Die Wechselsaison in der Kfz-Versicherung ist in vollem Gange: die meisten Verträge können bis zum Stichtag 30. November gekündigt werden. Der Direktversicherer Verti veröffentlicht nun schon zum siebten Mal eine Marktstudie, die sich einen Preisvergleich verschiedener Kfz-Tarife auf die Fahnen schreibt. Bis zu 2.448 Euro beträgt demnach der Unterschied zwischen teuerstem und günstigstem Tarif. Der Versicherungsbeitrag ist jedoch nicht alles, worauf es zu achten gilt.
Die Zahlen der „Marktstudie zur Preissituation im deutschen Kfz-Versicherungsmarkt“ beeindrucken: Der ermittelte maximale Preisunterschied zwischen einem günstigsten und teuersten Kfz-Tarif beträgt 2.448 Euro im Jahr. Dafür hat Thomas Köhne, Fachleiter Versicherung an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, zehn verschiedene Musterkunden in zwanzig Regionen untersucht, insgesamt 33.837 Tarifkalkulationen. Die Studie sei folglich repräsentativ, teilt der Versicherer in einem Pressetext mit.
Der durchschnittliche Preisunterschied zwischen dem günstigsten und dem teuersten Anbieter für alle untersuchte Modellkunden und Regionen beträgt immerhin noch 1.311 Euro. Das Herausstellen dieser Zahlen soll verdeutlichen: ein Preisvergleich verschiedener Kfz-Prämien hilft beim Sparen. Folglich sprechen die Studienmacher auch von "Einsparpotential" statt von Prämienunterschieden.
So wurde getestet: 20 Regionen unterschieden
Die Auswahl der Musterkunden wurde anhand statistischer Werte des Statistischen Bundesamtes, des Kraftfahrt-Bundesamtes und von Statista vorgenommen – hierzu gehören auch simulierte Daten zur Tarifierung: Schadenfreiheitsklasse, Nutzungsverhalten (privat oder dienstlich und zu versichernder Fahrerkreis) sowie gewählte Selbstbeteiligung. Musterkundin war zum Beispiel eine 32-jährige und als Single lebende Angestellte (kinderlos) als Fahrerin eines Peugeot 208.
Zugleich wählte Kühne 20 Regionen für den Tarifvergleich, wobei er nach Gemeindegröße (mehr als 50.000 oder weniger als 50.000 Einwohner), nach Personenkraftwagen je Bundesland sowie nach Regionalstatistik für die Haftpflicht gemäß GDV unterschied.
Für die Studie ausersehen: Berlin, München, Köln, Frankfurt, Hamburg, Nürnberg, Dresden, Freising, Dortmund, Stuttgart, Ravensburg, Hannover, Wetzlar, Elmshorn, Königswinter, Trier, Aalen, Melle, Borken, Wittenberge.
Errechnet wurden die Prämienunterschiede mit dem Vergleichsrechner NAFI. Eingegeben wurden Ergänzungen zum Musterkunden (Ausstellungsdatum des Führerscheins etc.), zu Merkmalen des Fahrzeugs, zur Fahrregion. Mit etwa 40 Angaben pro Musterkunde hätte man so insgesamt 33.837 Tarife geprüft und verglichen, wobei einige der berechneten Tarife mit einer Anfragepflicht versehen waren.
Einsparpotential hoch, aber nicht in allen Regionen gleich
Das Ergebnis: Laut Studie unterscheidet sich das Einsparpotential von Region zu Region. Spitzenreiter beim berechneten Wert für das „durchschnittliche realistische Einsparpotential“ ist Berlin, in der Hauptstadt ließen sich durchschnittlich 626 Euro einsparen lassen. Das geringste Einsparpotential wurde für Wittenberge berechnet – mit 426 Euro ist der Wert aber dennoch hoch.
Prämien in der Stadt meist teurer
Vergleicht man städtische mit ländlichen Regionen, würde auffallen: Prämien in der Stadt sind in allgemeinen teurer als Prämien auf dem Land. Jedoch gibt es Ausnahmen im Befund: die Städte Hannover und Trier wären besonders günstig, hingegen wären die Regionen Freising und Ravensburg für ländliche Regionen überdurchschnittlich teuer.
Reihenfolge der Versicherer unterscheidet sich bei verschiedenen Musterkunden ... Direktversicherer aber überwiegend top, lobt der Direktversicherer
Die Reihenfolge der Versicherer, die im Preis am besten abschlossen, unterscheidet sich bei verschiedenen Musterkunden. Jedoch würde der Preisvergleich auch zeigen: unter den jeweils 20 günstigsten Angeboten fänden sich überwiegend Direktversicherer, teils auch einige Maklerversicherer, nur selten aber Versicherungsunternehmen mit Multikanalvertrieb. Die Studie zeige: Vergleichen lohnt sich. Denn bei Kfz-Versicherungen kann viel eingespart werden. Dennoch aber sind bestimmte Dinge zu beachten.
Vergleichstools: Nicht immer unabhängig
Vergleichsportale im Internet, darauf weisen auch die Studienmacher hin, sind nicht immer unabhängig. So werden nicht immer alle Tarife angezeigt, einige Vergleichsportale begünstigen bestimmte Anbieter. Deswegen sollte man stets mehrere Portale oder Tools zum Vergleich nutzen.
„Günstig“ ist nicht immer günstig: Versicherungsbestimmungen beachten
Ein Problem kann auch die zu starke Orientierung am Preis sein: Wenn die Leistungen nicht berücksichtigt werden. Eine Untersuchung der Zeitschrift „Finanztest“ zeigte, dass einige Anbieter niedrige Versicherungsprämien zum Preis besonders ungünstiger Rückstufungstabellen erkaufen. Wenn ein Unfall passiert und der Verursacher entsprechend zurückgestuft wird, kann dies den Tarif in Summe um tausende Euro verteuern (der Versicherungsbote berichtete).
Vergleichsportale im Netz weisen die Rückstufung aber kaum oder nur gering aus. Beispiel Check24: obwohl eine ungünstige Rückstufung die Prämie erheblich verteuern kann, berücksichtigt das Portal diesen Punkt bei der Auswertung der Tarifleistungen nur mit 2 von 50 möglichen Leistungspunkten.
Es gilt also, nicht nur die Höhe der Prämien, sondern auch die Versicherungsbestimmungen der angebotenen Tarife zu berücksichtigen (hierzu auch weitere Empfehlungen). Mit einem bloßen Vergleich der Beitragshöhe ist es also noch nicht getan!