Zurich-Chef Mario Greco äußerte sich in einem Handelsblatt-Interview zu den Folgen der Digitalisierung. Die Branche erlebe eine Revolution, positioniert sich der italienische Manager, die dazu führe, dass sich die Versicherer zunehmend in Sieger und Verlierer aufspalten würden. Das bedeute aber nicht zwangsläufig einen Jobabbau.
„Zahl der Versicherer ist klar zu hoch!“
Zwar sieht der 58jährige Manager die Branche nicht in „ernsthaften Schwierigkeiten“. Er glaubt aber, dass nicht alle Versicherer die aktuellen Wandel überstehen werden: Denn Niedrigzins, neue Wettbewerber wie Insurtechs und die Krise der Lebensversicherung setzen die Branche unter Druck. Hier sieht Greco eine Marktsättigung erreicht, die aber infolge der Digitalisierung zu einer Marktbereinigung führen werde.
„Wir haben derzeit ungefähr 4.000 Versicherer in Europa, ungefähr weitere 4.000 in den USA und viele in Asien, deren Anzahl nicht zu schätzen ist. Aber die Zahl ist klar zu hoch. Wir werden in einigen Jahren deutlich weniger Assekuranzen haben“, so Greco. Der Grund sei, dass zunehmend die Kunden das Wachstum des Marktes bestimmen würden, „weil sie dorthin gehen, wo sie glauben, dass es am besten für sie ist.“
Branche spaltet sich zunehmend in Gewinner und Verlierer
Das habe auch Auswirkungen auf den Markt: Die Branche werde sich zunehmend in Gewinner und Verlierer aufteilen, statt eine homogene Entwicklung zu durchleben. Hierbei sieht Greco nicht unbedingt jene Versicherer auf der Siegerstraße, die technisch am besten aufgestellt sind und am meisten Geld in Digital-Initiativen investieren. Was die Gewinner von den Verlierern unterscheide: „dass die Gewinner ihre Kunden genau verstehen und begreifen, wie sehr die digitale Welt die Ansprüche an unsere Branche verändert.“ Die Zurich werde zu den Gewinnern der Branche zählen, ist sich Greco sicher.
Auf den Jobabbau beim Wettbewerber Allianz angesprochen – der Versicherer will erneut 570 Stellen streichen (der Versicherungsbote berichtete) – betont Greco in dem Handelsblatt-Interview, dass der Wandel nicht grundsätzlich mit einem Jobabbau verbunden sei. Vielmehr müssten die Mitarbeiter der Versicherer bereit sein, umzulernen und neue Tätigkeiten auszuführen, denn „die neuen Technologien bringen auch neue Tätigkeiten mit sich“, so Greco.
Der studierte Wirtschaftswissenschaftler Mario Greco leitet die Zurich Insurance Group seit dem 1. Mai 2016 als Nachfolger von Martin Senn, der sich das Leben nahm. Zuvor war er unter anderem für McKinsey und die Allianz-Tochter RAS tätig. Von 2012 bis 2016 war er Chef der Generali, die er inmitten der Schuldenkrise übernommen hatte. Dort setzte er ein hartes Sparprogramm durch.