Lohnt sich die Finanz- und Vorsorgeberatung in Zeiten niedriger Zinsen noch? Tim Bröning, Mitglied in der Geschäftsleitung des Maklerpools Fonds Finanz, sagt im Versicherungsbote-Interview: der Kunde hat immer noch hohen Bedarf an einer kompetenten Finanzberatung.
Versicherungsbote: Die Themen Lebensversicherung und Riester-Rente sehen sich einem Dauerfeuer durch die Medien ausgesetzt. Zudem sind die Zinsen niedrig. Haben wir aktuell gute oder schlechte Zeiten für Finanzberater und Anlagestrategen?
Tim Bröning: Die Zeiten für Finanzberater und Anlagestrategen sind aktuell sicher nicht ideal, aber gut. Durch die niedrigen Zinsen sind die Vermögenspreise stark angestiegen. Gleichzeitig wurden klassische Anlageprodukte wie Rentenversicherungen, Spareinlagen und die meisten festverzinslichen Wertpapiere deutlich geschwächt. Von Kundenseite besteht jedoch ungebrochen großer Bedarf, die eigenen Ersparnisse rentierlich anzulegen. Das prosperierende globale wirtschaftliche Umfeld bietet dafür gute Möglichkeiten. Finanzberater und Anlagestrategen haben demnach die herausfordernde, aber sehr spannende Aufgabe, den Kapitalmarkt nach den attraktivsten Anlagesegmenten zu sondieren und über Investmentfonds und deren geeignete Zusammenstellung nachhaltige Mehrwerte für ihre Kunden zu generieren.
Ihr Unternehmen trägt den Begriff Fonds mit im Firmen-Namen. Wie Fonds-lastig ist die Fonds Finanz wirklich?
Die Fonds Finanz war lange Zeit vor allem für ihre überaus starke Position im Versicherungsbereich bekannt. Seit der Einführung unserer Beratungsplattform Advisor’s Studio im März 2016 können wir in der Sparte Investment einen Zuwachs an neuen Vermittlern von über 20 Prozent verzeichnen. Gleichzeitig haben sich unsere bereits angebundenen Vermittler intensiver dem Investmentgeschäft gewidmet. Das wirkt sich natürlich positiv auf unser Geschäftsvolumen aus. Unsere Fondsbestände sind mittlerweile auf über eine Milliarde Euro angestiegen und die Provisionsumsätze haben sich verdoppelt.
Wir können mit einem bestens aufgestellten Team aufwarten, das maßgeschneiderte Unterstützungsangebote bereithält: vom vollkommen unabhängigen Fondsresearch, über Kapitalmarktausblicke und -rückblicke, Marktberichte mit Geschäftsansätzen, bis hin zu eigenen Fondsempfehlungslisten und Musterportfolios aus der Markt- und Produktanalyse. Gleichzeitig übernehmen wir die Antragsprüfung und -bearbeitung sowie die Vorgangsüberwachung – und halten den Vermittlern damit den Rücken frei. Neben Advisor’s Studio für eine professionelle, effiziente und rechtskonforme Investmentberatung bieten wir unseren Vermittlern seit kurzem zudem mit der Online-Vermögensverwaltung easyInvesto in Kooperation mit der DWS eine einfache, profitable Einstiegsmöglichkeit in das Investmentgeschäft.
Warum führt am Thema Investment für Makler kein Weg vorbei?
Aufgrund anhaltend niedriger Zinsen besteht von Kundenseite nicht nur das Interesse, sondern oftmals die Notwendigkeit einer rentierlichen Geldanlage und Altersvorsorge. Da der Kapitalmarkt hierfür gute Möglichkeiten bietet und Kunden mit relativ geringen Kosten an den Entwicklungen partizipieren – kostengünstige Fonds- und ETF-Anlagen werden immer beliebter -, sind diese in der Regel sehr zufrieden und empfehlen ihre Vermittler gerne weiter. Damit gestaltet sich die Neukundenakquise recht einfach. Hinzu kommen mit wiederkehrenden Erträgen und einem stornofreien Geschäft weitere schlagkräftige Argumente, sich mit dem Thema Investment auseinanderzusetzen.
Sollten Vermittler Finanzanlagen direkt über Fonds oder eher als Fondspolice anbieten? Warum?
Eine Finanzanlage direkt über Investmentfonds bietet eine Vielzahl einzigartiger Vorteile. Neben der Möglichkeit, aus über 10.000 am deutschen Markt zugelassenen Investmentfonds auszuwählen, können sowohl breit diversifizierte Fondsdepots als auch sehr dezidierte Anlageideen umgesetzt werden. Dabei können Risikomanagement-Instrumente, wie zum Beispiel Volatilitäts- und Verlustschwellenüberwachung oder auch dynamische Stop-Loss-Limits genutzt werden. Es erfolgt die volle Partizipation an den Ertragschancen der ausgewählten Zielmärkte bei relativ niedrigen Kosten für die Kunden. Vermittler können sich über wiederkehrende Erträge und ein stornofreies Geschäft freuen.
Fonds dürfen seit dem 01. Januar 2015 nur noch von Vermittlern mit Sachkundeprüfung gemäß § 34 f GewO verkauft werden. Wie ist die Entwicklung der angeschlossenen Vertriebspartner mit 34f-Nachweis?
Wir sind mit der Entwicklung sehr zufrieden. Mit Ablauf der Übergangsphase ohne Sachkundenachweis sank die Anzahl von Finanzanlagenvermittlern nach § 34f GewO kurzzeitig. Seitdem steigt die Anzahl jedoch mit zweistelligen prozentualen Zuwächsen an.
Sollte für die Vermittlung von Fondspolicen auch die Sachkundeprüfung gelten? Warum?
Grundsätzlich ist die Argumentation, dass Vermittler von Fondspolicen eine Sachkundeprüfung nach dem Vorbild des § 34f benötigen, durchaus nachvollziehbar. Besonders im Hinblick darauf, dass sie gegebenenfalls dezidiert auf einzelne in der Police enthaltene Fonds eingehen könnten. Gleichzeitig benötigen Vermittler für die Beratung ihrer Kunden aber umfangreiche Kenntnisse im Versicherungsbereich, um die einzelnen Tarife und Spezifikationen zu überblicken. Daher nutzen sie häufiger von den Gesellschaften vorbereitete „Basket-Lösungen“, bei denen die gesamte Anlageentscheidung auf einen professionellen Akteur übertragen wird.
Im Rahmen der Umsetzung der IDD hat sich aufgrund der PRIIPS Verordnung im Februar 2018 die Vermittlung und der Vertrieb von Versicherungsanlageprodukten bereits teilweise an die Vorgaben für die Investmentberatung angenähert.