Die private Krankenversicherung (PKV) leidet weiter unter fortschreitenden Bestandverlusten. Das niedrige Zinsniveau an den Kapitalmärkten berge „zunehmend Gefahren für das kapitalgedeckte Geschäftsmodell und die Beitragsstabilität der PKV“, berichtet der Map-Report mit seiner Bilanzanalyse der PKV für das Jahr 2015.
Zahlen zum Neugeschäft betrachten die PKV-Anbieter als „gut gehütetes Geheimnis“, schreibt der Map-Report. Informationen hierzu ließen sich nur über die Bestandsentwicklung der Unternehmen ermitteln. Ende 2015 notierte der PKV-Verband 8.787.300 Vollversicherte, das ist ein Minus von 0,53 Prozent oder 47.200 Personen. Wie sich der Bestand dieser Menschen innerhalb der PKV-Branche im vergangenen Jahr bewegt hat, dazu hat der Map-Report in die Bilanzen der Unternehmen geschaut.
Nach Köpfen der Vollversicherten gezählt hier die größten Gewinner und Verlierer des Jahres 2015: Die Debeka gewann 29.622 Versicherte hinzu, Hansemerkur 5.816 und die Huk-Coburg 4.688 Personen. Die meisten Vollversicherten verloren die DKV mit einem Minus von 20.727, die Central (minus 15.887) und Allianz (minus 12.636).
Wanderungen
Betrachtet man die Jahre von 2010 bis 2015, dann zeigen die Bestandsbewegungen bei den Vollversicherten erhebliche Dimensionen der Kundenwanderungen - oder Umdeckungen.
In Zeitraum von 2010 bis 2015 gewannen die meisten Vollversicherten:
- Debeka +153.733
- Hansemerkur +64.878
- Axa 52.178 und
- Huk-Coburg 52.178
... insgesamt mehr als 320.000 Vollversicherte im Plus.
Zugleich verloren (2010-2015) am stärksten:
- Central -166.889
- DKV -96.819
- Allianz -66.073
... ebenfalls insgesamt rund 320.000 Vollversicherte als Minus.
Und da diese 320.000 Kunden nicht direkt von schrumpfenden Unternehmen wie Central, DKV oder Allianz zu den Gewinnern Debeka, Hansemerkur oder Axa gewandert sind, sondern noch gut 30 Unternehmen zu berücksichtigen sind, zeigen diese Zahlen eines: Mehr Umdeckungen als Neugeschäft. Zwei Unternehmen muss man herausgreifen. Die Debeka als Beamtenversicherer mit ihrer starken hauseigenen Vertriebsorganisation unterliegt weniger dem Einfluss unabhängiger Vermittler.
Im Gegensatz dazu leidet die Central mit ihren Bestandverlusten unter einem Neugeschäftsboom etwa von 2000 bis 2005, der allerdings mit nicht auskömmlichen Beiträgen erkauft war. In der Folge stiegen die Beiträge der Central erheblich und das in den frühen 2000er Jahren gewachsene Neugeschäft (+90.000 Vollversicherte) verflüchtigte sich von 2010 bis 2015 überproportional: Mit -166.889 Versicherten verlor die Central innerhalb von sechs Bilanzjahren mehr als 32 Prozent ihrer vollversicherten Kunden.
Beitragseinnahmen steigen moderat
Die PKV-Unternehmen ihre Beitragseinnahmen im Jahr 2015 moderat um 1,3 Prozent (2014: 0,9 Prozent).
Die größten Zuwächse verzeichneten...
- Mecklenburgische: +11,6 Prozent
- R+V: +9,5 Prozent
- Württembergische: +8,7 Prozent und
- DEVK +7,7 Prozent.
Zahlen zu Großunternehmen (mehr als eine Milliarde Euro Beitragseinnahmen):
- Hansemerkur: +6,6 Prozent
- Barmenia: +4,2 Prozent
- Huk-Coburg: +3,5 Prozent
- Debeka +2,0 Prozent.
855 Millionen Euro Verwaltungskosten (-1,1 Prozent gegenüber 2014) des Jahres 2015 ergeben im Verhältnis zum Beitragsplus eine Verwaltungskostenquote von 2,33 Prozent (2014: 2,39 Prozent). Die kleinste Quote haben laut Map-Report die Huk-Coburg mit 0,90 Prozent und Debeka (1,44 Prozent) und Landeskrankenhilfe (1,50 Prozent). Geringe Werte von unter zwei Prozent wiesen auch R+V, SDK und Alte Oldenburger aus.
Die Abschlusskostenquote des Marktes (die vom Map-Report betrachteten Unternehmen) stieg von 6,41 auf 6,46 Prozent; trotz schrumpfenden Neugeschäfts! „Scheinbar wird das sinkende Neugeschäft mit steigenden Kosten eingekauft ... insofern verwundern die(se) hohen Quoten ...kaum“, schreibt der Map-Report:
Höchste Abschlusskostenquoten:
- Mecklenburgische: 12,45 Prozent
- Hansemerkur: 11,12 Prozent
- Concordia: 12,06 Prozent und
- Württembergische: 11,43 Prozent
Inzwischen wandern Alterungsrückstellungen aus Neuverträgen seit 2009 (also zu Policen, nicht älter als 7 Jahre!) nicht mehr so stark wie in der Vergangenheit zwischen den PKV-Unternehmen hin und her.
Mitgegebene Alterungsrückstellungen von PKV zu PKV (marktweit):
- 2013: 131 Millionen Euro
- 2014: 75,8 Mio.
- 2015: 75,5 Mio.
Addiert sind 280 Millionen Euro seit 2013 dort geblieben, wo sie hingehören: Beim Kunden. Umgekehrt fehlen diese Beträge den abgebenden Versicherern bei den Stornogewinnen. Der historisch größte Verlierer, der sich seit der Mitgabepflicht von Alterungsrückstellungen nicht mehr an abgehenden Kunden bereichern kann, ist die Central. Laut Map-Report hat das Unternehmen in der Vergangenheit diese Beträge an andere Versicherer abgegeben:
- 2012: 107,6 Millionen (also fast so viel wie der gesamte Markt ein Jahr später: 2013 131 Mio.)
- 2013: 46,6 Mio.
- 2014: 19,5 Mio.
- 2015: - laut Map-Report keine Angabe im Geschäftsbericht -
Welche Unternehmen bekamen 2015 die meisten Rückstellungen von anderen Versicherern übertragen?
- Hansemerkur: 20,5 Millionen Euro
- Continentale: 12,5 Mio. Euro
- Debeka: 7,1 Mio. Euro) und
- Signal: 6,5 Mio. Euro
Inzwischen beziffert der Markt die Alterungsrückstellungen auf 222 Milliarden Euro (+6,7%). Die Kapitalanlagen sind 2015 auf 245 Milliarden Euro gestiegen (2014: 232 Milliarden).