Hausratversicherung: Zum ersten Mal innerhalb der letzten zehn Jahre ist die Zahl der versicherten Wohnungseinbrüche 2016 leicht zurückgegangen. Das geht aus dem „Einbruch-Report 2017“ des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hervor. Demnach sind im Jahr 2016 140.000 versicherte Einbrüche an die Hausratversicherung gemeldet worden. Grund zur Entwarnung sieht der Branchenverband dennoch nicht.
Die Zahl der versicherten Wohnungseinbrüche ging 2016 leicht zurück – und verbleibt dennoch auf sehr hohem Niveau. Laut dem vorläufigen „Einbruch-Report 2017“ des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) wurden im Vorjahr 140.000 Wohnungseinbrüche an die Versicherer gemeldet. Im Vergleich zu 2015, als sich Langfinger 160.000 unbefugt Zugang zu Wohnungen verschafften, bedeutet das einen Rückgang um zehn Prozent.
385 versicherte Einbrüche pro Tag, 16 pro Stunde
Trotz der erfreulichen Entwicklung sieht der Branchenverband keinen Grund zur Entwarnung. Im bundesweiten Schnitt schlugen Kriminelle 385mal pro Tag zu – das bedeutet 16 Einbrüche pro Stunde. Folglich warnt GDV-Präsident Alexander Erdland davor, das Einbruch-Risiko zu unterschätzen.
So habe eine repräsentative forsa-Umfrage im Auftrag des GDV ergeben, dass einerseits jeder dritte Bürger (35 Prozent) Angst vor Einbrechern hat. Das persönliche Risiko werde hingegen unterschätzt. Fast die Hälfte der Befragten (49 Prozent) antwortete, bei ihnen gäbe es wenig zu holen und für Diebe interessantere Objekte. „Dieser Verdrängungsmechanismus ist so alt wie gefährlich: Es passiert anderen, aber nicht mir. Ein fataler Fehler, denn jeder kann Opfer eines Einbruchs werden“, so Erdland. Für die Umfrage wurden 1002 Bürger ab 18 Jahren befragt.
„Der Rückgang der Einbrüche ist ein erfreulicher Lichtblick. Allerdings verzeichnen wir immer noch deutlich mehr Einbrüche als vor fünf oder zehn Jahren – von einer Trendwende können wir derzeit also nicht ausgehen“, sagt GDV-Präsident Erdland. Zum Vergleich: 2007 wurden 110.000 versicherte Wohnungseinbrüche gezählt (siehe Grafik 1).
Rollläden: ja, mechanische Sicherung: nein
Ein weiteres Ergebnis der forsa-Umfrage, die Teil des aktuellen Einbruch-Reportes ist: Noch immer ist die Bereitschaft zu gering, in zusätzliche Sicherheitstechnik zu investieren. Beim zusätzlichen Schutz gegen Einbrecher vertrauen die meisten Hausbesitzer zwar auf Rollläden an den Fenstern (56 Prozent) und Bewegungsmelder im Außenbereich (46 Prozent). Doch speziell in mechanische Sicherung wird wenig investiert. Abschließbare Fenstergriffe gehörten nur bei jedem Vierten zur Ausstattung, und nur bei jedem Fünften waren die Balkon- oder Terrassentür zusätzlich gesichert.
Der Verzicht auf zusätzliche Sicherungsmechanik – ein Fehler. Denn für viele Kriminelle ist Zeit ein wichtiger Faktor: Kommen sie nicht rasch in die Wohnung, brechen sie den Einbruch oft ab. „Die meisten Einbrecher arbeiten unter Zeitdruck. Für das Aufbrechen eines Fensters reichen oft schon 10 bis 15 Sekunden. Ein guter Schutz gegen Einbrüche sind daher alle Maßnahmen, die den Zeitaufwand des Täters erhöhen“, heißt es im Einbruch-Report des GDV.
Abschließbare Fenstergriffe verhindern zum Beispiel, dass ein Fenster nach Einschlagen der Scheibe durch einen einfachen Griff von innen aufgehebelt werden kann. „Nur selten zwängen sich Täter durch eingeschlagene Scheiben. Sie fürchten die Verletzungsgefahr und Blutspuren, die sie per DNA-Analyse überführen könnten“, erklärt Ulrich Wollenberg, Experte für mechanische Sicherungssysteme, in einem Interview mit dem Berliner „Tagesspiegel“. Auch die Scharniere und Fensterseiten lassen sich mit zusätzlichen Schließeinrichtungen verstärken (siehe Grafik 2).
Wer zur Miete wohnt, scheut oft die zusätzlichen Kosten für Sicherheitstechnik. Denn der Vermieter ist nicht verpflichtet, die Einbruchsicherheit der Wohnung durch zusätzliche Maßnahmen zu erhöhen, berichtet der GDV. Entsprechend stimmen 44 Prozent der befragten Mieter der Aussage zu: „Ich will als Mieter nicht in fremdes Eigentum investieren“. Weitere 14 Prozent beklagen, dass der Vermieter sich nicht an den Kosten für mehr Sicherheit beteiligen wolle. In drei Prozent der Fälle hat der Vermieter sogar den Einbau zusätzlicher Sicherheitstechnik verboten.
Auch laut Kriminalitätsstatistik weniger Wohnungseinbrüche
Dass die Zahl der Wohnungseinbrüche rückläufig ist, geht auch aus der Polizeilichen Kriminalstatistik für 2016 hervor, berichtet "Der Spiegel" vorab. Die Polizei habe demnach im vergangenen Jahr rund 151.000 Einbrüche registriert. Das seien fast zehn Prozent weniger als 2015. Die Kriminalstatistik für 2016 wird am Montag 13:00 Uhr von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) in Berlin vorgestellt.