Haftpflichtversicherung - Branchengrößen wirtschaften meist auskömmlich

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Der „Branchenmonitor Haftpflichtversicherung 2015-2017“ zeigt: Die Marktführer wirtschaften auskömmlich mit guten Ergebnissen. Nur zwei Unternehmen der "Top Ten" nach Marktanteilen müssen eine Schaden-Kosten-Quote über 100 Prozent in Kauf nehmen. Dennoch kämpfen einige große Versicherer mit einem Rückgang der Prämieneinnahmen und der Nachfrage.

Der Versicherungsbote hat sich Ergebnisse des Haftpflicht-Monitors, einer Analyse von Jahresabschlusskennzahlen der 50 größten Versicherungsunternehmen durch die V.E.R.S. Leipzig GmbH in Kooperation mit der Yougov Deutschland GmbH, für die zwölf dominierenden Unternehmen der Branche angesehen.

Ein gutes Jahr für die Haftpflichtversicherung

Laut Clemens Wilde, Leiter der Studie, war 2017 für die Haftpflichtversicherung ein gutes Jahr. So stiegen gegenüber dem Vorjahr sowohl die gebuchten Bruttoprämien (2016: 138,91 Mio. Euro; 2017: 140,66 Mio. Euro) als auch die durchschnittliche Anzahl der Verträge je Versicherer (2016: 818.856 Stück; 2017: 831.588 Stück). Für den Durchschnitt aller untersuchten Unternehmen konnte außerdem die gute Combined Ratio bzw. Schaden-Kosten- Quote von 86,94 Prozent ermittelt werden – Prämieneinnahmen standen gegenüber Schaden- und Betriebsaufwendungen also in einem auskömmlichen Verhältnis.

Die größten Versicherer im Geschäftsjahr 2017 nach Marktanteilen

Zu beachten ist: Tochtergesellschaften unter dem Dach eines Versicherers werden vom Branchenmonitor nach Rechtsform getrennt ausgewiesen. So wird die HUK-COBURG VVaG und die HUK-COBURG Allgemeine ebenso getrennt betrachtet wie z.B. die DEVK VVaG oder die DEVK Allgemeine, was sich im Ranking nach Marktanteilen widerspiegelt.

Laut Branchenmonitor beherrscht die Allianz, Deutschlands größter Erstversicherer, auch den Markt der Haftpflichtversicherungen. Mit gebuchten Brutto-Prämien in Höhe von 1.209 Mio. Euro für das Jahr 2017 kann das Unternehmen 15,61 Prozent des Gesamtmarktes für sich in Anspruch nehmen. Zwar gingen die Prämieneinnahmen gegenüber 2016 um 18,3 Mio. Euro zurück. Da sich die Schaden-Kosten-Quote aber von 87,32 Prozent auf 86,89 Prozent verbesserte und sich die Anzahl der Versicherungsverträge von 4.330.539 auf 4.360.254 steigerte, können die Münchener dennoch mit dem Geschäftsergebnis des Zweigs „Haftpflicht“ zufrieden sein.

Der Versicherer mit dem zweitgrößten Marktanteil nach gebuchten Bruttoprämien ist die Axa: 599 Mio. Euro kann sie verbuchen und hält aufgrund dieses Betrags 7,73 Prozent des Marktes. Gegenüber dem Vorjahr nahm die Axa 4,17 Mio. Euro mehr ein, jedoch ging die Zahl der Versicherungsverträge um 34.642 zurück und stand zum Ende 2017 bei 3.166.915 Verträgen. Trotz dieses Rückgangs verbesserte aber auch die AXA ihre Combined Ratio von 88,66 auf 82,69 Prozent.

VHV und R+V Allgemeine sind Sorgenkinder

Platz drei nach Prämienanteilen: die R+V Allgemeine. 589 Mio. Euro Prämieneinnahmen 2017 sichern dem Unternehmen 7,60 Prozent Marktanteil. Bei der Zahl der Verträge sah die Bilanz gut aus: 1.906.071 Verträge ergeben ein Plus von 33.025 Verträgen gegenüber dem Vorjahr. Ungünstiger aber fiel das Ergebnis bei der Combined Ratio aus: Kämpfte man sich 2016 mit 99,95 Prozent noch unter die kritische Marke von 100 Prozent, musste man 2017 den schlechten Wert von 107,42 Prozent zur Kenntnis nehmen: die Ausgaben des Versicherers waren also nicht mehr durch die Prämieneinnahmen gedeckt. Im Schaden-Kosten- Ranking des Branchenmonitors bedeutet das einen schlechten 45. Rang: nur 5 Versicherer hatten schlechtere Rentabilitätskennzahlen.

