Deutsche Sparer erwarten ein hohes Maß an Sicherheit, wenn es um ihre Altersvorsorge geht. Die Herausforderung für die Finanz- und Versicherungsbranche besteht folglich darin Produkte zu schaffen, die eine angemessene Rendite bei vergleichsweise hohen Garantien erwirtschaften. In einer Studie des Institut für Vorsorge und Finanzplanung GmbH (IVFP) wurde im Jahr 2016 festgestellt, dass sich die Garantiekosten für Verbraucher seit dem Jahr 2000 um rund 60 Prozent verteuert haben.
Die eierlegende Wollmilchsau ist tot
Eigentlich müsste allen Verbrauchern klar sein, dass eine eierlegende Wollmilchsau gerade im Produktbereich der Versicherungs- und Finanzwelt nie existiert hat. Wer bisher dennoch an die Existenz dieses Wesens geglaubt hat, dem sei gesagt: Spätestens mit erscheinen der Studie des IVEP ist der Tod der Sau unmittelbar eingetreten.
Garantien kosten Geld
Es muss jedem Verbraucher klar sein, dass Garantien in der Welt von Versicherungen und Finanzen nicht umsonst zu haben sind. Dabei ist es völlig egal, ob das Garantieversprechen zum Beispiel für eine klassische Lebensversicherung, ein Hybridprodukt oder einen Fonds ausgesprochen wird.
Die Frage ist folglich nur, was eine Garantie kostet. Dies ist von vielen Faktoren abhängig und vom Produktaufbau. Garantien können beispielsweise für folgende Produktmerkmale bestehen:
- garantierte Versicherungssumme
- garantierte Ablaufleistung
- garantierte Rente
- garantierter Kapitalerhalt
Garantierte Rentenversicherungen
Rentenversicherungen, die Garantiemerkmale enthalten, sind ein Sonderfall. So etwa Rentenversicherungen, die eine lebenslange, garantierte Rente versprechen. Bei diesen Produkten entstehen die Garantiekosten nicht nur auf den garantierten Zins, sondern auch für das zu kalkulierende Langlebigkeitsrisiko der späteren Rentenempfänger.
Diese Kalkulation ist nichts anderes als eine Wette auf den Tod. Der Versicherer hofft dabei, dass der Versicherte möglichst früh von seinem Recht auf Ableben Gebrauch macht, die versicherte Person dagegen hofft, dass sie möglichst lange von der Rente profitieren kann.
Die Sterbetafeln
Zur Kalkulation des Langlebigkeitsrisikos verwenden die Versicherer sogenannte Sterbetafeln. Sterbetafeln sind Tabellen, die zeigen mit welcher Wahrscheinlichkeit eine Person eines bestimmten Alters vor Erreichen ihres nächsten Geburtstages voraussichtlich sterben wird.
Aus den Sterbetafeln kann abgeleitet werden, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein bestimmtes Alter erreicht wird. Zudem enthalten die Tafeln Sterbewahrscheinlichkeiten für jedes mögliche Lebensalter.
Entwicklung der Garantiekosten
Die Kosten für Garantien sind laut der IVEP-Studie seit dem Jahr 2000 ganz erheblich gestiegen. "Unter der Annahme einer Unisex-Tarifierung wäre im Jahr 2000 ein Einmalbeitrag von ca. 18.200 Euro notwendig gewesen, um einem Versicherungsnehmer eine lebenslange Rente von 100 Euro monatlich garantieren zu können. Durch die zum Teil starke Reduktion des Höchstrechnungszinssatzes von 4 Prozent auf nunmehr 1,25 Prozent hat sich dieser Betrag in den letzten 15 Jahren stetig erhöht. Im Jahr 2015 wäre für eine identische Garantieleistung eine Einmalprämie von über 29.100 Euro notwendig gewesen. Dies entspricht einem Anstieg gegenüber dem Jahr 2000 von über 60 Prozent.", heißt es in der Studie.
