Die Ergo-Direkt stellt ihren Kfz-Versicherungstarif ein. Mitten in der Wechselsaison mit der höchsten Nachfrage der Autofahrer nach Autopolicen im November stellt der Versicherer fest, dass er seine Kunden nicht „bestmöglich bedienen“ kann. Bei Ergo und Ergo Direkt unterschiedliche Kfz-Tarife, schreibt Ergo Direkt an den Ergo-Vertrieb, hätten „in den letzten Tagen für „Irritationen beginnend beim Kunden gesorgt“. Beim Kunden? Eher bei den Vermittlern des Hauses. Vertreter der Ergo-Agenturen sprechen von bisher bestehenden „abstrusen Preisdifferenzen“.
Irritationen. Welche das sind, sagt das Unternehmen nicht. Aber „um diese möglichst gering zu halten, reagiert Ergo Direkt umgehend“, schreibt der Vorstand des Unternehmens in einer Mitteilung an den Vertrieb, die dem Versicherungsboten vorliegt. Ergo Direkt reagiert umgehend so (manchmal muss man das Unternehmen sprechen lassen): „Ergo Direkt wird daher das Neugeschäft in der Kfz-Versicherung bereits mit dem morgigen Tag einstellen.“ Hierzu werde man kurzfristig eine pragmatische Lösung entwickeln, um Interessenten für eine Kfz-Versicherung soweit möglich an ERGO weiterzuleiten.“
Streit zwischen Ergo und Vertretervereinigung
Weiterleiten. Das ist zutreffend. Klickt man auf die Webseite der Ergo Direkt dann dort weiter auf „Kfz-Versicherung“ und danach wegen der Prämie auf „Jetzt berechnen“, landet man bei der Ergo ohne „Direkt“. Einen Hinweis darauf, dass er nun bei einem anderen Unternehmen gelandet ist, erhält der Kunde werden wollende Mensch vor dem Computer, am Tablett oder mit dem Smartphone in der Hand nicht. Zwischendurch standen kaufinteressierte Kunden bei Ergo Direkt und nach dem Klick bei Kfz-Versicherung vor verschlossenen Türen, ergab ein spontaner Test der Versicherungsbote-Redaktion am Donnerstag um 17:00 Uhr:
Das Ergo-Problem ist offenbar hausgemacht. Es geht nicht vordergründig um einheitliche Kfz-Tarife für die Kunden, sondern um den Streit zwischen der Ergo und ihren Vertretern, deren Hausverein VVE. Der schreibt seinen Mitgliedern (Versicherungsagenten) im Zusammenhang mit Kfz in einer als „Ad hoc“ bezeichneten Post: „Die immer stärker werdende Ausdifferenzierung der Tarifwerke führt zu abstrusen Preisdifferenzen am Markt“. Weiter: "Dadurch, dass Ergo-Direkt in 2016 (...) nach wie vor mit einem eigenen, in Teilbereichen extrem günstigen Tarif, am Markt ist, sind wir in den Büros und im Kundengespräch vor unlösbare Aufgaben gestellt worden."
Akquisitionen für das Jahresende gingen verloren, Kundenvertrauen beschädigt
Die Probleme mit dem Ergo-Direkt-Tarif entstanden durch die Kunden. Die hatten in vielen Fällen, wie ein Ergo-Vermittler dem Versicherungsboten berichtet, zuerst online bei Ergo Direkt ihren Autotarif gerechnet und wollten diesen dann genauso billig bei ihrem Vermittler abschließen. Dies war für die Vermittler unmöglich: „Wir durften keine Ergo Direkt vermitteln“, sagt der Ergo-Insider.
„Diesen Widerspruch zu dem Strategieziel ,einheitliches Produktportfolio’ haben wir sofort gegenüber den Verantwortlichen angezeigt und das Gespräch gesucht“, schreibt der VVE weiter an seine Mitstreiter. Die Folge ist bekannt. Ergo-Direkt stoppt seinen „extrem günstigen“ Kfz-Tarif.
Als Bilanz schreibt der VVE an die „verehrten Kolleginnen und Kollegen“ dies: „Richtet man den Blick isoliert auf diese Eskalation (gegenüber der Geschäftsleitung?, Anm. d. Red.) waren wir erfolgreich. Die Frage ist aber: Zu welchem Preis? Wie hoch ist der Schaden? Die AO wurde in den letzten Tagen völlig unnötig mit dem Konflikt belastet, Akquisitionen für das Jahresende gingen verloren, Kundenvertrauen beschädigt.“ Soweit der VVE. Soweit kein Kfz-Geschäft der Ergo Direkt mehr.