Es ist ein Fakt: Ältere Autofahrer werden für ihre Kfz-Versicherung weit stärker zur Kasse gebeten als jüngere Versicherungsnehmer. Dagegen protestieren nun mehrere Seniorenverbände. Sie kritisieren, dass Ruheständler durch die Tarifkalkulation der Versicherer schlicht abgezockt und diskriminiert werden.
16 Millionen Autofahrer der Generation Ü65 sind laut Kraftfahrtbundesamt auf deutschen Straßen unterwegs. Und diese müssen für ihre neu abgeschlossene KFZ-Versicherung teils deutlich mehr zahlen als jüngere Autofahrer. Schon ein 65jähriger wird im Schnitt mit zehn Prozent mehr zur Kasse gebeten als ein 55jähriger Fahrzeughalter, so zeigt eine Auswertung von „Finanztip“ auf Basis von zehn Fahrerprofilen. Dann ziehen die Preise schnell an. Ein 75jähriger überweist für seinen Neuvertrag im Mittel schon 57 Prozent mehr Prämie an den Versicherer als ein Fahrer Mitte 50.
“kalendarisches Lebensalter kein Abgrenzungskriterium“
Diese Prämienaufschläge kritisieren nun mehrere Seniorenverbände, so berichtet heute die „Leipziger Volkszeitung“ (LVZ). So habe das Büro gegen Altersdiskriminierung in Köln unzählige Beschwerden wütender Autofahrer gesammelt, die sich durch den pauschalen Aufschlag schlicht abgezockt fühlen. Der Aufschlag sei aber rechtlich legitim, positioniert sich Büroleiterin Hanne Schweitzer. So erlaube es das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz, aus sachlichen Gründen zu differenzieren.
Anders sehe das hingegen die Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (Bagso). „Das kalendarische Lebensalter ist grundsätzlich kein geeignetes Abgrenzungs-Kriterium“, sagt Verbandssprecherin Barbara Strupp. So würden Forschungen zeigen, dass „das Alter allein keine Vorhersage über das Unfallrisiko erlaube“.
Zudem verfüge die Versicherungswirtschaft mit den Schadensfreiheitsrabatten bereits über ein Belohnungs- und Strafsystem, das altersunabhängig funktioniere, ergänzt Strupp - „und das ist auch richtig so“. Bagso vertritt als Lobbyorganisation von Senioren nach eigenen Aussagen bundesweit 13 Millionen Bürger und 116 Verbände.
Senioren nicht häufiger in Unfälle verwickelt, aber…
Tatsächlich sind älter Autofahrer nicht häufiger in Unfälle verwickelt als andere Autofahrer. Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen jedoch, weshalb die Senioren für ihre Kfz-Versicherung mehr zahlen. Sie sind besonders häufig Unfallverursacher und verursachen damit mehr Haftpflicht- und Kaskoschäden.
Die Verkehrswacht berichtet: Sofern im Jahr 2016 über 64-Jährige als Pkw-Fahrer an einem Unfall beteiligt waren, trugen sie in zwei Drittel (67,1 Prozent) der Fälle die Hauptschuld an dem Unfall, bei den 75-Jährigen und älteren waren es sogar 75,1 Prozent. Die häufigsten Unfallursachen bei den Senioren waren 2016 „Vorfahrtsfehler“ (17,6 Prozent) sowie Fehler beim „Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren, Ein- und Anfahren“ (16,6 Prozent). Hier wirken sich die nachlassende Reaktionsfähigkeit und Aufmerksamkeit von älteren Menschen negativ aus.
Dabei sind die Älteren durchaus vorausschauende und rücksichtsvolle Fahrer. Weit seltener als im Schnitt der Bevölkerung verursachen Senioren Unfälle, weil sie zu schnell fahren. Auch ein zu geringer Abstand und falsches Verhalten gegenüber Fußgängern seien selten Unfallursache.