Die Allianz will ihr Privatkundengeschäft in der Schweiz stärken – und bedient sich dabei beim deutschen Konkurrenten Ergo. Der eidgenössische Rechtsschutzversicherer DAS Schweiz wird demnach von der Ergo Group an die Allianz verkauft. Auch die DAS Luxemburg und Slowakei werden in den Besitz der Münchener wechseln.
Auf dem Schweizer Rechtsversicherungs-Markt kündigt sich eine Verschiebung der Machtverhältnisse an. Demnach übernimmt die Allianz Gruppe von der Ergo Group AG die Rechtsversicherungstochter DAS Schweiz. Damit wird die Allianz Suisse und ihre Tochter CAP künftig zu den drei größten Anbietern auf dem eidgenössischen Rechtsschutz-Markt zählen. Das berichten die Allianz sowie die Ergo unabhängig voneinander in heutigen Pressemeldungen. Auch die DAS Luxemburg und Slowakei wird fortan unter dem Banner der Allianz Rechtsschutz-Policen anbieten.
Nummer 4 und 8 auf dem Schweizer Rechtsschutzmarkt finden zusammen
Mit dem Kauf der DAS Schweiz untermauert die Allianz ihre Wachstumsambitionen in der Alpenrepublik. Konkret bedeutet das, der viert- und achtgrößte Rechtsschutzversicherer der Schweiz tun sich zusammen. Mit Prämieneinnahmen von 70 Millionen Schweizer Franken (rund 59,6 Millionen Euro) im Jahr 2016 war die CAP als Rechtsschutz-Tochter der Allianz Nummer Vier auf dem Markt. Die DAS Schweiz mit 34 Millionen Franken bzw. knapp 30 Millionen Euro lief auf Rang acht ein.
Im Pressetext schreibt die Allianz: „Mit einem Prämienvolumen von rund 550 Mio. Franken und einer Wachstumsrate von 5,3 Prozent allein in 2016 ist der Markt für Rechtsschutzversicherungen in der Schweiz sehr attraktiv.“ Severin Moser, CEO der Allianz Suisse, erklärt: „Mit diesem Schulterschluss wollen wir Wachstumschancen im Nichtlebengeschäft nutzen und unsere Wettbewerbsposition weiter stärken.“
Gemeinsam mit Luxemburg und Slowenien summieren sich die Prämieneinnahmen der drei DAS-Gesellschaften auf rund 38 Millionen Euro. Die Transaktion stehe unter dem Vorbehalt der Genehmigung durch die Aufsichtsbehörden, heißt es im Pressetext weiter. Beide Parteien haben sich darauf verständigt, über finanzielle Details der Transaktion Stillschweigen zu bewahren.
Ergo will andere Kernmärkte stärken
Während die Allianz vor allem die Chancen betont und auf Wachstum hofft, äußert sich auch die Ergo zu den Gründen, weshalb man sich von den Rechtsschutzversicherern trennen will. Im Pressetext heißt es, dass man mit dem Verkauf seiner "Drei-Säulen-Strategie" folge, die Eckpfeiler für das internationale Geschäft der Versicherungsgruppe definiere:
"Dabei geht es um den Ausbau der starken Marktposition in bereits entwickelten europäischen Märkten wie etwa Polen oder Griechenland, die effiziente Steuerung des globalen Ergo Spezialgeschäfts sowie den nachhaltigen Auf- und Ausbau von Geschäftsaktivitäten in Wachstumsmärkten wie China und Indien."
Mit anderen Worten: Die Düsseldorfer sehen auf anderen Märkten derzeit bessere Wachstumschancen und wollen sich darauf konzentrieren. Beispiel Indien: dort konnte die Ergo-Tochter HDFC mit Sitz in Mumbai 2016 Prämieneinnahmen von umgerechnet 900 Millionen Euro erzielen, so geht aus Unternehmenszahlen hervor. Besondere Hoffnung setzt man dabei auch auf den High-Tech-Markt. Die größte Demokratie der Welt wird für Versicherer immer interessanter. Unter anderem will auch der Onlinegigant Amazon eigene Policen in Indien anbieten (der Versicherungsbote berichtete).
Keineswegs bedeutet der Verkauf der Schweizer Töchter aber, dass die Ergo weniger Gewicht auf das Ausland legt. Im Gegenteil: Ergo-Chef Markus Rieß hatte im Juni 2016 angekündigt, dass er das Auslandsgeschäft des Düsseldorfer Versicherers ausbauen will. Nicht ohne Grund: Die Aktivitäten in Osteuropa und Asien steuern schon ein Viertel der Beitragseinnahmen und rund die Hälfte des Wachstums des Konzerns bei.