In der privaten Krankenversicherung gibt es eine gesetzliche Besonderheit, die hohe Prämiensprünge in bestimmten Jahren begünstigt. Die Versicherer dürfen ihre Prämien nur in größeren Abständen anheben: nämlich dann, wenn sogenannte auslösende Faktoren vorliegen. Das ist in der Regel der Fall, wenn die Versicherungsleistungen in einem Tarif nachweislich um mindestens zehn Prozent höher liegen als ursprünglich kalkuliert. Bei manchen Tarifen gilt auch eine Fünf-Prozent-Hürde. Deshalb kann es passieren, dass die Prämien über mehrere Jahre stabil bleiben, aber dann umso deftiger raufgesetzt werden müssen.
Hier sieht die Branche Reformbedarf. Debeka-Vorstand Roland Weber forderte im Sommer letzten Jahres, dass die Privatversicherer ihre Prämien gleichmäßiger raufsetzen dürfen. Starke Beitragsschübe nach mehreren Jahren ohne Erhöhungen vermittelten immer wieder den Eindruck, die Private Krankenversicherung (PKV) sei besonders teuer, sagte der Vorstand. Dabei würden die Prämien eher moderat steigen, wenn man sich die Preisentwicklung über mehrere Jahre anschaut (der Versicherungsbote berichtete).
Durchschnittlicher Beitrag zwischen 94 Euro und 382 Euro
Laut Zahlen der Bundesregierung reichten die durchschnittlichen Monatsbeiträge in der Krankenvollversicherung von 94 Euro (Berufsfeuerwehr Hannover) bis 382 Euro (Münchener Verein). Die Aussagekraft der Prämien allein ist allerdings sehr gering. Weder wird daraus deutlich, ob der Versicherer auf eine Billigstrategie setzt: also mit Policen um Kunden wirbt, die wenig kosten, aber auch nur einen eingeschränkten Leistungskatalog bieten. Auch lässt sich mit den Zahlen nicht entnehmen, wie viele Versicherte einen Selbstbehalt vereinbart haben und damit die Beitragslast senken.
Auffallend: Den mit Abstand geringsten Monatsbeitrag hatten im Jahr 2016 zwei Anbieter, die ausschließlich Beihilfe-Berechtigte versichern und nur für eine sehr begrenzte Zahl an Personen zugänglich sind. Auf Rang 1 landet die Berufsfeuerwehr Hannover mit 94 Euro Monatsbeitrag: Sie versichert ausschließlich Mitglieder der Hannoverschen Feuerwehr sowie deren Angehörige. Auf Rang 2 platziert sich, wie bereits erwähnt, die Freie Arztkasse: Sie steht ausschließlich Beihilfeberechtigten aus Hessen offen. Erst auf Rang 3 folgt ein Versicherer, der alle potentiellen Privatpatienten versichert: die Debeka mit 160 Euro Monatsschnitt.
Auch über die Zusammensetzung des Versicherten-Kollektivs erfährt man anhand der vorliegenden Zahlen nichts, etwa, ob viele ältere Versicherungsnehmer bei einem Anbieter sind: das würde sich auf die Beiträge auswirken. Verzerrt werden kann die Statistik zusätzlich durch den Notlagentarif in der PKV. Hier landen Privatversicherte mit Beitragsschulden, die über mehrere Monate ihre Prämie nicht gezahlt haben. Für einen ermäßigten Beitrag, laut Branchenkreisen 100 bis 120 Euro im Monat, erhalten die Betroffenen nur eine Notfallversorgung. Zum Jahresende 2016 waren laut PKV-Verband 111.300 Krankenversicherte im Notlagentarif versichert.