Banken: Filialsterben könnte sich in den nächsten Jahren beschleunigen

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Die Banken bauen immer mehr Filialen ab. Bis zum Jahr 2025 könnten fast ein Drittel aller noch bestehenden Filialen geschlossen werden, so eine Prognose. Wer Bargeld abheben will oder ein persönliches Gespräch zur Anlageberatung sucht, schaut immer öfter in die Röhre.

Wer in dem Ostthüringischen Ort Zeulenroda Bargeld abheben will, hat keine große Auswahl mehr. Zwei Filialen werden noch in dem 13.000 Einwohner-Ort unterhalten: eine Filiale der Sparkasse und eine der Commerzbank. Wem das nicht genügt, muss mindestens 15 Kilometer zum nächsten Geldautomaten fahren. Doch in vielen Kleinstädten gibt es gar keine Bankfiliale mehr. Im Umkreis von Leipzig werden beispielsweise mehrere Kommunen nur mit einem Sparkassen-Bus bedient, der einmal wöchentlich vorbeikommt und Bargeld bringt.

Experten erwarten, dass sich Filialsterben beschleunigt

Die Banken bauen ihre Filialen ab – und es ist kein Ende in Sicht. Wie das Handelsblatt berichtet, könnte sich das Filialsterben in Deutschland noch beschleunigen. Bis zum Jahr 2025 soll sich die Zahl der Filialen von 34.000 im Jahr 2015 auf dann 20.000 reduzieren, so prognostiziert die Unternehmensberatung Investors Marketing auf Basis einer eigenen Umfrage unter 100 Bank-Vorständen. Das würde einen Rückgang um 41 Prozent bedeuten.

Einigkeit herrscht laut Umfrage über die Gründe für den beschleunigten Rückgang. Insbesondere die Regionalbanken müssten Kosten sparen, um die stark rückläufigen Zinsüberschüsse auszugleichen und gleichzeitig die digitalen Kanäle auszubauen, berichtet Investors Marketing. Allein im Privatkundenbereich machen die Mitarbeiter in den Filialen rund 40 Prozent der Gesamtkosten aus, berichtet Holger Sachse, Partner der Beratungsgesellschaft Boston Consulting Group (BCG), dem Handelsblatt.

Die Dauerniedrigzinsen sorgen demnach für einen massiven Ertragsdruck. Doch schon vor dem Niedrigzins haben die Banken massiv den Rotstift angesetzt: Allein zwischen 2000 und 2015 sank die Zahl der Mitarbeiter bei privaten Banken pro Jahr um 1,3 Prozent, wie aus Zahlen des Arbeitgeberverbandes des privaten Bankgewerbes (AGV Banken) hervorgeht.

Anhaltender Filialabbau

Bereits im Jahr 2016 wurden viele Filialen dicht gemacht. Rund 470 fielen allein bei den Genossenschaftsbanken weg, berichtet das Handelsblatt mit Berufung auf den Branchenverband BVR. Und auch die Sparkassen haben ihre Zweigstellen um 900 reduziert.

Dennoch sind die öffentlichen Banken immer noch mit dem größten Filialnetz vertreten: Die Genossenschafts-Banken unterhalten 11.800 Anlaufstellen, die Sparkassen 10.600. Die Zahl wird weiter sinken. Der Verbund der Volksbanken und Raiffeisenbanken hat etwa angekündigt, von 2015 bis 2018 rund 2.500 Filialen aufgeben zu wollen.

Ein ähnliches Bild bei den privaten Geldhäusern. Der Branchenprimus Deutsche Bank hat im Herbst letzten Jahres den Abbau von weiteren 4.000 Vollzeitstellen angekündigt, viele im Privatkundengeschäft. Auch die Commerzbank kehrt mit eisernem Besen. In Deutschland sollen 7.800 Jobs wegfallen – in fast allen Bereichen.

Commerzbank: "Um wachsen zu können, brauchen wir Filialen"

Dass der Abbau von Filialen auch Grenzen hat, zeigt aber gerade die Commerzbank. Das Geldhaus musste jüngst Gerüchten entgegentreten, dass es auch die Filiale im Thüringischen Zeulenroda dicht machen könnte - und dementierte. Die rund 1.000 bestehenden Filialen in Deutschland sollen trotz Jobabbau weitestgehend erhalten bleiben.

"Um wachsen zu können, brauchen wir Filialen. 70 Prozent der Beratung werden noch über Filialen gewonnen", sagte Sabine Schanzmann-Wey, Pressesprecherin der Commerzbank für die Region Ost, der "Ostthüringer Zeitung" (OTZ). Und auch Finanzanlagen-Vermittler können davon profitieren, wenn sich immer mehr Banken aus bestimmten Regionen zurückziehen: Viele Kunden wünschen weiterhin eine persönliche Beratung vor Ort, wenn es um die eigenen Finanzen geht.