Anlegerskandal: P&R-Gründer in Haft

Quelle: Pexels@Pixabay.com

Im Anlegerskandal um den insolventen Container-Betreiber P&R wurde nun Heinz R. verhaftet, Gründer und Geschäftsführer des Unternehmens. Bei ihm bestehe Flucht- und Verdunkelungsgefahr, so berichtet eine Zeitung mit Berufung auf die Staatsanwaltschaft. R. wird unter anderem vorgeworfen, dass er Container an Privatanleger verkauft hat, die gar nicht existierten. Im März hatte P&R Insolvenz anmelden müssen: Es geht um 3,5 Milliarden Euro investierte Gelder.

Im Skandal um den insolventen Container-Vermieter P&R gibt es Neuigkeiten: aber für die geschädigten Anleger bedeuten diese eher schlechte Nachrichten. Am Mittwoch ist Heinz R. verhaftet worden, Gründer des Finanzdienstleisters und seit 2016 wieder Geschäftsführer. Die Staatsanwaltschaft sehe bei ihm Flucht- und Verdunkelungsgefahr, so berichtet die „Süddeutsche Zeitung“ am Donnerstag. Nun sitzt er im Untersuchungsgefängnis Stadelheim bei München.

Damit verschlechtern sich die Aussichten für die Anleger, dass die Sache doch noch glimpflich für sie ausgehen könnte. Der Insolvenzverwalter der Firma, Michael Jaffe, hatte zuvor aufgedeckt, dass viele der Container, die P&R an rund 54.000 Privatinvestoren verkauft hatte, gar nicht existieren. Rund 1,6 Millionen Container sollte das Unternehmen besitzen. Aufzufinden waren aber nur Zertifikate für circa 618.000 Stück. Der Schaden durch die fehlenden Container wird von der Staatsanwaltschaft auf 1,5 bis zwei Milliarden Euro geschätzt. Die Lücke wurde seit 2007 aufgebaut.

P&R-Skandal hat immense Ausmaße

Die neuen Erkenntnisse nähren den Verdacht, dass P&R zuletzt als Schneeballsystem betrieben wurde: Kundengelder wurden nicht in Sachwerte investiert, sondern stattdessen genutzt, um neue Geldgeber anzuwerben. Strafrechtlich könne dabei auch eine Rolle spielen, dass P&R nur für einen Bruchteil der Investoren Zertifikate über den Besitz eines bestimmten Containers ausstellen ließ, berichtet die „Süddeutsche“. Ohne dieses Zertifikat seien die Anleger möglicherweise nie Besitzer der Container geworden, wie ihnen versprochen worden war. Das erschwert es nun auch Privatanlegern, Forderungen gegen P&R durchzusetzen.

Konkret sah das Geschäftsmodell so aus, dass P&R Seecontainer an Anleger und Investoren verkauft hat, um sie sofort zurückzumieten. Nach Ablauf einer bestimmten Vertragsfrist wurden sie dann wieder zurückgekauft. Während dieser Zeit vermietete P&R wiederum die Container an Reedereien und Leasing-Gesellschaften und versprach, die Anleger mit einem festen Satz an diesen Mieteinnahmen zu beteiligen.

Einst größter Container-Vermieter der Welt

Dass die Kleinanleger sich auf dieses Anlagemodell einließen, hat nachvollziehbare Gründe. Zum einen konnte sich P&R lange auf dem Markt behaupten, was für eine gewisse Seriosität spricht: seit 1978 ist man bereits aktiv, so lange wie kaum ein Wettbewerber. Zum anderen schienen auch die Rendite-Versprechen seriös und keineswegs unrealistisch. Nach Steuern sollten die Anleger drei bis fünf Prozent erwirtschaften können. Zur Erinnerung: Viele Firmen, die zuletzt in Anlegerskandale verwickelt waren, warben mit Renditen im zweistelligen Bereich, etwa Infinus oder S&K. Auch agierte der Container-Anbieter viele Jahre recht erfolgreich, bis das Geschäftsmodell mutmaßlich in Betrug umschlug. P&R galt lange als größter Containeranbieter der Welt.

Aber spätestens mit der Finanzkrise 2008 sank weltweit auch die Nachfrage nach Containern. Tatsächlich geriet das Neugeschäft von P&R zuletzt ins Stocken. Konnte man im Jahr 2013 noch eine Milliarde Euro an frischem Kapital einsammeln, so waren es im Jahr 2016 nur noch 442 Millionen Euro, berichtet das "Handelsblatt". Und das Verhältnis zwischen gezahlten und eingenommenen Mieten stimmte nicht mehr. Bereits im Jahr 2014 habe man 190 Millionen Euro mehr an die Kleinanleger verteilt, als durch die Endvermietung an Reedereien eingenommen werden konnte. Zuletzt hatten Privatanleger 3,5 Milliarden Euro investiert.