Die Ergo muss mit ihrem Umbauprogramm liefern und Kosten deutlich senken: Das fordert Joachim Wenning, Chef der Konzernmutter Munich Re, in einem aktuellen Zeitungsinterview. Neuen Geldstützen für die Ergo erteilte er eine Absage.
„Ergo wird liefern“ – und Kosten senken
"Bei der Ergo könnten wir theoretisch den Fehler begehen und sagen: Wenn Ergo nicht liefert, wir zahlen immer. Das machen wir nicht, und das weiß Ergo auch", sagte Wenning der Süddeutschen. "Wir investieren massiv, etwa in die IT, aber wir senken auch die Kosten", so Wenning.
Dabei machte der Manager auch deutlich, woher der Wind künftig weht: Auf allzu großzügige Unterstützung durch den Mutterkonzern darf sich die Ergo nicht mehr verlassen. Auf die Frage hin, ob die Ergo bald eine Milliarde Euro aus München brauche, antwortete Wenning: "Die wird nicht abgefordert werden. Ergo wird liefern."
Stellenabbau und ehrgeiziges Umbauprogramm
Damit tatsächlich die Kosten sinken, hat die Ergo im Sommer letzten Jahres ein ehrgeiziges Umbauprogramm angestoßen, das den Abbau von 1.800 Vollzeitstellen vorsieht. Auch 18 Standorte sollen eingestampft werden. Bis 2020 will der Versicherer operativ 540 Millionen Euro pro Jahr einsparen.
Zudem will sich der Versicherer fit machen für die Generation der „Digital Natives“, die Versicherungen per App nutzt. Dafür hat die Ergo ein ehrgeiziges Digital-Programm angestoßen. Die Düsseldorfer gründeten zum Beispiel mit "Ergo digital" ein hauseigenes Start-up-Labor. Maßnahmen, die zunächst Geld verschlingen, und zwar viel Geld. Eine Milliarde Euro hat die Ergo von ihrer Konzernmutter für den Umbau in die Hand bekommen (der Versicherungsbote berichtete).
Auch, weil der Umbau des Düsseldorfer Erstversicherers Investitionen erfordert, schreibt die Ergo rote Zahlen. Auf 40 Millionen Euro bezifferte sich das Jahresminus 2016; im Jahr zuvor belief sich der Verlust noch auf die Hälfte.
Erste Erfolge beim Konzernumbau
Immerhin können die Düsseldorfer erste Erfolge vorzeigen. In den ersten fünf Monaten des Jahres habe der Versicherer seine Ausschließlichkeitsorganisation auf nun 55 Standorte in Deutschland reduzieren können, heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens. Auch sei der Arbeitsplatzabbau von rund 1.800 Arbeitsstellen bereits zu mehr als 50 Prozent realisiert worden.
Doch beim Stellenabbau gerät die Neuordnung des Konzerns ins Stocken: Für rund 635 Beschäftigte konnte bisher keine Einigung mit den Arbeitnehmer-Vertretern erzielt werden, berichtet Ergo-Chef Markus Rieß im Mai in einem Interview. Inzwischen werden betriebsbedingte Kündigungen nicht mehr ausgeschlossen. In fünf Jahren soll der dauerkriselnde Versicherer wieder 600 Millionen Euro zum Konzernergebnis der Munich Re beisteuern.