Die Reserven aus dem Notfallfonds der Bausparkassen gehen langsam zur Neige. Allein im Jahr 2017 sank das Finanzpolster von 1,34 Milliarden Euro auf 637 Millionen Euro.
Die Bausparkassen ächzen unter dem Niedrigzins und müssen immer öfter Geld aus ihrem Notfallfonds entnehmen, damit sie die Zinsversprechen an ihre Kunden erfüllen können. Konkret geht es um ein Konstrukt, das sich „Fonds zur bauspartechnischen Absicherung“ (FtbA) nennt: ein bilanzieller Sonderposten, den jede Bausparkasse selbst bildet und als Sicherheitspolster für schlechtere Zeiten dienen soll. Das heißt, jeder Anbieter spart einen eigenen Topf an.
Eingerichtet wurde der Fonds im Jahr 1990. Und er war paradoxerweise usprünglich für Zeiten hoher Zinsen gedacht. Der Hintergedanke: Wenn viele Kunden ihren Bausparkredit zeitgleich abrufen, aber aufgrund unattraktiver Zinsen keine neuen Bausparer nachkommen, die das System mit Geld füttern, sollten die Bausparkassen besser eine Art Notfallkasse haben, um die Ansprüche ihrer Kunden weiter bedienen zu können.
Bundesregierung lockert Regeln für Sicherungsfonds
Zum Jahresende 2015 hatte die Bundesregierung das Bausparkassengesetz geändert, um den Instituten mehr Luft im Niedrigzins zu verschaffen. Auch die Regeln für die Sicherungsfonds wurden damit gelockert. Bisher durfte auf den FtbA nur zugegriffen werden, um die Zuteilung reifer Bausparverträge zu garantieren. Nun darf er auch „zur Sicherung kollektiv bedingter Erträge“ herhalten. Eine recht schwammige Formulierung, die viel Interpretationsraum lässt.
Das führte dazu, dass der Sicherheitsfonds seither rapide schrumpft. Ende 2014 wies der FtbA noch über 2,2 Milliarden Euro aus. Übrig geblieben sind davon zum Jahresende 2017 nur noch 637 Millionen Euro. Das berichtet Wirtschaftsmagazin "Capital". Ende 2016 waren noch 1,34 Milliarden Euro in der Notfallkasse. Sollte dieser Trend im gleichen Tempo weitergehen, könnten die Reserven bis zum Ende des Jahres aufgebraucht sein.
Bei einigen Bausparkassen seien die "Reserven inzwischen ganz beziehungsweise fast aufgebraucht", berichtet das Magazin. Demnach habe etwa die Bauspar-Tochter des Versicherers Debeka den eigenen Notfallfonds komplett geplündert. Für 2019 sei eine Kapitalspritze in Richtung Bausparkasse wahrscheinlich. Auch bei Postbank-Tochter BHW Bausparkasse, der Aachener Bausparkasse, der Signal-Iduna Bauspar und der Deutscher Ring Bausparkasse herrsche Ebbe in der Notfallkasse. Viele Unternehmen hätten mit dem entnommenen Geld die eigenen Erträge aufgebessert oder ihr Eigenkapital aufgestockt. So hätte beispielsweise die Schwäbisch Hall 425 Millionen Euro aus der Reserve umgebucht.