Managerhaftpflicht für deutsche Unternehmen wird teurer

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Deutsche Großkonzerne müssen künftig mehr zahlen, wenn sie Manager gegen Haftpflicht-Risiken absichern wollen. Der US-amerikanische Versicherungsriese AIG, ein wichtiger Anbieter in der Sparte, hat angekündigt, die Prämien in der sogenannten D&O-Versicherung ab kommendem Jahr um zehn Prozent anzuheben. Die Branche schreibe seit Jahren Verluste.

Wenn Unternehmen ihre Führungskräfte gegen Haftungsschäden absichern wollen, können sie eine sogenannte D&O-Versicherung abschließen, kurz für „Directors & Officers“. Ursprünglich aus dem angloamerikanischen Raum stammend, springt diese Vermögensschadenhaftpflicht ein, wenn eine Übernahme gescheitert ist, Manager der Vorteilsnahme verdächtigt werden oder aus einem anderen Grund vor Gericht landen. Doch diese Policen dürften sich im kommenden Jahr weiter verteuern. Der US-Versicherer AIG, einer der wichtigsten Anbieter auf dem Markt, hat angekündigt, die Prämien um zehn Prozent anzuheben. Das berichtet aktuell die Nachrichtenagentur „Reuters“.

Viele teure Rechtsstreite

Die Prämienanstiege kommen nicht von ungefähr. Seit Jahren schreibe die Branche Verluste, so erklärte Nepomuk Loesti, zuständiger AIG-Manager für Deutschland, am Mittwoch in Frankfurt am Main. Aber bisher hätten die Versicherer vor steigenden Prämien zurückgeschreckt. Vor allem bei Großunternehmen, die sich mit Klagen in den USA und Großbritannien auseinandersetzen müssten, seien die Schadensfälle deutlich gestiegen.

Ein weiterer Grund für steigende Kosten: Immer mehr Firmen würden gegen ihre Ex-Manager klagen, erklärt Loesti. Auch hierfür kommen D&O-Versicherer auf. Da darüber hinaus die Rechtsstreite bei Firmen-Übernahmen angestiegen seien, ließen sich die aktuellen Prämien nicht halten. "Diese Gemengelage begünstigt immer häufigere sowie wesentlich komplexere Schadensfälle als noch vor ein paar Jahren“, wird Loesti von Reuters zitiert. "Wir werden primär dort erhöhen, wo die Schadenquoten besonders hoch sind, um Einnahmen und Schadenzahlungen wieder in ein gesundes Verhältnis zu setzen.“

Loesti nennt zwar keine Namen. Doch auch in den Medien waren Klagen gegen deutsche Manager im Ausland zuletzt präsent. Unter anderem will das US-Justizministerium den früheren VW-Konzernchef Martin Winterkorn und weitere Manager des Autoherstellers wegen angeblicher Mittäterschaft beim Abgas-Skandal strafrechtlich belangen: VW hatte hunderttausende Kund*innen mit gefälschten Abgaswerten getäuscht. Der Ingenieur James Liang und der Manager Oliver Schmidt wurden im August bzw. im Dezember 2017 zu mehrjährigen Haftstrafen und hohen Geldbußen verurteilt.

Allerdings hat AIG grundsätzlich mit unbefriedigenden Geschäftszahlen zu kämpfen. Im zweiten Quartal 2018 hat der Versicherer deutlich weniger verdient als im gleichen Vorjahreszeitraum, der Überschuss fiel binnen drei Monaten um 17 Prozent auf 937 Millionen Dollar (rund 808,9 Millionen Euro). Neben steigenden Schadenskosten trug hierzu auch ein Restrukturierungsaufwand von 200 Millionen Dollar bei, wie der Versicherer mitteilt.

D&O-Anbieter machen 100 Millionen Euro Verlust

Dass die Zahl der D&O-Fälle schon in den vorhergehenden Jahren anstieg, zeigte 2016 eine hauseigene Studie des Versicherers AGCS (Allianz Global Corporate & Specialty), einer internationalen Allianz-Tochter. Auch wenn sich die Auswertung nur auf den eigenen Bestand bezieht, zeigt sie einen deutlichen Trend. Demnach verdreifachte sich die Zahl der deutschen D&O-Schadenfälle von Großunternehmen, an denen die AGCS beteiligt war, innerhalb der vorherigen zwanzig Jahre von 40 auf 120 jährlich.

Das Prämienvolumen aller D&O-Anbieter in Deutschland wird laut „Reuters“ aktuell auf 600 Millionen Euro geschätzt. Laut Branchenverband GDV machen die Versicherer hierbei rund 100 Millionen Euro Verlust. Viele Anbieter hätten sich aus dem schwierigen Markt zurückgezogen.