Die Zinszusatzreserve der Lebensversicherer notiert inzwischen bei rund 45 Milliarden Euro, berichtet das Ratinghaus Assekurata. Immerhin sei durch diese 2011 eingeführte Bilanzposition die Garantiezinslast der Unternehmen im Schnitt von 2,89 auf 2,32 Prozent gesunken. Jedoch müsse die Zusatzreserve neu kalibriert werden, weil die gegenwärtige Rechenmethode die Versicherer, genauer deren Kunden, weiter viel Geld kosten werde. Egal wo man zieht, die Decke ist zu kurz.
Zinszusatzreserven (ZZR) seien derzeit für rund zwei Drittel des Bestandes der Lebensversicherer zu bilden, meldet das Ratinghaus Assekurata aus Ergebnissen einer Studie. Der Referenzzinssatz, die Schwelle, ab die Versicherer für ihren Bestand die Zusatzreserve aufbauen müssen, lag im vergangenen Jahr marktweit bei 2,65 Prozent. Im Einzelfall, je nach Unternehmen, kann diese Zinsschwelle als ZZR-Auslöser höher oder niedriger liegen. Je nach Versicherer brauchen bis zu 85 Prozent des Bestands Zusatzreserven
Je nach Versicherer brauchen bis zu 85 Prozent des Bestands Zusatzreserven
Mit der Schwelle 2,65 Prozent sind derzeit für fünf Garantie-/Zinsgenerationen der Lebensversicherer Zusatzreserven zu bilden, zuletzt ab 2016 bei den Policen mit 2,75 Prozent Rechnungszins (für ältere, höher garantierte Tarife schon längst: mit 4,00, 3,50, 3,25 und 3,00 Prozent). Assekurata berichtet, ohne Namen zu nennen, einige Versicherer müssten inzwischen für bis zu 85 Prozent ihres Gesamtbestands ZZR aufbauen.
Allerdings belasten Gelder, die in die ZZR fließen (müssen) die Ertragslage der Lebensversicherer und beschneiden deren finanziellen Spielraum für höhere Überschüsse Der Aufwand der Unternehmen für die ZZR und verbleibendem Rohüberschuss falle für das Bilanzjahr 2015 etwa gleich hoch aus. Mit anderen Worten: Nur noch die Hälfte dessen, was die Versicherer für ihre Kunden erwirtschaften, fließt als Zusatzzins an die Kunden.
Steigende Zins wären noch keine Lösung
Gelder aus der ZZR werden, nein würden, für die Kunden in Form von (formell außerrechnungsmäßigem) Zins erst wieder frei, wenn sich die Zinslage auch für die Versicherer wieder entspannt, vulgo wenn das Zinsniveau irgendwann wieder steigen sollte. Und: Falls die Unternehmen dann wieder in rentablere Anlagen investieren können. Sofern sie nicht in „flachen“ Anleihen mit langen Restlaufzeiten gefangen sind.
Assekurata berichtet im Zusammenhang mit dem ZZR-Bestand der Lebensversicherer eine weitere interessante Zahl. Die bisher angehäuften 45 Milliarden Euro entsprechen den Angaben zufolge dem Dreifachen des Eigenkapitals der Unternehmen, das Assekurata mit 16 Milliarden Euro angibt. Allein im Jahr 2016 haben die Versicherer 13 Milliarden Euro Frischgeld in die Zusatzreserve schieben müssen.
2025 bis zu 200 Milliarden Zusatzreserve prognostiziert
"Allein für die ZZR-Zuführung im Jahr 2016 mussten die Lebensversicherer rechnerisch 1,60 Prozent Nettozins ihrer Kapitalanlagen erwirtschaften“, zitiert Assekurata Lars Herrmann, den Bereichsleiter Analyse des Hauses. Für das laufende Jahr 2017 erwartet das Analysehaus einen steigenden ZZR-Aufwand der Lebensversicherer: 20 Milliarden Euro. Bleiben die Zinsmärkte auf dem aktuellen Niveau, dann könne die ZZR im Jahr 2025 auf bis zu 200 Milliarden, mehr als das Vierfache von heute, anwachsen.
Angesichts dieser Zahlen solle der Gesetzgeber, da sind sich Assekurata und die Versicherer ausnahmsweise mit dem Bund der Versicherten einig, die strengen Auflagen für die Zusatzreserve überarbeiten, senken. Aber egal, an welchen Stellschrauben der Gesetzgeber oder die Versicherer drehen; keine Flickschusterei kann den Zins erhöhen. Egal, wo man zieht – die Decke ist zu kurz.