Die Stadt Hamburg hat neue Überschwemmungsgebiete ausgewiesen - zu übereifrig? Die betroffenen Anwohner bekommen nun die Quittung in Form ihrer Elementarschadenversicherung. Für viele habe sich der Schutz deutlich verteuert, klagt die Bürgerinitiative "Kein Überschwemmungsgebiet Berner Au".
Es ist ein bitterer Sieg: Als die Stadt Hamburg im Sommer 2014 neue Überschwemmungsgebiete auswies, regte sich Bürgerprotest. Speziell in einem Gebiet, das als „Berner Au“ bekannt ist, organisierten sich die Anwohner und sorgten durch Druck auf die Politik dafür, dass die grüne Umweltbehörde zurückrudern musste und die ursprünglich geplanten Überschwemmungsgebiete deutlich reduzierte. Doch nun plagt die Haushalte der „Berner Au“ ein neues Problem: die Elementarschadenversicherung für die betroffenen Häuser hat sich zum Teil erheblich verteuert.
Zehnfacher Preis für Elementarschutz
Anwohner hätten ihre Rechnung für den Elementar-Schutz bekommen und müssen teils eine Verzehnfachung ihrer Prämien akzeptieren, wie der Norddeutsche Rundfunk (NDR) berichtet. Statt rund 70 Euro verlangen einige Versicherungen künftig mehr als 700 Euro im Jahr für den Schutz ihrer Häuser vor Elementarschäden wie Hochwasser.
Dies betreffe nicht nur die 80 Hausbesitzer, die tatsächlich im ausgewiesenen Überschwemmungsgebiet wohnen. Die Versicherer hätten gleich das gesamte Postleitzahl-Gebiet um mehrere Risikoklassen laut Zürs-Zone raufgesetzt, ärgert sich Thomas Müller, Sprecher der Bürgerinitiative "Kein Überschwemmungsgebiet Berner Au".
Die Umweltbehörde äußert sich laut "Hamburger Abendblatt" verhalten zu den Teuerungen. Es gebe wegen der gestiegenen Risiken bei den Gebäudeversicherern grundsätzlich einen "allgemeinen Trend zu höheren Beiträgen", so ein Sprecher.
Hamburg wies neue Überschwemmungsgebiete aus
Vorangegangen war ein monatelanger Zwist zwischen den Bürgern und der Hamburger Behörde für Umwelt und Energie unter Leitung des Grünen-Politikers Jens Kerstan. Im Sommer 2014 hatte die Behörde neue Überschwemmungsgebiete (ÜSG) ausgewiesen: das sind jene Zonen, die als Reserveflächen dienen sollen, wenn bei Hochwasser Flüsse oder Bäche über die Ufer treten. Anlass war die Umsetzung einer EU-Richtlinie.
Doch nach Einschätzung der Kritiker war die Umweltbehörde übereifrig bei der Ausweisung der neuen Zonen. Betroffen waren ursprünglich etwa 5000 Haushalte auf 2180 Grundstücken: neben der "Berner Au" auch die Lottbeck und Ammerbeck. In einigen dieser Gebiete fließe tatsächlich nur ein kleines Bächlein, so die Kritik der Anwohner. Viele Hausbesitzer fühlten sich durch die Neuausweisung geradezu enteignet: der Status als "Überschwemmungsgebiet" geht mit massiven Einschränkungen für Grundeigentümer einher. Neubauten und Bepflanzungen auf diesen Grundstücken müssen extra genehmigt werden und sind nur in Ausnahmefällen erlaubt.