Mit Einführung des Lebensversicherungsreformgesetzes erhoffte sich die Bundesregierung, dass die Abschlusskosten in der LV-Sparte zugunsten der Kunden sinken. Der aktuelle Map-Report ist aber ernüchternd. 2015 sanken die Abschlusskosten im Schnitt nur minimal, die Verwaltungskosten stiegen sogar leicht an.
Das Lebensversicherungsreformgesetz (LVRG) wurde auch mit der Intention verabschiedet, die Abschlusskosten bei langjährigen Verträgen im Sinne des Kunden zu senken. Seit dem 1. Januar 2015 ist das Gesetz nun in Kraft. Seitdem dürfen Lebensversicherer nur noch 25 statt der bisher üblichen 40 Promille als Abschlusskosten berücksichtigen und müssen die restlichen Kosten über die gesamte Vertragslaufzeit verteilen. So sollen vor allem Frühstornierer bei einer vorzeitigen Kündigung auf höhere Rückkaufswerte hoffen dürfen.
Abschlusskosten minimal gesunken, Verwaltungskosten rauf
Doch die bisherigen Ergebnisse sind eher ernüchternd. Wie der Vertriebsexperte Matthias Beenken bei versicherungsmagazin.de berichtet, sind die Abschlusskosten bei den 70 größten deutschen Lebensversicherern seit Einführung des LVRG bisher kaum gesunken.
Lediglich um 0,06 Prozentpunkte gingen die Abschlusskosten zurück – von 5,49 auf nun 5,43 Prozent (arithmetisches Mittel). Dies zeige die Auswertung der LV-Geschäftsabschlüsse 2015 im Rahmen des aktuellen Map-Reportes (Nr.887). Auch gewichtet nach Marktanteilen ergebe sich kein anderes Bild – danach sanken die Abschlusskosten um 0,07 Prozentpunkte von 4,99 auf nun 4,92 Prozent.
Zur gleichen Zeit stiegen auch die Verwaltungskosten der Versicherer minimal an – im arithmetischen Mittel um 0,01 Prozentpunkte von 2,84 auf nun 2,85 Prozent. Gewichtet nach Marktanteilen war der Anstieg der Verwaltungsaufwendungen sogar noch höher: er kletterte um 0,7 Prozentpunkte auf nun 2,28 Prozent.
Kostenfaktor Multikanal-Vertrieb
Warum aber sind die Kosten bisher kaum gesunken? Ein Kostentreiber sei der Multikanal-Vertrieb, berichtet Beenken. Versicherer, die ihre Policen nur über einen Vertriebsweg verbreiten würden (Direkt-, Ausschließlichkeits- oder Maklervertrieb), hätten tendenziell geringere Aufwendungen zu stemmen. So liege die Abschlusskostenquoten bei Solokanalvertriebs-Versicherern bei 4,4 Prozent, bei Mehrkanalvertriebs-Versicherern bei 5,1 Prozent.
Blickt man auf die einzelnen Versicherer, zeigen sich große Differenzen. So konnte die Mylife ihre Abschlusskostenquote um 2,4 Prozentpunkte senken – liegt mit 13,9 Prozent aber immer noch weit über dem Durchschnitt des Marktes. Bei der DEVK-Eisenbahn erhöhte sie die Quote hingegen um 1,6 Prozentpunkte auf nun 6,5 Prozent. Der Schnitt der Abschlusskostenquote liegt bei 4,9 Prozent.
Den Abschlusskosten in der Lebensversicherung zugerechnet werden sowohl die Vermittlungskosten des Versicherers (z.B. Provisionen) als auch weitere Kosten wie Vertriebsorganisation, Marketing und Antragsbearbeitung. Die Vermittlerkosten bilden also nur einen Teil davon.