Verbraucherschützer empfehlen Aktien

Quelle: 3dman_eu@Pixabay.com

Wer 2001 Geld angelegt hat und bis 2016 dabei blieb, konnte nur mit Investment in Aktien mehr als einen Prozent Wertzuwachs nach der Inflation erzielen. Das zeigen Musterrechnungen des Portals Finanztip. Das Verbraucherportal wählt aber eine sehr eingeschränkte Anlagestrategie in Tagesgeld- und Festgeldkonten sowie ETFs.

In Sachen Altersvorsorge mögen es die Deutschen konservativ: Gut 1.928 Milliarden Euro parken sie laut Bundesbank als Sichteinlagen auf Giro- und Tagesgeldkonten. Und auch eine jüngste Studie im Auftrag der privaten Bausparkassen zeigt, dass die Bürger beim Thema Altersvorsorge auf vermeintliche Sicherheit geeicht sind. Bei der repräsentativen Umfrage, die der Marktforscher Kantar TNS durchgeführt hat, antworteten 42 Prozent der Bürger, dass sie ein Sparbuch besitzen. Es ist damit die beliebteste Geldanlage der Deutschen nach dem Girokonto, wo 41 Prozent ihr Geld parken.

Verbraucherportal rät zu Aktien

Doch weil diese Altersvorsorge-Formen im Niedrigzins kaum noch Geld abwerfen, droht die Geldentwertung durch Inflation. Das Online-Portal Finanztip hat anhand von drei Musterportfolios durchgerechnet, was ein Sparer hätte erwirtschaften können, wenn er seit 2001 sein Geld in verschiedene Anlagen investiert hätte und 15 Jahre dabeigeblieben wäre. Dabei wurde ein sicherheitsbewusstes, ein ausgewogenes und ein renditeorientiertes Profil unterschieden. Das Fazit der Musterrechnungen: „Wer aktuell mehr als 1 Prozent [Rendite nach Inflation – Anm. des Verfassers] will, kommt an Aktien nicht vorbei!“ Über die Modellrechnungen berichtet das Portal in einer Pressemeldung.

Bei Musterdepot Numero 1 wurde das Ersparte gleichmäßig zwischen Tages- und Festgeldkonten verteilt. Selbst da kann Finanztip noch die Inflation schlagen: das Portal errechnet eine durchschnittliche jährliche Rendite von 0,57 Prozent im Jahr nach Inflation. Selbst im schlechtesten Fall habe die Rendite noch bei 0,39 Prozent über der Inflation gelegen. Diesbezüglich gilt es jedoch zu bedenken, dass Finanztip mehrere Jahre einrechnet, in denen der Niedrigzins noch keine Realität war. Noch im Jahr 2008, vor Ausbruch der Finanzkrise, konnten die Sparer auf einen durchschnittlichen Tagesgeld-Zins von mehr als vier Prozent hoffen.

Musterdepot Numero 2 sollte ein ausgewogenes Profil abbilden. Und das bedeutet: 40 Prozent wurden in Aktien investiert, oder genauer: ETF auf den weltweiten Aktienindex MSCI World mit möglichst breiter Streuung. Der Rest wurde ebenfalls wieder zwischen Tages-und Festgeld hin- und hergeschoben. Damit erreichte der Sparer eine Rendite von durchschnittlich 1,28 Prozent pro Jahr und nach Inflation.

Musterdepot Numero 3 war für einen renditeorientierten Anleger gedacht. Hier steckten sogar 80 Prozent des Geldes in Aktien bzw. ETF auf MSCI World. 20 Prozent wurden in Tages- und Festgeld investiert. Und dieses Depot schnitt über den 15-Jahres-Zeitraum tatsächlich am besten ab: jährlich wurde ein Wertzuwachs von 1,8 Prozent erreicht. „Je mehr Geld in den Aktienfonds investiert wurde, desto höher der Ertrag“, kommentiert Finanztip.

