Entgegen Schwarks Verteidigung muss aber relativiert werden, dass die Lebensversicherer derzeit noch mit Übergangsregeln rechnen dürfen, um eine ausreichende Krisenfestigkeit und die notwendige Ausstattung mit Eigenmitteln nachzuweisen. Ohne diese erleichternden Maßnahmen würden die Lebensversicherer im Schnitt nur auf eine Solvenzquote von 165 Prozent kommen.
Laut BaFin hatten 29 von 72 deutschen Lebensversicherern beim letzten Stresstest Probleme. Diese Unternehmen konnten ohne Anwendung von Übergangsmaßnahmen für eine gewisse Zeit keine ausreichende Bedeckung sicherstellen und mussten daraufhin der Aufsicht einen Maßnahmenplan vorlegen.
Auch schwanken die Solvenzquoten enorm. Erreicht die AachenMünchener beispielsweise eine Solvenzquote von 504 Prozent; so liegt der Wert bei der Debeka leidglich bei 87 Prozent. Die Familienfürsorge Leben hat sogar nur einen Wert von 57 Prozent (der Versicherungsbote berichtete).
Dennoch: Auch die Finanzaufsicht hält die Assekuranz für ausreichend krisensicher. Man sei mit den Ergebnissen des letzten Stresstests zufrieden, kommentierte Frank Grund, oberster Versicherungs-Aufseher der BaFin. "Das Ergebnis ist positiv. Es gibt aber natürlich noch Mängel, die abgestellt werden müssen. Daran werden wir als Aufsicht gemeinsam mit den Unternehmen arbeiten", so Grund.
Versicherte verzichten auf Risikoschutz
GDV-Vorstand Peter Schwark verweist auf ein weiteres Problem, wenn die Kunden nun ihre Leben-Policen kündigen, wie Buchautor Enger dies empfiehlt. Die Lebensversicherung dient eben nicht nur der Geldanlage, sondern ist auch eine Versicherung. "Mit einer Kündigung verzichten Kunden zudem nicht nur auf Rendite, sondern auch auf den Risikoschutz einer Lebensversicherung im Todesfall oder auch bei Berufsunfähigkeit des Versicherten", so Schwark.