Mit vielen Anlageklassen kann keine vernünftige Verzinsung mehr erzielt werden, so dass sie die Inflation nicht ausgleichen können - dieses Problem bezeichnet Eckhard Sauren, einer von Deutschlands bekanntesten Dachfonds-Managern, mit seinem 2015 erschienenen Buch als "Die Zinsfalle". In Zeiten des historisch niedrigen Zinsniveaus müssen demnach auch die Börsen mit einer Korrekturphase und demzufolge mit Kursverlusten rechnen. Der Versicherungsbote hat mit Sauren gesprochen und erfragt, durch welche Strategien er die "Zinsfalle" zu umgehen gedenkt.
Der Niedrigzins - eine Chance für Dachfonds? Zwar galten der FAZ schon 2008 Dachfonds als "alte Hüte", die sich aufgrund der doppelten Gebühren für Fonds- und Dachfonds-Manager nicht lohnen würden: Investmentfonds also, die in andere Investmentfonds investieren. Da aktives Management aber flexibler auf die "Zinsfalle" reagieren könne, sieht sich die Branche nun im Aufwind. Das Versprechen: Durch Hebelprodukte und "Absolute-Return-Strategien" kann auch bei steigenden Zinsen eine Outperformance für die Anleger erzielt werden. Ein guter Grund also für den "Versicherungsboten", bei der Sauren Finanzdienstleistungen GmbH & Co. KG und Eckhard Sauren nachzufragen.
Versicherungsbote: Laut „Allianz Global Wealth Report“ boomten 2017 die Börsen und zeigten das größte Wachstum aller Vermögensklassen. Zugleich litten deutsche Zinssparer mit Bankeinlagen unter der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) und mussten dank Inflation negative Renditen hinnehmen. Die Konsequenz scheint klar: konservative Sparer werden an die Börsen gerufen. Folgt man Ihrem 2015 erschienenen Buch, sitzen auch die Börsen in der „Zinsfalle“. Welche Gefahren sehen Sie?
Eckhard Sauren: Die Aktienmärkte haben ebenso wie die Anleihenmärkte in den zurückliegenden zehn Jahren deutliche Gewinne erzielt. Wir sehen es nach diesem langen Anstieg als durchaus wahrscheinlich an, dass in der nächsten Korrekturphase beide Anlageklassen verlieren.
Laut Ihrer Analyse sind besonders klassische Portfolios, die Anleihen und Aktien stabiler Unternehmen halten, von den Risiken einer „Zinsfalle“ betroffen. Versicherer setzen bei ihren Produkten gern auf ebensolche „klassische“ Portfolios, sei es direkt oder indirekt über Fonds. Befürchten Sie Konsequenzen für den Versicherungsmarkt?
In dem Buch „Die Zinsfalle“ haben wir ausgeführt, dass Versicherungsunternehmen insbesondere unter langanhaltenden Niedrigzinsen leiden. Wir sehen daher große Gefahren, dass viele deutsche Kapitallebensversicherer ihre Garantieversprechen nicht aufrechterhalten können.
Die Devise Ihrer „Sauren Fonds-Service AG“: „Wir investieren nicht in Fonds, wir investieren in Fondsmanager“. In den letzten Jahren bekamen Sie Konkurrenz von so genannten „Robo-Advisors“, von Unternehmen, die statt auf aktives Management auf die Kopie eines Index setzen. Das Argument: Viele Manager wären auf lange Sicht auch nicht besser als der Markt. Warum lohnt es sich aus Ihrer Sicht, heutzutage in Dachfonds zu investieren und die oft höheren Gebühren in Kauf zu nehmen?
Fast alle Robo-Advisor investieren sowohl den Aktien- als auch den Anleihenteil in Indexfonds. Auf der Aktienseite haben wir mit dem Sauren Global Growth über nunmehr nahezu 20 Jahre bewiesen, dass wir eine indexorientierte Anlage outperformen können. So erzielte der Sauren Global Growth seit Auflegung am 1. März 1999 bis zum 15. Oktober 2018 einen Wertzuwachs in Höhe von 238 %, während der Vanguard Global Stock Index Fund lediglich um 131 % zulegte. Dies entspricht einer Outperformance in Höhe von ca. 2 % pro Jahr. Infolge dessen sind wir zuversichtlich, auch zukünftig die passive Industrie und auch Robo-Advisor outperformen zu können.
Im Anleihensegment laufen die Robo-Advisor sehenden Auges in die Zinsfalle hinein. Hier sehen wir im defensiven Bereich bei indexorientierten Renten-Investments auf Sicht der nächsten zehn Jahre keine sinnvollen Ertragsmöglichkeiten. Da wir im konservativen Bereich Absolute-Return-Strategien integrieren können, sehen wir uns auch hier im Vorteil.
Deutsche Sparer greifen auch deswegen gern auf klassische Portfolios oder auf Versicherungen als Geldanlage zurück, weil sie das Risiko scheuen. Menschen mit kleineren Einkommen haben oft auch keine andere Wahl, als sichere Anlagestrategien zu wählen. Ihre Fonds setzen zunehmend auf sogenannte „Absolute-Return-Strategien“, um unabhängig vom zinssensitiven Markt zu sein. Diese setzen auf den massiven Einsatz von Derivaten und von Strategien, die man vorher von Hedgefonds kannte. Wie sichern Sie sich vor Managementfehlern ab, die mit einem solchen betreuungsintensiven Produkt einhergehen?
Mit einem detaillierten Verständnis der Anlagephilosophie und der handelnden Personen lässt sich das Managementrisiko unserer Überzeugung nach gut abschätzen. Ein Portfolio, welches flexible Renten-Strategien und Absolute-Return-Strategien kombiniert, ist unserer Meinung nach weniger riskant als ein reines Anleihenportfolio.
Ihre Dachfonds kombinieren verschiedene Produkte, auch Anleihen und Elemente klassischer Portfolios sind darin enthalten. Ist es überhaupt möglich, der „Zinsfalle“ zu entkommen? Immerhin sind die Aktien vieler Unternehmen aufgrund der niedrigen Zinsen sehr hoch bewertet. Und würden Sie mit den Wirtschaftshistorikern übereinstimmen, die erst in diesem Monat vor einer neuen Finanzkrise warnten?
Kurzfristige Korrekturen gehören an den Märkten einfach dazu. Eine gewisse Volatilität muss daher jedes Portfolio aushalten können. Wer mit einem breit aufgestellten Portfolio aus sorgfältig ausgewählten Fonds erfolgversprechender Fondsmanager in den Bereichen Aktienfonds, flexible Rentenfonds und Absolute-Return-Fonds bestückt ist, sollte langfristig gut aufgestellt sein.
Ein kurzer Ausblick: Wie wird es in Zukunft möglich sein, Geld gewinnbringend anzulegen? Und was raten Sie unseren Lesern? Welche Konsequenzen ergeben sich aus der „Zinsfalle“ für den Versicherungsmarkt?
Langfristig breit diversifiziert in sorgfältig ausgewählte Alpha-Manager zu investieren, ist eine sinnvolle Anlagephilosophie. Hier bieten sich unsere Dachfondslösungen an. Die Kapitallebensversicherung ist strukturell nicht auf eine langandauernde Niedrigzinsphase, wie wir sie gerade erleben, ausgerichtet. Daher droht hier ein hohes Enttäuschungspotenzial.
Die Fragen stellte Sven Wenig