Allianz im Visier eines chinesischen Investoren

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Die Allianz Versicherung ist laut eines Zeitungsberichts ins Visier eines chinesischen Investoren geraten. Sogar eine Übernahme als Mehrheitseigner sei im Gespräch gewesen. Aber das Management der Allianz habe sich dagegen ausgesprochen.

Ein freier Markt schafft eine freie Gesellschaft? Die Idee der „unsichtbaren Hand des Marktes“ wird spätestens fragwürdig, wenn sich mit Milliarden von Dollar ausgestattete Unternehmer aus despotischen Regimes in demokratischen Staaten Macht und Einfluss kaufen: sei es, dass Hochhäuser in London von Mitgliedern der saudischen Königsfamilie erworben werden oder Fußballclubs von russischen Oligarchen.

Vor diesem Hintergrund wird nun ein Vorgang brisant, von dem die Süddeutsche Zeitung am Mittwoch berichtet. Demnach hatte ein Unternehmen aus China die Münchener Allianz Versicherung ins Visier genommen: den weltweit größten Versicherer und Arbeitgeber für mehr als 140.000 Menschen. Dies berichtet das Münchener Blatt mit Berufung auf Unternehmenskreise.

Mischkonzern HNA aus China – 40 Milliarden Dollar im Ausland investiert

Laut dem Bericht der Süddeutschen hat der chinesische Konzern HNA vor Wochen beim Management der Allianz vorgefühlt, ob ein Einstieg bei der Gruppe denkbar wäre, und zwar als Ankeraktionär bzw. gar Mehrheitseigentümer. Dann hätte der chinesische Mischkonzern wesentlich Einfluss auf das Geschäft der Allianz nehmen und Entscheidungen beeinflussen können. Die Allianz habe das Ansinnen aber abgelehnt, nachdem sie sich mit dem chinesischen Staatsfonds CIC besprochen hatte, berichtet die „Süddeutsche“ weiter. CIC hält derzeit drei Prozent an der Allianz.

Dass der Vorstoß nicht unrealistisch war, zeigt die Finanzkraft des chinesischen Mischkonzerns. Schon jetzt hat HNA mehr als 40 Milliarden Dollar im Ausland investiert. Unter anderem hat man sich mit 6,5 Milliarden Euro in die Hotelkette Hilton eingekauft und hält derzeit 25 Prozent am Unternehmen. Und auch in Deutschland wurde das Unternehmen schon aktiv. Seit ein paar Monaten ist HNA laut SZ Großaktionär der Deutschen Bank mit 9,9 Prozent der Aktien und hat hierfür 3,4 Milliarden Dollar ausgegeben. Möglich wird dies auch, weil chinesische Banken, oft unter Einfluss des Staates, großzügige Kredite für solche Geschäfte gewähren.

"China AG" mit Einfluss auf Deutschlands größte Finanzkonzerne?

Die Süddeutsche spekuliert sogar über die Gefahr einer „China AG“, in der es Querverbindungen zwischen den einflussreichsten deutschen Finanzakteuren geben könnte: Allianz und Deutsche Bank, nun unter starkem Einfluss chinesischer Anteilseigner. Die chinesischen Investoren hätten Zugriff auf die Eigenmittel des Versicherers, die wiederum für andere Zwecke verwendet werden könnten, auch auf zahlreiche Infrastrukturprojekte, in die die Allianz investiert hat, wäre auch in die Politik bestens vernetzt. Wer die Allianz übernehme, „könnte ein ganz großes Rad drehen“, heißt es im Text.

Aber so einfach ist es dann doch nicht. Denn auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat die Möglichkeit zu prüfen, ob Anteilseigner, die mehr als zehn Prozent an einem deutschen Unternehmen halten, hinsichtlich Zuverlässigkeit und Bonität geeignet sind. Und auch der chinesischen Führung ist der Heißhunger der Investoren nach ausländischen Anteilen unheimlich geworden: Sie will die Kapitalflucht ins Ausland eindämmen und die eigene Währung stabilisieren. Im Spätherbst erließ die Regierung ein Gesetz, wonach die Obergrenze nicht mehr als zehn Milliarden Euro betragen dürfe.

Dass der Einfluss von Geldgebern aus den aufstrebenden Schwellenländern wächst, ist hingegen nicht zu bestreiten. Bei der Deutschen Bank haben sich bereits zwei Geldgeber aus Katar eingekauft, berichtet die Süddeutsche. Und Chen Feng, Gründer von HNA, besitzt bereits Anteile an zwölf börsennotierten Unternehmen, viele in Europa. Bis 2025 wolle der chinesische Konzern in die Top Ten der weltgrößten Finanzmarkt-Akteure aufsteigen. Feng gilt auch in der Kommunistischen Partei Chinas als bestens vernetzt: Die staatlich vorgegebene Grenze von 10 Milliarden Euro für Auslandsinvestitionen gilt für ihn scheinbar nicht. Schon beim Einstieg bei der Deutschen Bank habe er sich über interne Vorgaben der chinesischen Staatsführung hinwegsetzen dürfen.