Der europäische Verband der Versicherungsvermittler hat gezählt und kommt für Deutschland im EU-Vergleich auf gar nicht so viele Vermittler. Deren Zahlen seien aber je Land und nationalen Eigenheiten zu relativieren. Die Briten haben die Anzahl der Vermittler nach Skandalen geradezu wegreguliert. Die Niederlande brauchen nicht so viele Verkäufer, weil die Bürger dort gut versorgt sind.
In Deutschland gibt es je 100.000 Einwohner 287 Versicherungsvermittler (in Summe 240.000 Beraterverkäufer). Diese Quote ähnelt Italien (249 Berater je 100.000 Einwohner) oder etwa der Slowakei (330) und Ungarn mit 293 Vermittlern, jeweils je 100.000 Einwohner. So berichtet es das „Versicherungsmagazin“ (VM) von Zahlen, die der EU-Verband der Assekuranzvertriebler (BIPAR) erhoben haben will. Allerdings seien die Zahlen der Vermittler nicht direkt vergleichbar, heißt es in dem Bericht.
Provisionsverbot ließ die britische Zahl der Vermittler schrumpfen
Zum einen stammten die Zahlenangaben je nach Nation aus den Jahren 2014 bis 2016; zum anderen sei der Begriff des Vermittlers in den EU-Staaten nicht einheitlich definiert. Ferner könne man, selbst wenn die Zahlen konkret wären, nicht von dem Verhältnis von Einwohnerzahl (hier je 100.000 Personen) zu Vermittler nicht auf den Beratungsbedarf in einem bestimmten Land schließen. Als Beispiel führt VM-Autor Prof. Matthias Beenken die Niederlande und das Vereinigte Königreich an.
Auf den britischen Inseln etwa sei die Quote mit 19 Vermittlern je 100.000 Einwohnern die niedrigste in der EU. Dies ist vor allem Folge eines Provisionsverbots, das seit 2013 in England für Sparverträge, nicht nur Versicherungen, gilt. Mit diesem Verbot hatte die britische Finanzaufsicht FCA (Credo und Programm: „Kunden fair behandeln“) vormals skandalösen Vertriebspraktiken auf der Insel Einhalt geboten. Dies ging so weit, das „besitzenden“ Lebensversicherern gar verboten wurde, ihre eigenen Kunden zu beraten.
Niederlande: Wenig Vermittler, weil wenig Beratungsbedarf
Stattdessen mussten britische Finanzhäuser abgekürzt erklärt Geld an die Aufsicht abführen, mit dem der Staat Beratungsgutscheine an die Sparer finanzierte, damit diese Sparkunden staatlich organisiert und fairer als zuvor beraten werden. Wer das verstehen will, der stelle sich den deutschen „Marktwächter Finanzen“ vor, der von Banken und Versicherern finanziert versuchte, falschen(?) Finanzrat von Allianz, Axa und Co. zu korrigieren. In der Breite sollen Briten ihr Geld mit kostengünstigen Robo-Advisern anlegen – letzteres setzte sich in Britannien wie auf dem Kontinent aber noch nicht durch.
Die Niederlande: Dort gilt inzwischen auch ein Provisionsverbot für Sparverträge. Aber es besteht dort makroökonomisch gesehen kein mit England vergleichbarer Beratungsbedarf. Weil die Niederländer in der Regel gut versorgt sind, etwa weil dort Betriebsrente quasi Pflicht ist (Opt-Out-Regel: wer nicht will, muss nein sagen). Weswegen die Niederlande (nach Estland: 32) mit 39 Beratern je 100.000 Bürgern eine der geringsten Beraterquoten aufweisen, so der der VM-Bericht.
Den EU-Rekord bei der Vermittlerdichte halten dem Bericht des VM zufolge Tschechien mit 1.582 und das Geldland Luxemburg mit 1.631 Vermittlern je 100.000 Einwohnern. Zur Erinnerung die deutsche Zahl: 287.