Die jüngsten Wirbelstürme „Harvey“, „Irma“ und "Maria“ wirbeln die Bilanzen der Rückversicherer ordentlich durcheinander. Kamen die Versicherer bisher gut durchs Jahr, so müssen sie nun enorme Summen aufbringen, um die versicherten Schäden zu ersetzen. Die Hannover Rück, drittgrößter Rückversicherer der Welt, hat nun eine Gewinnwarnung herausgegeben. Auch die Konzernmutter Talanx sieht das Gewinnziel in Gefahr.
Je nach Höhe der Schäden könnte die Hannover Rück ihren angepeilten Jahresgewinn von mehr als einer Milliarde Euro verfehlen, teilte der Konzern am Donnerstag in Hannover mit. Man gehe davon aus, dass die Schadenskosten, die „Harvey“ und „Irma“ verursacht haben, mit Hilfe des Großschadenbudgets in Höhe von 825 Millionen Euro für 2017 abgedeckt seien. Aber die Hurrikane „Maria“ und das Erdbeben in Mexiko werde „zu weiteren substantiellen Belastungen führen, die das Großschadenbudget überschreiten werden.“
Eine Dividendenzahlung in Vorjahreshöhe sei aber nach wie vor möglich, berichtet die Hannover Rück: abhängig davon, wie teuer die Schäden tatsächlich werden und ob es weitere Naturkatastrophen gebe.
Auch Talanx und Munich Re mit hohen Kosten
Ähnlich hatte sich zuvor schon die Konzernmutter Talanx geäußert, deren angepeilte Gewinnprognose von 850 Millionen Euro ebenfalls wackelt. Talanx wird zusätzlich dadurch belastet, dass die Konzerntochter HDI sehr wahrscheinlich für Explosionen in einer Chemiefabrik nahe Houston zahlen muss, die im August durch schwere Überschwemmungen geschädigt wurde. Dennoch hofft auch Talanx weiterhin, seine Aktionäre auf Vorjahresniveau beteiligen zu können. 2016 hatte der Konzern je Anteilsschein 5 Euro ausgeschüttet - davon 1,50 Euro als Sonderdividende.
Auch die Munich Re sah sich bereits gezwungen, eine Gewinnwarnung herauszugeben: noch, bevor „Maria“ und das Erdbeben in Mexiko weitere Zerstörungen anrichteten. Abhängig vom weiteren Geschäftsverlauf bis zum Jahresende werde der Versicherer das Ziel eines Jahresgewinns von 2,0 bis 2,4 Mrd. Euro verfehlen, hieß es hierzu in einem Pressetext. Die versicherten Schäden lassen sich derzeit noch nicht ansatzweise quantifizieren, so Munich Re.
Der Spätsommer wurde bisher von zahlreichen Naturkatastrophen erschüttert. Nach den drei Hurrikans an der Atlantikküste hatte Mexiko am Dienstag ein schweres Erdbeben zu beklagen, bei dem mindestens 250 Menschen ihr Leben verloren. In der 20-Millionen-Metropole Mexiko-Stadt wurde die komplette Infrastruktur geschädigt, Gebäude stürzten ein, viele Menschen sind obdachlos. Allein die Gesamtschäden durch den Hurrikan "Irma" werden vom US-Ratinghaus Moodys auf 92 Milliarden Dollar geschätzt.