Philippe Donnet, Chef der italienischen Generali Gruppe, äußerte sich in einem Interview zu dem Aus der deutschen Traditionsmarke AachenMünchener. Man wolle künftig nicht mehr in zu viele regionale Marken investieren und sich auf den internationalen Markt ausrichten, so Donnet. Auch zur geplanten Stilllegung der Generali Leben positionierte sich der Manager.
„Wettbewerb nicht mit uns selbst“
„Das alles soll zu einer signifikanten Stärkung unserer Position und weiterem Wachstum hier in Deutschland führen“, sagte Donnet dem Handelsblatt (Freitag) zu den Plänen. Und weiter: „Indem wir die Energie unserer Außendienstmitarbeiter mit unserem langjährigen Vertriebspartner, der Deutschen Vermögensberatung, zusammenbringen, stärken wir den Vertrieb. Vorher hatten wir hier Konkurrenz. Wir bevorzugen den Wettbewerb mit unseren Konkurrenten, nicht mit uns selbst.“
Auf die Frage, weshalb er die bekanntere Marke AachenMünchener nun zugunsten der Generali opfern will, verwies Donnet auf die eigene Rolle als europäischer und international vernetzter Versicherer. „Wir können nicht in zu viele Marken investieren. Mit dem Namen Generali haben wir definitiv mehr Chancen als europäische Marke. Wie im Fall Aachen Münchener investieren wir in Europa in keine lokalen Marken mehr, wir sind schließlich in einem europäischen Binnenmarkt“. Immerhin 90 Prozent des Geschäftes erziele die Generali in Europa, erklärte Donnet.
Er verstehe zwar die emotionale Bedeutung des Namens AachenMünchener für den deutschen Markt, führte der 57jährige Manager weiter aus. Deswegen müsse man nun die Emotionen in Richtung der Generali lenken. Donnet kündigte hierfür eine Marketingoffensive an – die Generali werde „in Werbekampagnen investieren“.
Run-off der Generali Leben: „Wir werden dieses Geld investieren“
Auch die Entscheidung, die klassischen Altbestände in der Lebensversicherung in einen Run-off zu überführen und das Neugeschäft in diesen Tarifen einzustellen, begründete Donnet mit seinen Wachstumsplänen. „Die aktuelle Situation bindet eine Menge Kapital. Mit der Entscheidung für einen Run-off wird dieses Kapital freigesetzt, und es wird in Deutschland reinvestiert.“
Noch sei aber keine Entscheidung getroffen, ob die Generali diese Verträge intern verwalte oder an einen externe Run-off-Gesellschaft verkaufe. „Wir hören uns alle Seiten an. Gegenwärtig spüren wir ein großes Interesse von extern an unserem Portfolio“.
Radikaler Unternehmensumbau
Die Generali Gruppe treibt derzeit einen radikalen Umbau ihrer deutschen Firmentöchter voran. Dabei sorgte sie gleich mehrfach für Aufhorchen in der Branche. Zum einen wird sie die AachenMünchener einstampfen – eine traditionsreiche Marke, deren Geschichte bis ins Jahr 1825 zurückreicht. Die AachenMünchener ist nach laufenden Beiträgen der zweitgrößte Lebensversicherer in Deutschland und betreut mehr als 4,3 Mio. Kunden. Zukünftig soll der Versicherer unter dem Namen Generali firmieren.
Darüber hinaus will die Generali ihre Tochter Generali Leben in die Abwicklung schicken oder gar verkaufen. Es geht um ein echtes Schwergewicht auf dem deutschen Markt: Der Lebensversicherer hatte im Geschäftsjahr 2016 Beitragseinnahmen in Höhe von 3,1 Milliarden Euro und Kapitalanlagen von 42 Milliarden Euro. Des Weiteren soll der Vertrieb bei der Generali Deutschland eingestampft werden bzw. den Arbeitgeber wechseln. Die 2800 deutschen Generali-Vertreter sollen künftig für den größten deutschen Finanzvertrieb DVAG arbeiten, an dem Generali seit Langem 40 Prozent hält. Weitere 700 Vermittler, die fest bei der Generali angestellt sind, sollen ebenfalls zur DVAG wechseln und dann als Handelsvertreter agieren.