Arbeitsämter als Broker an der Börse? Das ist ein ernst gemeinter Vorschlag, damit die Pensionskasse der Bundesagentur für Arbeit (BA) mehr Rendite erzielen kann. 20 Prozent der eingesammelten Gelder soll das Versorgungswerk der Arbeitsamt-Mitarbeiter zukünftig in Aktien anlegen dürfen. In dem Versorgungsfonds für Beamte stecken aktuell 5,6 Milliarden Euro.
Unter dem niedrigen Zins an den Kapitalmärkten ächzen nicht nur Banken und Versicherer, sondern auch die Pensionskassen. Sie sind verpflichtet große Teile ihrer Gelder in festverzinsliche Wertpapiere zu stecken, die aktuell kaum noch etwas abwerfen. Der Versorgungsfonds der Bundesagentur für Arbeit (BA) sieht nun dringenden Handlungsbedarf: Er will zukünftig weit stärker in Aktien investieren. Das geht aus einem internen Bericht der Bundesagentur hervor, aus dem die „Süddeutsche Zeitung“ (Dienstag) zitiert.
90 Prozent aller Gelder in festverzinslichen Anleihen investiert
Der Versorgungsfonds der Bundesagentur für Arbeit (BA) wurde 2008 ins Leben gerufen und verwaltet rund 5,6 Milliarden Euro. Circa 90 Prozent dieser Gelder stecken derzeit in Anleihen und anderen festverzinslichen Wertpapieren. Zwar steigen die Renditen dieser Anlagen wieder, bieten derzeit aber trotzdem nur Magerkost. Zwei Beispiele: Französische Anleihen mit zehnjähriger Laufzeit rentieren zum ersten Mal seit einem Jahr über einem Prozent, deutsche Bundesanleihen noch knapp unter 0,5 Prozent.
Nun soll der Aktienanteil des BA-Fonds sukzessive auf 20 Prozent erhöht werden. Möglich ist dies aufgrund einer Gesetzesänderung. "Wir gehen davon, aus, dass wir dadurch die Rendite des Fonds um ein paar Zehntel Prozentpunkte erhöhen können", sagt Peter Clever, Vorsitzender des Verwaltungsrats, gegenüber der Süddeutschen. Angelegt und verwaltet wird das Geld von der Deutschen Bundesbank.
Clever erklärt weiter: "Mit dem Geld wird nicht gezockt. Es werden keine einzelnen Aktien von Unternehmen gekauft". Vielmehr investiere die Bundesbank nun regelmäßig in Indexfonds, die zum Beispiel den europäischen Aktienindex Euro-Stoxx 50 abbilden. Sobald der Wertzuwachs die Grenze von 20 Prozent überschreite, sollen Aktien wieder abgestoßen werden.
Zinsertrag zuletzt rapide eingebrochen
Notwendig wurde das Umdenken auch, weil die Verzinsung des Versorgungsfonds zuletzt weit hinter den eigenen Ansprüchen zurückblieb. Laut dem Zeitungsbericht sollten die verwalteten Gelder einen durchschnittlichen Jahreszins von 4,5 Prozent abwerfen. Lange war das kein Problem: Noch 2012 konnte eine Rendite von 9,33 Prozent erzielt werden. Doch schon 2015 waren es nur noch 1,27 Prozent. 2016 erholte sich der Fonds wieder etwas und warf immerhin 2,40 Prozent ab.
Es ist sogar bereits ein Enddatum in Sicht, wenn auch noch in weiter Ferne. 2090 soll der Fonds aufgelöst werden, denn dann seien keine Beamten der Bundesagentur mehr zu versorgen. Doch bis dahin muss der Fonds durchhalten - und ausreichend Rendite abwerfen, um die Ansprüche der Pensionäre zu sichern.