80 Prozent der Versicherungsvermittler erzielen einen Brutto-Stundengewinn von bis zu 46 Euro. Das ergab die aktuelle BVK-Strukturanalyse für das Jahr 2016. Was zunächst viel klingt, relativiert sich, wenn man Steuern- und Sozialaufwendungen sowie Privatvorsorge abrechnet: Dann bleiben 23 Euro übrig, bei hohem unternehmerischem Risiko. Nachwuchskräfte und Frauen überzeugt das zunehmend nicht: Sie bleiben dem Versicherungsvertrieb fern.
Mehr als die Hälfte der Versicherungsvermittler konnte 2016 ihren Gewinn nicht erhöhen. Das geht aus der BVK-Strukturanalyse 2016 hervor, für die insgesamt 3.828 Vermittler befragt wurden. Im Gegenteil: Mehr als ein Viertel der Befragten (27,4 Prozent) mussten gegenüber dem Vorjahr sogar einen Rückgang des Gewinns verkraften. Dies berichtet der Bundesverband der Versicherungskaufleute (BVK) in seiner Mitgliedermagazin „VersicherungsVermittlung“ von Juli und August 2017.
Die Folge: Mehr als jeder vierte Vermittler (28,3 Prozent) erzielte 2016 einen Gewinn von weniger als 80.000 Euro. Eine Gewinnspanne von 80.000 bis 120.000 Euro gab knapp jeder fünfte Befragte an (19,3 Prozent). Bei den Zahlen handelt es sich um Bruttogewinne, wie der Verband mitteilt. Die Großverdiener mit einem Jahresgewinn von mehr als 500.000 Euro waren mit 4,8 Prozent eher eine kleine Gruppe. Weitere Zahlen finden sich auf der Seite des Versicherungsjournals, das die Studie redaktionell betreute.
Michael Goßheger, Mitglied der Kommission für Betriebswirtschaft im BVK, erläutert: „Was zählt, ist der Gewinn! Dieser wird hier definiert als Gewinn je Inhaber (vor Steuern und Vorsorgeaufwendungen), also ausdrücklich nicht als Nettogewinn. Nichts ist für den eigenen Ertrag bedeutsamer.“ Der durchschnittliche Gewinn pro Stunde im Außendienst, Innendienst und für verwaltende Tätigkeiten sei im Wesentlichen von den Faktoren Arbeitszeit und Gesamteinnahmen abhängig.
Für selbständige Tätigkeit bleiben 23 Euro und weniger pro Stunde übrig
80 Prozent der Befragten haben einen Brutto-Stundenlohn von bis zu 46 Euro angegeben, berichtet Goßheger weiter. Und rechnet vor, wie sich der Ertrag verringert, wenn man die Kosten berücksichtigt: „Zieht man davon noch ca. 50 Prozent für Steuern, Alters-, Hinterbliebenen- und Krankenvorsorge ab, bleiben 23 Euro, mitunter deutlich weniger, für eine selbständige Tätigkeit mit Unternehmerrisiko übrig“, schreibt Goßheger.
Dass diese Gewinnaussichten nicht genug sind, um Nachwuchskräfte zu motivieren, zeige sich am Nachwuchsmangel im Vertrieb, kommentiert Goßheger. Denn dem Vertrieb wächst so manches graue Haar. Fast die Hälfte aller befragten Vermittler (46 Prozent) gab an, älter als 50 Jahre zu sein.
Frauenanteil im Vertrieb: 7,9 Prozent
Eine weitere Erkenntnis der Studie: Frauen lassen sich kaum für eine Tätigkeit im Versicherungsvertrieb begeistern. 92,1 Prozent der Umfrageteilnehmer waren Männer, womit sich der Männeranteil gegenüber der letzten Studie vor zwei Jahren sogar noch erhöht hat (2014: 91,4 Prozent). Das hängt auch mit der vergleichsweise hohen Wochenarbeitszeit im Vertrieb von durchschnittlich 46 Stunden zusammen, die es Frauen erschwert, Beruf und Familie zu vereinbaren.
Hintergrundinformationen: Die BVK-Strukturanalyse wird alle zwei Jahre durchgeführt. An der aktuellen Untersuchung beteiligten sich 3.828 Vermittler, die zwischen Dezember 2016 und März 2017 befragt wurden. 93 Prozent der Umfrageteilnehmer waren Einfirmenvertreter, 5,5 Prozent Versicherungsmakler und 1,5 Prozent Mehrfachvertreter.