"Fonds lediglich nach der Rendite der Vergangenheit auszuwählen, ist ein Fehler den Vermittler nicht machen sollten.", warnt Cornelia Fentzahn. Im Interview erklärt uns die Leiterin des Bereichs Investmentfonds und Depotanalyse beim Maklerpool Invers, woran man einen guten Fondsmanager erkennt, welche Gebühren nicht fair sind, wann Fondsmanager besser ins Casino gehen sollten und was der dümmste Grund ist, einen Wert zu kaufen.
Versicherungsbote: Warum ist es wichtig, die Fondsmanager auszuwählen, die zum individuellen Kundenwunsch passen?
Cornelia Fentzahn: In Zeiten von Null-Zins-Politik halten immer mehr Anleger Ausschau nach alternativen Anlageformen zu Sparbuch, Tagesgeld, kapitalisierenden Lebensversicherungen oder Bausparverträgen.
Die beste Anlageform für Privatanleger sind offene Publikumsfonds. Sie gehören zu den am meisten regulierten und aufgrund des Sondervermögens zu den sichersten Geldanlagen in Deutschland. Zudem sind sie fair, transparent, flexibel und vor allem renditestark. In Deutschland stehen tausende von offenen Publikumsfonds zur Auswahl. Die Frage der richtigen Auswahl ist also sehr wichtig.
Die einfachste Kennzahl einen Fonds auszusuchen, ist wohl die Wertentwicklung. Warum ist diese Wahl die vermutlich schlechteste?
Sogenannte Hitlisten, wie sie auch gern von Verbraucherschutzmagazinen veröffentlicht werden, können zu einem sehr bösen Erwachen führen. Zahlreiche Analysen beweisen, dass Fonds, die in Ranglisten zu einem bestimmten Zeitpunkt ganz oben stehen, schon kurze Zeit später im unteren Drittel wieder zu finden sind. Ohne zu hinterfragen, wie diese Ergebnisse zustande gekommen sind, gleicht das einer Autofahrt. Die Frontscheibe ist dabei zugeklebt, der Blick geht ausschließlich in den Rückspiegel. Wenn Sie dann auf das Gaspedal treten, kommt der nächste Baum garantiert! Machen Sie also bitte nicht den Fehler, Fonds lediglich nach der Rendite der Vergangenheit auszuwählen.
Seit geraumer Zeit empfehlen unter anderem dieselben Verbraucherschutzmagazine die Anlage in kostengünstige Indexfonds (sog. ETF’s), die ausschließlich ohne logischen Menschenverstand einen bestimmten Markt abbilden. Dadurch erwerben Sie automatisch alle Katastrophen, die sich in diesem Markt befinden. Und das derzeit auch noch zu überteuerten Preisen. Das würde ich mir nicht nur jetzt gut überlegen.
Können Ratings, die auch die Qualität von Fondsmanagern beurteilen, helfen?
Richtig ist, dass es einige wenige Ratingagenturen gibt, die nicht nur die quantitative, sondern auch die qualitative Arbeit von Fondsmanagern beurteilen. Leider sollten auch diese mit einem gesunden Maß an Skepsis betrachtet werden. Die Erstellung eines Ratings kostet logischerweise Geld. Solange diese Kosten von den Fondsgesellschaften bezahlt werden und nicht etwa von den Personen, die sie nutzen, darf die Objektivität hinterfragt werden. Sich allein auf die Urteile von Ratingagenturen zu verlassen, kann also auch nach hinten losgehen.
Woran erkennen Anleger also einen guten Fondsmanager?
"Kaufe, was Du verstehst! Verstehe, was Du besitzt!", sagte schon der US-amerikanische Großinvestor Warren Buffett. Gute aktive Fondsmanager sind von ihrem Investmentansatz so überzeugt, dass sie selbst mit eigenem Vermögen nennenswert in ihrem Fonds investiert sind. Das Managementkonzept ist verständlich und nachvollziehbar. Wie sonst sollte eine Anlage langfristig funktionieren, wenn sie niemand verstehen kann?