Langfristiges Investment zahlt sich aus

Wer in Aktien investiert, sollte einen langfristigen Anlagehorizont mitbringen, empfiehlt das Verbraucherportal. „Anleger sollten ihr Geld mindestens 10, besser 15 Jahre entbehren können“, sagt Sara Zinnecker, Expertin für Geldanalage bei Finanztip. „So lassen sich Verluste durch mögliche Krisen ausgleichen.“ Anschauliches Beispiel ist Finanzkrise 2008: Wer beispielsweise im Februar 2004 renditeorientiert investierte und nach fünf Jahren auf dem Gipfel der Krise ausstieg, dessen Erspartes hat pro Jahr 5,76 Prozent an Wert verloren – die Inflation miteingerechnet. Dies entspricht in etwa einem Verlust von 25 Prozent auf die Anfangsinvestition. Nach 10 Jahren wäre jedoch aus dem kurzfristigen Verlust schon wieder ein Gewinn von jährlich 3 Prozent nach Inflation geworden.

ETFs, Tages- und Festgeld: Finanztip empfiehlt eingeschränkte Anlagestrategie

Finanztip beschränkt sich in seinen Modelldepots auf das Investment in Tages- und Festgeldkonten sowie Exchange-traded funds (ETF), also in der Regel passiv verwaltete Indexfonds, die die Entwicklung eines Index abbilden. Und tatsächlich heißt es auf der Webseite des Anbieters: „Als Basis jeder Geldanlage empfehlen wir einen Anlage-Mix aus Tagesgeld, Festgeld und günstigen Aktienfonds, den Sie individuell ausgestalten sollten“. Der ETF auf MSCI World wird dann auch explizit von der Webseite empfohlen.

Eine Anlagestrategie, die man auch kritisieren kann. Bei Tages- und Festgeld sind die Zinsen im Keller: hier trägt auch der gewählte Analysezeitraum in den Finanztip-Musterdepots dazu bei, dass sie knapp die Inflation schlagen können bzw. die Einrechnung eines langen Zeitraums vor der Zinsflaute. Wenn der Niedrigzins weiter anhält, dürfte mit einer derartigen Strategie die Geldentwertung kaum aufzufangen sein.

Auch ETFs wurden als Anlagestrategie kritisiert. Cornelia Fentzahn, Leiterin Investmentfonds- und Depotanalyse des Leipziger Maklerpools Invers, bezeichnete in einem Gastkommentar für das Versicherungsbote Fachmagazin 01/2017 ETFs als „riskanten Liebling von Medien und Verbraucherschutz“.

Gründe für die ETF-Kritik: die meisten Indizes investieren prozyklisch, ein Gegensteuern bei negativen Entwicklungen auf dem Markt ist schwer möglich. Fentzahn schreibt: „Fakt ist: Ein Indexfonds deckt einen Markt ab und damit auch alle Katastrophen, die sich auf dem Markt befinden.“ Zudem sei der Markt für ETFs stark angewachsen und für viele Privatanleger undurchschaubar. Ein weiteres Problem sei die mangelnde Liquidität vieler ETFs. Das werde „insbesondere dann gefährlich, wenn es an den Märkten wieder einmal abwärts geht.“

Das "magische Dreieck der Vermögensanlage"

Möglichkeiten der Altersvorsorge gibt es viele, auch solche, die Finanztip hier nicht berücksichtigt: Von staatlich geförderten Produkten über Lebensversicherungen bis hin zu Banksparplänen. Dabei gilt der Grundsatz: Private Anleger sollte nur in Produkte investieren, die sie verstehen und mit denen sie sich intensiv auseinandergesetzt haben.

Anlageexperten empfehlen, sich am sogenannten "magischen Dreieck der Vermögensanlage" zu orientieren. Stark vereinfacht lässt sich dies mit drei Fragen ausdrücken: Wie rentabel ist eine Geldanlage, wie hoch ist ihr Risiko und wie verfügbar ist das angelegte Geld, wenn ich darauf zugreifen will? (Rentabilität, Sicherheit und Liquidität) Das Risiko einer Anlage lässt sich minimieren, indem der Sparer das Geld streut und nicht in ein einziges Produkt investiert.