Der mit Einnahmen von 553 Mio. Euro und einem Marktanteil von 7,14 Prozent viertgrößte Versicherer, die Ergo, kann sich über eine gute Schaden-Kosten-Quote von 86,20 Prozent und Mehreinnahmen bei den Prämien gegenüber dem Vorjahr von 12.07 Mio. Euro freuen. Allerdings ging die Anzahl der Verträge von 1.806.764 für 2016 auf 1.673.470 für 2017 zurück: ein Minus von 7,38 Prozent.

Wesentlich erhöhen hingegen konnte die Gothaer Allgemeine, der mit Prämieneinnahmen von 356 Mio. Euro und einem Marktanteil von 4,60 Prozent fünftgrößte Versicherer, die Zahl der Versicherungsverträge: Zuwachsraten von 17,61 Prozent durfte man für 2017 verzeichnen und brachte es so auf 1.668.515 Verträge gegenüber 1.418.634 Verträgen im Vorjahr. Mit der Schaden-Kosten-Quote darf man auch zufrieden sein: Zwar ist sie mit 90,22 Prozent noch 3,28 Prozentpunkte schlechter als der Durchschnittswert aller Versicherer, jedoch musste man noch 2016 einen Wert von 110,40 Prozent und damit ein doch auffälliges Minus in Kauf nehmen. Nun also wirtschaftet man, gemäß Geschäftsindikator für die Schaden-Kosten-Bilanz, wieder im Plus.

VHV ist auffallend im Minus

Bitter hingegen ist die Schaden-Kosten-Bilanz für die VHV, dem mit 327 Mio. Euro Prämieneinnahmen und 4,22 Prozent Marktanteil sechstgrößten Versicherer. Aufgrund einer Schaden-Kosten-Quote von 121,99 Prozent landet man für 2017 auf dem vorletzten und damit 49. Rang der Tabelle aller Versicherer. Immerhin: Der Wert stellt eine leichte Verbesserung dar, denn schon 2016 musste man sich auf dem vorletzten Rang platzieren. Damals betrug die Schaden-Kosten-Quote sogar 123,34 Prozent. Bei den eingenommenen Bruttoprämien hingegen verbuchte man 2017 16,25 Mio. Euro mehr als im Vorjahr. Und auch die Anzahl der Verträge kletterte von 1.446.474 auf 1.486.788 Stück.

Der nach Prämienzahlen siebtgrößte Haftpflichtversicherer mit Einnahmen von 307 Mio. Euro und einem Marktanteil von 3,96 Prozent, die HDI Versicherung, muss wie die Ergo mit rückläufigen Vertragszahlen kämpfen: von 1.362.785 auf 1.324.806 ging die Zahl der Verträge im Jahr 2017 zurück. Anders als für die Ergo aber steht für die HDI Versicherung auch ein Rückgang der Prämieneinnahmen zu verzeichnen, denn 2016 nahm man noch 308,01 Mio. Euro Prämien ein. Beim Schaden-Kosten- Indikator aber schafft man es dann doch ins Plus mit einem Wert von 99,38 Prozent.

Generali: Hohe Rentabilität trotz ambivalentem Ergebnis

Ambivalent zeigt sich das Geschäftsjahr für die Generali: sowohl bei der Anzahl der Verträge als auch bei den Prämieneinnahmen musste der mit einem Marktanteil von 3,19 Prozent und Prämieneinnahmen von 247 Mio. Euro achtgrößte Versicherer Rückgänge beklagen. 1.547.265 Verträge hielt man 2016, im Jahr 2017 waren es noch 1.488.832 Verträge. Auch nahm man 2017 immerhin 8,95 Mio. Euro weniger an Prämien ein als noch im Vorjahr. Ausgleichen aber konnte man diese Rückgänge über die Schaden-Kosten-Bilanz: bei guten 71,31 Prozent liegt die Combined Ratio der Generali –der beste Wert unter den zehn größten Versicherern.

