Die Allianz bietet eine neue Online-Versicherung gegen Berufsunfähigkeit an. Die Abfrage aller gesundheitlichen Risiken soll bei der digitalen Berufsunfähigkeitsversicherung anonym erfolgen, verspricht der Versicherer. Der Abschluss derart komplexer Verträge im Internet ist umstritten.
Die Allianz Deutschland will die Arbeitskraft zukünftig auch digital absichern. Ab sofort bieten die Münchener eine Online-Versicherung gegen Berufsunfähigkeit an, die Kunden auf allen digitalen Endgeräten abschließen können, egal ob Desktop, Tablet oder Smartphone. Das berichtet der Versicherer am Donnerstag in einer Pressemeldung.
Die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) sei eine der meistgesuchten Risikoabsicherungen im Internet, begründet der Branchenprimus sein Engagement. „Also lag es für uns auf der Hand nach der RisikoLeben auch den Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung digital möglich zu machen“, sagt Alf Neumann, Produktvorstand der Allianz Lebensversicherungs-AG.
Anonymer Schnelltest für Vorerkrankungen
Ein wichtiges Element sei der anonyme Schnelltest für einzelne Vorerkrankungen. Alter, Beruf und Krankheitsbild reichen, um sagen zu können, wie sich eine Vorerkrankung auf die Versicherbarkeit auswirkt, verspricht die Allianz. „Damit bauen wir eine große Hürde für viele Kunden ab“, so Neumann.
Grafische Elemente wie große Bilder sollen dem Interessierten helfen, die abgefragten Freizeitaktivitäten und Vorerkrankungen anzugeben. So könne der abschlusswillige Kunde zum Beispiel zwischen einzelnen Bereichen wie „Haut“ oder „Stoffwechsel“ wählen, um anzugeben, weshalb er sich im abgefragten Zeitraum in Behandlung begeben musste. Krankheiten ließen sich auch gezielt mit einer Suchanfrage ermitteln.
Das Versprechen: in drei von vier Fällen will der Versicherer direkt im Anschluss sagen, ob der Kunde einen Versicherungsschutz erhalte und zu welchem Monatsbeitrag. Der Kunde sei zudem jederzeit Herr seiner Daten. Erst wenn die Risikoeinschätzung abgeschlossen sei, müsse er Daten wie Name und Adresse eingeben, um die Anfrage zu beenden.
Verbraucherschützer raten bei BU-Policen von Online-Abschluss ab
Ob abschlusswillige Kunden im Internet hochkomplexe Verträge wie Berufsunfähigkeits- und Krankenversicherungen abschließen sollten, ist umstritten. Verbraucherschützer raten explizit ab. „Gesundheitsfragen lassen sich online durch Anklicken nur unzureichend beantworten“, warnte etwa Monika Risch, Versicherungs-Fachanwältin im Deutschen Anwaltverein, in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung.
Der Grund: werden Gesundheitsfragen falsch oder lückenhaft beantwortet, kann der Versicherer im Leistungsfall eine Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht geltend machen. Dann erhält der Kunde im schlimmsten Fall keinen Cent BU-Rente ausgezahlt, selbst wenn er jahrelang Beiträge eingezahlt hat. Deshalb ist es ratsam, sich bei BU-Policen von einem Fachmann beraten zu lassen. Oft erfordert die Beantwortung der Gesundheitsfragen sogar medizinisches Fachwissen und sollte mit dem Hausarzt abgeklärt werden.
Immerhin: die Allianz weiß um die Kritik am Online-Abschluss. „Persönliche Beratung ist auch im Zeitalter der Digitalisierung unabdingbar“, schreibt der Versicherer in seiner Pressemeldung. Und so finde der Nutzer jederzeit Hinweise, welcher Experte in ihrer Nähe ihnen bei individuellen Anliegen helfen könne, verspricht der Versicherer. Auch die Nummer für eine telefonische Beratungshotline der Allianz sei immer eingeblendet. Das garantiert freilich nicht, dass der Kunde dann trotzdem online abschließt – ohne Beratung und mit falsch beantworteten Gesundheitsfragen.