Pflegeversicherung - Viele Bundesbürger wissen wenig über drohende Pflegekosten

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Nur etwa 15 Prozent der Bundesbürger in der Altersgruppe 30 bis 60 Jahre trauen sich zu, die Kosten einer ambulanten oder stationären Pflege richtig einzuschätzen. Zugleich ist die Angst vor der Pflegebedürftigkeit sehr hoch: 70 Prozent sagen, sie fürchten sich davor selbst ein Pflegefall zu werden. Das ergab eine Umfrage des Marktforschers Heute und Morgen im Auftrag eines großen Versicherers.

Die meisten Bundesbürger wissen nicht, welche finanzielle Last sie stemmen müssen, wenn in der Familie ein Pflegefall auftritt. Nur 16 Prozent der Befragten trauen sich zu, die Kosten einer stationären Pflege richtig einzuschätzen. Das Wissen um die ambulante Pflege ist noch geringer ausgeprägt: hier geben 13 Prozent der Befragten zu Protokoll, sie könnten die Kosten „ganz gut“ einschätzen. Das zeigt die „Zurich Pflegestudie 2016“, für die der Marktforscher Heute und Morgen im Juni 1.000 Erwerbstätige zwischen 30 und 60 Jahren befragt hat.

Großes Unbehagen beim Thema Pflege

Dass die Pflegebedürftigkeit ein hohes Risiko birgt, ist den meisten Bundesbürgern in der befragten Altersgruppe bewusst. 70 Prozent fürchten sich davor selbst ein Pflegefall zu werden. Und zwei Drittel befürchten, dass nahe Verwandte pflegebedürftig werden könnten. Auch die Zukunft der Pflegeversicherung schätzt die Mehrheit der Befragten kritisch ein: 75 Prozent fürchten, dass die Pflegeversorgung im Gesundheitssystem zukünftig schlechter wird. Außerdem rechnen weitere zwei Drittel der Befragten damit, dass sie ihren jetzigen Lebensstandard im Alter nicht aufrecht erhalten können.

80 Prozent sehen sich über private Vorsorgelösungen schlecht informiert

Deutlich Informationsdefizite der Generation 30-60 Jahre zeigten sich auch hinsichtlich der privaten Pflegevorsorge. Zwar gaben beinahe vier von fünf Befragten (78 Prozent) an, sie sehen einen Bedarf, mit einer privaten Pflegezusatzversicherung zusätzlich vorzusorgen. Aber stolze 80 Prozent sagten auch, sie fühlten sich mit Blick auf private Pflegelösungen nur mittelmäßig bis gar nicht informiert. Hier muss sich auch die Versicherungsbranche fragen lassen, ob sie genügend unternimmt, um die Verbraucher über ihre Vorsorgelösungen aufzuklären.

Ein weiteres Ergebnis: Fast jeder zweite Deutsche (47 Prozent) traut sich aufgrund seines unzureichenden Kenntnisstands nicht zu, eine Meinung zur anstehenden Pflegereform, die ab Januar 2017 wirksam wird, zu äußern. Im kommenden Jahr werden unter anderem die bisherigen drei Pflegestufen durch fünf Pflegegrade ersetzt, um die Bedürfnisse der Patienten differenzierter abbilden zu können.

Dass die Pflegebedürftigkeit mit hohen Kosten verbunden ist, belegen die Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Die Kosten für die ambulante Pflege vom Pflegedienst betragen für Pflegegrad 3 durchschnittlich rund 2.600 Euro. Die durchschnittlichen Kosten für vollstationäre Pflege mit Pflegegrad 4 (bisher: Pflegestufe III) beziffern sich auf 3.500 Euro. In der aktuell höchsten Pflegestufe III übernimmt die Pflegekasse für einen Pflegeheim-Platz 1.612 Euro, in besonderen Härtefällen bis zu 1.995 Euro. Ab 1. Januar 2017 trägt die Pflegeversicherung bis zu 2.005 Euro.

Quelle: Zurich Gruppe Deutschland