlassen, mit denen die Unternehmen sich schrittweise der Höhe nach und zeitlich bis 2032 gestreckt an Solvency II anpassen können. Und diese Schonfrist scheinen die Versicherer zu brauchen, zumindest 26 Unternehmen, berichtet die BaFin.
26 Lebensversicherer nutzen Solvency-II-Erleichterungen
Denn ohne „Rabatt“ bei den strengen Solvency-Regeln hätten den Lebensversicherern zum jetzigen Zeitpunkt laut BaFin sage und schreibe 13,2 Milliarden Euro Kapital gefehlt. Und um den Unterschied zwischen alter und neuer Eigenkapital-Welt zu verstehen: Im Jahr 2015 war das Eigenkapital – oder die ihm zugerechneten Mittel – „lediglich“ mit 3,5 Milliarden Euro unterdeckt.
Bemerkenswert sind die Solva-Quoten bei den Sach- und Rückversicherern: Trotz Solvency II stabil. Bei den Sachgesellschaften bei praktisch unverändert rund 280 Prozent. Bei den Rückversicherern gar bei gut 320 Prozent. Zu Krankenversicherern nennt die Aufsicht keine, diese seien aber alle gesund, lediglich acht von 41 Häusern nutzen laut BaFin Solvency-II-Bilanzierungshilfen.