HUK-Coburg-Chef Heitmann: „Vergleichsportale treiben Preis in der Autoversicherung“

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Klaus Jürgen Heitmann, Vorstandschef von Deutschlands größtem Kfz-Versicherer HUK-Coburg, hat sich in einem Interview kritisch zum Geschäftsmodell der Vergleichsportale geäußert. Diese würden mit ihrem Geschäftsmodell die Preise in der Autoversicherung nach oben treiben. Die HUK ist selbst derzeit bei keinem Vergleichsportal gelistet.

Die führenden Vergleichsportale im Internet müssen ohne die größten deutschen Autoversicherer auskommen. Weder die HUK-Coburg, mit 11,6 Millionen Policen Marktführer im Kfz-Privatkundengeschäft, noch die Allianz als Nummer 2 auf dem Markt haben ihre Tarife bei Check24 und Co. gelistet.

Warum die HUK ihre Autotarife nicht bei Vergleichsportalen vertreibt, erklärte am Montag Konzernchef Klaus Jürgen Heitmann in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Und übte indirekt Kritik an dem Geschäftsmodell.

“Wechselautomaten nicht mit Provisionen füttern“

„Das Geschäftsmodell der Vergleichsportale zielt darauf ab, dass die Kunden jedes Jahr ihre Versicherung wechseln, weil dann die Provisionen fließen. So wird, angetrieben durch immer neue Provisionen, eine Preisspirale befeuert, die den Versicherungsschutz am Ende für alle Kunden teurer macht“, sagte Heitmann der FAZ. Und weiter: „Wir wollen den Vergleichsportalen nicht in die Hände spielen, indem wir ihre Wechselautomaten mit Provisionen füttern.“

Dabei hatte die HUK ursprünglich sogar selbst versucht, mit „transparo“ ein eigenes Vergleichsportal zu gründen. Doch der Versuch ist gescheitert: Im September 2014 musste das Portal aufgrund fehlender wirtschaftlicher Perspektiven geschlossen werden. Auch dem Vergleichsportal Verivox hat die HUK im September letzten Jahres den Rücken gekehrt. Seitdem vertreibt der Versicherer seine Policen online selbst.

"Wir wollen nicht Zulieferer für Google und Amazon werden"

Wie die FAZ aus Branchenkreisen erfahren haben will, erhält Check24 für Kfz-Vertragsabschlüsse Provisionen von 100 Euro und mehr: zu viel für HUK und Allianz. Doch einem kann sich auch die HUK nicht verwehren: Sie schaltet sogenannte Sponsored Links bei Google und wird als einer der ersten Versicherer bei dem Suchmaschinen-Giganten gelistet, wenn Kunden nach einer Autoversicherung suchen.

Google würde schon heute viel Geld auf dem deutschen Versicherungsmarkt verdienen, ohne eigene Policen anbieten zu müssen, erklärte Heitmann der Frankfurter Allgemeinen. Dennoch: „Wir wollen nicht Zulieferer für Google, Amazon und Co. werden“. Die HUK wolle stattdessen für den Kunden relevanter werden, indem sie "Ökosysteme" anbiete, so der Vorstandssprecher. Gemeint sind zusätzliche Services, zum Beispiel über Autowerkstätten oder Parkplatzsuche per App.

Vergleichsportale: Segen und Fluch zugleich

Trotz der hohen Provisionen sehen Verbraucherschützer auch die positiven Seiten von Vergleichsportalen. So hat der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) im Juni 2017 Stärken und Schwachstellen der Vergleichsportale in einer Studie thematisiert. Das Ergebnis: Diese seien Segen und Fluch zugleich.

Einerseits würden die Portale einen schnellen Überblick über Angebote bieten und die Eigenrecherche der Tarife befördern. Zugleich aber seien viele Portale selbst intransparent und würden -anders, als sie suggerieren- nicht immer das billigste Angebot ausweisen. Direkt bei den Produktgebern seien die Angebote sogar oft billiger.

Zunehmende Zahl an RoPo-Kunden

Doch vielen Kunden scheint dies durchaus bewusst. Und so berichtet die GfK-Studie „Customer Journey Insurance 2016“, dass in Deutschland vermehrt RoPo-Kunden anzutreffen sind. Das sind Kunden, die Online nach Versicherungen recherchieren ("Research Online"), aber dann doch ihren Vertrag bei einem persönlichen Vermittler abschließen ("Purchase Offline"). Freilich gehen sie deutlich informierter in das Beratungsgespräch, weil sie sich bereits im Internet über Tarife und Leistungen informiert haben.

Der Anteil jener Personen, die online recherchieren und ihre Versicherung offline abschließen, lag laut der letzten GfK-Studie zu diesem Thema bei 59 Prozent (Abschlüsse für das Jahr 2014/2015). Noch im Jahr 2009 hatte die Zahl der RoPo-Kunden bei lediglich 29 Prozent gelegen.