Die zukünftige Entwicklung
Bei einem Rechnungszins von null Prozent wären sogar 35.062 Euro für eine lebenslange Rente von 100 Euro monatlich notwendig. Im Vergleich zum Referenzwert aus 2015 mit einem Rechnungszins von 1,25 Prozent steigt der Einmalbeitrag damit um weitere 20 Prozent an. "Die Berechnungen zeigen deutlich auf, das bei einer weiteren Reduktion des Rechnungszinses die Kosten einer garantierten, lebenslangen Leibrente zum Teil erheblich steigen.", heißt es weiter in der Studie.
Festzuhalten ist, dass seit dem Erstellungsdatum der Studie der Höchstrechnungszins, der im Sprachgebrauch auch Garantiezins genannt wird, für Neuabschlüsse ab dem 01.01.2017 auf nur noch 0,9 Prozent abgesenkt wurde. Ausgehend von den Studienergebnissen haben sich damit die Garantiekosten seit 2005 um über 64 Prozent erhöht.
Der deutsche Garantie-Sparer
Auch die Deutsche Sparer müssen endliich begreifen, dass seriöse Garantien oberhalb des durchschnittlichen Inflationssatzes nicht mehr erhältlich sind. Selbst wenn es noch seriöse Garantien um die 1,5 - 2 Prozent gäbe, wäre dies nicht ausreichend. Denn die Garantien müssten zusätzlich noch deutlich über dem Inflationssatz liegen, um die entstehende Garantiekosten zu kompensieren.
Verbraucher müssen daher entscheiden, ob sie mit einer Garantie von einem Prozent zufrieden sind und damit nach Inflation und Garantiekosten einen bereits bei Abschluss des Vertrages feststehenden Verlust in Kauf nehmen wollen.
Die Alternative besteht darin auf Garantien zu verzichten, sich damit die Garantiekosten zu sparen, ein höheres Risiko einzugehen, aber sich gleichzeitig die Chance auf eine Rendite oberhalb der Inflationsrate zu erhalten. In unseren Nachbarländern hat sich diese Erkenntnis bereits vor vielen Jahren durchgesetzt, weltweit sowieso. Nur die Belgier und die Österreicher übertreffen die Deutschen noch in der Ineffektivität des Sparens.
Quelle: Allianz Global Wealth Report
Das etwas andere "Payback-Sparen"
Es ist unbegreiflich, warum die deutschen Sparer nicht "in ihren eigenen Verbrauch" investieren. Die Investition in Aktienfonds ist letztendlich nichts anderes als ein "Payback System". Der Begriff "Verbraucher" kommt nicht von ungefähr. Denn wir verbrauchen ständig die verschiedensten Dinge. Wir essen, wir trinken. Wir fahren Auto, brauchen dafür Kraftstoff, Reifen und weitere Verbrauchsgüter. Wir verbrauchen Strom und kaufen Kleidung. Wir fahren in den Urlaub, bauen Häuser und benötigen Unmengen an Wasser. Ständig verbrauchen wir irgendetwas. Hören wir damit morgen alle auf? Sicher nicht.
Warum investieren deutsche Verbraucher dann nicht in die Firmen, die das alles zur Verfügung stellen? Dies ist durchaus möglich und auch das Risiko kann breit gestreut werden. Ausgewogene Investmentdepots bieten sich hier geradezu an. Diese sind teilweise und unter bestimmten Voraussetzungen sogar stark staatlich gefördert.
In diesem Zusammenhang sind gerade für Geringverdiener Depots im Rahmen der Vermögenswirksamen Leistung (VL) interessant, die bis zu 20 Prozent staatlich gefördert werden und zu denen die Arbeitgeber oft sogar Unterstützungsbeiträge leisten. Und einen ganz bedeutenden weiteren Vorteil haben Investmentfonds darüber hinaus: Es handelt sich um ein sogenanntes Sondervermögen. Dadurch ist auch eine "Geldwegnahme" wie im Falle der Zypernkrise nicht möglich.