Diese Fondsmanager bleiben ihrer Überzeugung treu und richten ihre Fähnchen nicht etwa nach monetär gesteuerten Winden. Das heißt, sie können an ihrer Anlagestrategie festhalten, egal welche Ausrichtung ihr Arbeitgeber gerade verfolgt oder ob institutionelle Investoren Druck ausüben. Häufig sind solche Managerpersönlichkeiten selbst Inhaber einer Fondsgesellschaft und können somit ihre Überzeugung leben.
Gute Fondsmanager investieren erst in eine Anlageidee, wenn diese ihren qualitativen Maßstäben entspricht und entsprechend günstig erworben werden kann. Der dümmste Grund, einen Wert zu kaufen, ist wohl, weil dieser in einem Index enthalten ist. Das heißt gute Fondsmanager weichen sinnvollerweise ganz bewusst und zum Teil deutlich von einem bestimmten Vergleichsindex ab. Das können passive Indexfonds nicht bieten.
Weitere Faktoren an denen Anleger einen guten Fondsmanager erkennen
Was sind weitere Faktoren, anhand derer Anleger einen guten Fondsmanager erkennen?
Anleger sollten auf Schlüsselqualifikationen wie Transparenz und Informationspolitik achten. Gute Fondsmanager kommunizieren sehr deutlich, wie Anlageideen den Weg in ihren Fonds finden. Sie äußern sich offen und vor allem konstruktiv über bestimmte Werte.
Kein Anleger möchte gern in eine Blackbox investieren. Das gilt sowohl für die Zeit vor der Kaufentscheidung, als auch für die Zeit der Haltedauer. Kein Fonds funktioniert immer gleich gut. In turbulenten Phasen erwarte ich eine proaktive Informationspolitik, die es mir ermöglicht, die Strategie auch weiter nachzuvollziehen. Häufig betreiben Fondsgesellschaften dann allerdings eine Vogel-Strauß-Politik und stellen einfach andere sogenannte Fokus-Produkte ins „Schaufenster“. Der logische Menschenverstand sollte hier die ersten Alarmglocken zum Läuten bringen.
Ein weiterer Warnhinweis ist ein geänderter Inhalt von Unterlagen, die dem Anleger zur Verfügung gestellt werden. Fehlen nennenswerte Daten, die ein Anleger benötigt, um die Qualität weiter beurteilen zu können, sollten Sie hellhörig werden. Das gilt natürlich auch für Informationen, die auf einmal gar nicht mehr dargestellt werden.
Auch gute Fonds können sich negativen Marktphasen nicht immer entziehen. Wie sollten gute Fondsmanager sich auf solche Turbulenzen vorbereiten?
Verantwortungsvolle Fondsmanager lassen sich nicht von Investorenströmen leiten. Sie beachten diese allerdings sehr wohl.
Wenn also zu viele Anleger prozyklisch in eine Richtung laufen, sollten sie logischerweise antizyklisch das Gegenteil tun. Gute Fondsmanager kaufen Unternehmen unabhängig davon, ob sie in einer bestimmten Region, Sektor oder einem Index enthalten sind. Sie interessiert einzig und allein die Qualität des Unternehmens. Ist es heute in der Lage, Umsatz und Gewinn zu steigern. Sind die Voraussetzungen geschaffen, dass es diesem Unternehmen auch in fünf oder zehn Jahren gelingt, Umsatz und Gewinn nachhaltig zu steigern. Die Unternehmensführung denkt dabei nicht unbedingt in viertel-jährlichen Bilanzzyklen, sondern vielmehr langfristig. Solche Qualitätsunternehmen versucht ein Fondsmanager günstiger zu kaufen, als sie wert sind. Das ist langfristig gesund und auch für jeden Anleger verständlich. Erreicht ein solches Unternehmen seinen fairen Marktpreis, wenn etwa die Börsen sehr gut gelaufen sind, dann werden Gewinne mitgenommen und diese in andere günstige Qualitätsunternehmen investiert.