Bayerischer VersVerband und LVM mit Zugewinnen

Der nach Bruttoprämien neunt- und zehntgrößte Versicherer, Bayerischer VersVerband und die LVM, dürfen sich jeweils über gestiegene Prämieneinnahmen und gestiegene Vertragszahlen freuen. Die Einnahmen aus Bruttoprämien stiegen für den Bayerischen VersVerband von 218,25 auf 223,24 Mio. Euro, was einen Marktanteil für 2017 von 2,88 Prozent bedeutet. Bei den Verträgen gab es einen Zuwachs von 1.126.845 auf 1.141.523 Verträge zu vermelden. Die LVM konnte ihre Vertragszahlen von 1.359.290 auf 1.396.458 Verträge erhöhen, die Bruttoprämien stiegen von 215,52 Mio. Euro auf 221,45 Mio. Euro. Das bedeutet für die LVM einen Marktanteil von 2,86 Prozent.

Bei der Schaden-Kosten-Quote schlägt sich die LVM etwas besser als der Bayerische VersVerband, die LVM bringt es auf gute 80,21 Prozent und damit einen guten überdurchschnittlichen Wert, der Bayerische VersVerband dagegen liegt mit 91,17 Prozent doch unter dem Durchschnittswert von 86,94 Prozent für alle 50 Versicherer, wirtschaftet aber dennoch gemäß dem Indikator im Plus.

HUK-COBURG VVaG und HUK-COBURG gut im Geschäft

Nicht fehlen in der Auflistung der größten Haftpflicht-Versicherer dürfen HUK-COBURG VVaG und HUK-COBURG Allgemeine. Zu beachten ist freilich: Das Versicherungsgeschäft der Tochtergesellschaften unter dem Dach der HUK-COBURG wird im Branchenmonitor getrennt nach der Rechtsform betrachtet, so dass mehrere Tochtergesellschaften in den Tabellen erscheinen (was mehr Genauigkeit im Vergleich ermöglicht, für das Ranking aber Ergebnisse aufsplittet).

Gewichtet man Marktanteile nach Bruttoprämien, bringt es die HUK-COBURG VVaG nur auf Rang 21 der größten Versicherer und die HUK-COBURG Allgemeine nur auf Rang 22. Anders aber würde die Rangliste aussehen, würde man nach der Anzahl der Versicherungsverträge gehen: 2.022.510 Verträge hält die HUK-COBURG VVaG und wäre so drittgrößter Haftpflicht-Versicherer, 1.657.794 Verträge hält die HUK-COBURG Allgemeine und wäre so auf Rang sieben der größten Versicherer.

Die HUK-COBURG kann auf die Bilanz ihrer Töchter zählen: von 2.017.452 auf 2.022.510 Verträge steigerte sich die HUK-COBURG VVaG, von 1.591.016 auf 1.657.794 Verträge steigerte sich die HUK-COBURG Allgemeine. Die gebuchten Bruttoprämien wuchsen von 89,68 Mio. Euro auf 89,85 Mio. Euro sowie von 87,75 Mio. Euro auf 89,74 Mio. Euro. Aber auch bei der Combined Ratio zeigen HUK-COBURG VVaG mit 74,07 Prozent und HUK-COBURG Allgemeine mit 75,44 Prozent auskömmliche Quoten, die besser sind als der Durchschnitt aller Versicherer.

Der „Branchenmonitor Haftpflichtversicherung 2015-2017“

Ausgewertet wurden für den „Branchenmonitor Haftpflicht-Versicherung 2015-2017“ BaFin-Berichte der Jahre 2015-2017 sowie das Statistische Jahrbuch 2018 des Branchenverbandes GDV, ebenso verschiedene Daten aus den Jahresabschlüssen der Versicherer. Der Monitor deckt 50 Versicherer und damit 91 Prozent des Haftpflicht-Marktes ab und kann kostenpflichtig auf der Webseite der V.E.R.S. Leipzig GmbH bestellt werden.