Sollen Punkte in der Flensburger Verkehrssünder-Datei stärker bei den Prämien der Kfz-Versicherung abgefragt werden, so dass Verkehrssünder höhere Prämien zahlen müssen? Diese Debatte regt aktuell ein Direktversicherer an. Das Problem: Die Versicherer haben oft gar keinen Zugriff auf die entsprechenden Daten und sind auf die Ehrlichkeit der Autofahrer angewiesen.
Mit einem 24stündigen Blitzmarathon nahm die Polizei am Mittwoch in vielen Bundesländern Raser ins Visier. Unrühmlicher Spitzenreiter war ein Leipziger Bürger, der mit 140 Stundenkilometern statt der erlaubten 50 km/h durch die Innenstadt raste. Ihm drohen nun zwei Punkte in Flensburg, ein dreimonatiges Fahrverbot und eine Geldstrafe. Bundesweit müssen sich nun wieder tausende Autofahrer darauf einstellen, dass sie in den nächsten Tagen einen Bußgeldbescheid erhalten.
Sollten Punkte in der Flensburger Verkehrssünderdatei künftig auch bei der Kfz-Versicherungs-Prämie berücksichtigt werden? Dies hat die Sparkassen-Direkt-Versicherung mit Sitz in Düsseldorf angeregt. Nicht von ungefähr, zählt der Versicherer doch zu den Pionieren auf dem Kfz-Versicherungs-Markt. Als erster Anbieter überhaupt startete die S-Direkt 2013 einen Telematik-Tarif in Deutschland, bei dem das individuelle Fahrverhalten mit einer Black Box gemessen und bei der Prämie berücksichtigt wird. Zwar hat der Versicherer seinen Tarif aufgrund hoher Kosten wieder vom Markt genommen, will ihn aber wieder einführen (der Versicherungsbote berichtete).
Die Hälfte stimmt zu, dass Punkte in Flensburg in die Prämie einfließen sollen
Der Versicherer fragte Besucher seiner Webseite in einer nicht repräsentativen Umfrage: „Nehmen wir einmal an, die Anzahl Ihrer Punkte in Flensburg würde sich auch auf Ihre Prämie auswirken – wie fänden Sie das?“ Immerhin mehr als jeder zweite Befragte (53 Prozent) stimmte der Aussage zu: „Sehr gut – wer vorsichtig fährt, soll auch belohnt werden“. 12 Prozent fänden eine solche Regelung immer noch „interessant“. 14 Prozent machten ihre Zustimmung davon abhängig, wie sich das am Ende konkret auf die Versicherungsprämie auswirken würde. Und etwas mehr als jeder Fünfte (21 Prozent) antwortete, sie seien gegen eine solche Regelung, weil Raser damit doppelt bestraft würden. Über die Umfrage berichtete am Mittwoch die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ).
"Alles, was dazu beiträgt, den Straßenverkehr sicherer zu machen, Unfälle und vor allem Personenschäden zu vermeiden, sollte aus unserer Sicht eine Rolle in der Preisfindung für Versicherungstarife spielen“, positioniert sich Jürgen Cramer, Vorstand der S-Direkt, laut Pressemeldung. Zumindest für die schwarzen Schafe unter den Autofahrern wäre es aus seiner Sicht ein richtiges Signal. Auch deshalb, weil gerade Rasern Punkte egal seien, Geldstrafen oder finanzielle Einbußen aber eher nicht.
Doch es gibt ein Problem: Die Versicherer haben gar keinen unmittelbaren Zugriff auf die Verkehrssünder-Datei. Und so sind die Gesellschaften auf die Ehrlichkeit der Fahrzeughalter angewiesen, wenn sie den Punktestand in Flensburg bei der Prämie berücksichtigen wollen. Immerhin 55 Versicherer fragen die Flensburg-Punktzahl beim Antrag einer Kfz-Versicherung ab, berichtet die FAZ mit Berufung auf das Vergleichsportal Verivox. Darunter sind Anbieter wie die Axa, Allsecur, BBV und Europa.