Finden gute Fondsmanager keine Unternehmen, die ihren Maßstäben entsprechen und die sie günstig erwerben können, dann halten sie die Füße still und investieren nicht. Das kann bedeuten, dass die Cash-Quote gerade in Phasen von Marktübertreibungen höher ist. Das ist in meinen Augen die beste Vorbereitung auf turbulente Börsenphasen.
Welche Rolle spielt das Fondsvolumen bei der Auswahl von offenen Publikumsfonds?
Je nach Fondskonzept kann das Volumen eine sehr entscheidende Rolle spielen: Wenn Fondsmanager vorwiegend eine Expertise in der Auswahl von kleinen und mittleren Unternehmen haben, oder sie in weniger liquiden Marktsegmenten engagiert sind, wird ihr Ansatz bei zu hohem Volumen kaum mehr investierbar.
Gute Fondsmanager erkennen ihr Limit und gehen entsprechend verantwortungsvoll gegenüber den bereits investierten Anlegern vor. Eine Möglichkeit wäre es den Fonds dann für neue Kundengelder zu schließen, um den erfolgreichen Ansatz zu schützen.
Aktive Fonds sind teurer als Indexfonds. Unterscheiden sich auch hier die guten Fondsmanager?
Selbstverständlich. Für Anleger ist es wichtig und richtig auf die Gebührenstruktur eines Fonds zu achten. Diese muss transparent, aber vor allem fair sein. Eine erfolgsabhängige Gebühr sollte dann gezahlt werden, wenn tatsächlich ein über das normale Maß hinaus gehendes positives Anlageergebnis erzielt wird.
In einigen überwiegend großen Investmenthäusern fällt eine sogenannte Performancegebühr allerdings schon an, wenn ein Ergebnis über null Prozent erzielt wird. Bei Verlusten fällt allerdings keine Strafgebühr an. Das ist nicht fair.
Wichtig ist es auch, auf bestimmte Anreiz-Systeme zu achten. Wenn Fondsmanger für das unnötige Eingehen von Risiken, also für‘s „Zocken“ bezahlt werden, dann sollten sie besser ins Casino gehen, aber keine Verantwortung für Kundengelder übernehmen dürfen.
Denn diese Fondsmanager müssen im Umkehrschluss nicht dafür zahlen, wenn das Eingehen der Risiken nicht aufgegangen ist und der Kunde somit schmerzliche Verluste hinnehmen muss.
In meinen Augen ist ein Finanzanlagenvermittler der beste Ansprechpartner für einen Kunden. Als Sachwalter des Kunden steht er per Gesetz schon auf seiner Seite. Aufgrund seiner Unabhängigkeit kann er die Fonds für Kunden zusammenstellen, die tatsächlich ihren individuellen Bedürfnissen hinsichtlich Anlagehorizont und Chance-Risiko-Profil am besten entsprechen.
Wir arbeiten bundesweit mit einer Vielzahl an unabhängigen Finanzanlagevermittlern zusammen. Diesen stellen wir seit vielen Jahren unsere Expertise gerade auch bei der Suche nach guten Fondsmanagern zur Verfügung. Dabei berücksichtigen wir vor allem die Kriterien: Transparenz, Verständlichkeit, Informationspolitik, Kontinuität, Disziplin, Überzeugungskraft und Gebührenstruktur.
Im Ergebnis finden wir dadurch nicht die kurzfristig besten Anlageideen, sondern die Fonds, die am optimalsten zu den Kundenwünschen passen. Denn unser Ziel ist es, dass Kundengelder für Anleger arbeiten sollen und nicht etwa für Banken oder Produktanbieter.