Rechtsschutzversicherer arbeiten wieder profitabel

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Viele Rechtsschutzversicherer blicken auf schwierige Jahre zurück, in denen sie mehr für Rechtsstreite und Verwaltung ausgaben, als sie an Prämien einnahmen. Doch die Branche zeigt einen positiven Trend. Schrieben 2016 noch vier der zehn größten Rechtsschutzversicherer versicherungstechnisch rote Zahlen, so waren im Geschäftsjahr alle großen Anbieter im Plus, wie eine aktuelle Auswertung zeigt.

Die Rechtsschutzversicherer ächzten in den letzten Jahren unter steigenden Gerichtskosten und Skandalen wie dem VW-Abgasskandal, der viele klagewillige Versicherungsnehmer erzeugte. Allein zwischen 2012 und 2016 verteuerten sich die Kosten für Rechtsstreite und Anwälte um neunzehn Prozent, so warnte jüngst der Dachverband der Versicherer (GDV).

Doch eine aktuelle Auswertung des Kölner Branchendienstes Kivi GmbH zeigt nun einen positiven Trend: Im Geschäftsjahr 2017 konnten die zehn größten Rechtsschutz-Versicherer allesamt ein positives versicherungstechnisches Ergebnis verbuchen. Noch im Jahr zuvor schrieben große Anbieter wie Roland Rechtsschutz und die Deurag rote Zahlen. Auf die Studie macht am Donnerstag das Versicherungsjournal aufmerksam.

Schaden-Kosten-Quote unter 100 Prozent

Will man das versicherungstechnische Ergebnis eines Versicherers einordnen, lohnt ein Blick auf die sogenannte Schaden-Kosten-Quote. Hier gilt: je niedriger die Quote, desto besser. Wenn die Schaden-Kosten-Quote unter 100 Prozent liegt, gibt der Versicherer weniger für Schäden, Vertriebs- und Verwaltungskosten aus, als er an Prämien einnimmt. Liegt die Quote aber über 100 Prozent, dann hat der Versicherer ein Problem: Er macht miese.

Die Schaden-Kosten-Quote berechnet sich aus zwei weiteren Größen: Brutto-Schadenquote und Brutto-Kostenquote. Die Brutto-Schadenquote gibt vereinfacht das Verhältnis von Kosten für eingetretene Schäden zu den eingesammelten Prämien an. Die Brutto-Kostenquote wiederum die hauseigenen Ausgaben des Versicherers für Vertrieb und Verwaltung im Verhältnis zu den Prämien. Will man daraus die Schaden-Kosten-Quote errechnen, geht das ganz einfach. Man addiert beide Werte.

Je geringer diese Quoten sind, desto profitabler arbeiten die Versicherer. Und hier haben die Kölner Analysten von Kivi eine gute Nachricht mit Blick auf die 32 untersuchten Rechtsschutz-Anbieter. Die Brutto-Schadenquote sei 2017 im direkten Rechtsschutz-Geschäft um fast einen Prozentpunkt gesunken, von 65,48 auf 64,53 Prozent. Auch die Brutto-Kostenquote verbesserte sich von 33,63 auf 32,22 Prozent. Damit weist die Rechtsschutz-Branche nun eine weit bessere Schaden-Kosten-Quote aus: Sie sank von 99,11 Prozent in 2016 auf nun 96,75 Prozent.

HUK, R+V und Allianz arbeiten am profitabelsten

Beim Blick auf die zehn größten deutschen Rechtsschutz-Versicherer fällt auf, dass sich vier Anbieter aus den roten Zahlen befreien konnten: die Roland Rechtsschutz, Örag (Rechtsschutz-Versicherer der Öffentlichen Versicherer und Sparkassen), Deurag und LVM. Sie alle konnten ihre Schaden-Kosten-Quote teils deutlich verbessern. Allerdings gibt es auch Anbieter, die gegenüber 2016 ein schlechteres Ergebnis haben. Vor allem die beiden größten Anbieter, Arag und Allianz, haben steigende Schadenskosten. Hervorzuheben aber ist, dass alle Versicherer ein positives versicherungstechnisches Ergebnis schreiben (siehe unten).

Die profitabelsten Rechtsschutz-Versicherer sind hierzulande die HUK-Coburg, R+V und Allianz. Dies sind auch die einzigen drei Versicherer in der Top Ten, die eine Schaden-Kosten-Quote unter 90 Prozent vorzeigen können. Die Schaden-Kosten-Quoten der größten Versicherer im Überblick:

  • Arag: (Schaden-Kosten-Quote 2017: 98,8 Prozent, 2016: 96,3)
  • Allianz: (2017 89,1 Prozent, 2016: 88,9)
  • Roland: (2017: 99,5 Prozent, 2016: 102,5)
  • Ergo: (2017: 97 Prozent, 2016: 98,7)
  • Örag: (2017: 99,9 Prozent, 2016: 111,7)
  • Advocard: (2017: 93,4 Prozent, 2016: 92,5)
  • Huk-Coburg: (2017: 89 Prozent, 2016: 94,2)
  • Deurag: (2017: 96,2 Prozent, 2016: 109)
  • R+V: (2017: 89,2 Prozent, 2016: 91,5)
  • LVM: (2017: 97,7 Prozent, 2016: 100,6