Die Generali Gruppe will weiter wachsen - und zwar rasant. Am Mittwoch präsentierte Konzernchef Philippe Donnet in Mailand ein ehrgeiziges Strategieprogramm, um Investoren und Aktionäre von sich zu überzeugen. Die Pläne sind ehrgeizig. Der Gewinn soll bis 2021 auf 10,5 Milliarden Euro steigen, die Aktionäre von 2019 bis 2021 eine durchschnittliche Kapitalrendite von 11,5 Prozent erhalten. Auch Kosten will der Versicherer einsparen.
Es gibt derzeit nicht viele gute Nachrichten an Mailands Börse, die Schuldenkrise Italiens belastet auch die heimischen Unternehmen. Doch für eine kleine Euphorie unter den Anlegern sorgte am Mittwoch Philippe Donnet, Chef der Triester Generali Gruppe. Er verkündete auf dem Investorentag das neue Strategieprogramm der Generali Gruppe - und das ist durchaus ehrgeizig. Ein Kurssprung des Versicherers an der Mailänder Börse war die Folge.
schnelles Wachstum angestrebt - und Angriff auf die Marktführer
“Generali 2021“ - so lautet das Strategieprogramm, das Donnet am Mittwoch präsentierte. Seit 2016 ist der Franzose nun Vorstand des italienischen Versicherers. Und auch, wenn sich die Generali permanent im Umbau befindet - in Deutschland zum Beispiel trennte man sich von der Ausschließlichkeit, die nun für den Finanzvertrieb DVAG tätig ist, so ist dies tatsächlich das erste Strategiepapier und Federführung des 58jährigen Managers. Es ist, wie der Name schon deutlich macht, ein Strategieprogramm für die kommenden drei Jahre.
Die verkündeten Zukunftspläne als ambitioniert zu bezeichnen, ist dabei fast noch untertrieben. Denn Donnet will vor allem eines: wachsen, und zwar schnell. Der Reingewinn soll bis 2021 auf 10,5 Milliarden Euro gesteigert werden. Um das zu erreichen, muss die Generali ein Wachstum von sechs bis acht Prozent pro Jahr erreichen. Ein deutliches Plus gegenüber der jetzigen Leistungsfähigkeit: aktuell legt der Versicherer um vier Prozent pro Jahr zu.
Auch die Aktionäre sollen künftig deutlich mehr erhalten. Die ausgeschüttete Dividende pro Aktie soll künftig ebenfalls um sechs bis acht Prozent wachsen. Im Mittel sollen die Aktionäre eine durchschnittliche Kapitalrendite von 11,5 Prozent erhalten. Donnet verspricht zudem eine höhere Ausschüttungsquote von 55 bis 65 Prozent pro Aktie.
Mehr Eigenkapital, weniger Schulden
Um die ehrgeizigen Ziele zu erreichen, will Donnet das Eigenkapital stärken, Schulden abbauen sowie die Effizienz des Konzerns weiter steigern. Die Eigenkapitalrendite soll auf über 11,5 Prozent anwachsen, das Fremdkapital bis 2021 um 1,5 bis zwei Milliarden Euro abgebaut werden. Durch den Abbau der Schulden soll auch die Zinslast des Konzerns weiter sinken. Die jährlichen Bruttozinskosten sollen in den kommenden drei Jahren um 70 bis 140 Millionen Euro gedrückt werden.
Der nächste Konzernumbau?
Damit das Wachstum gelingt, will Donnet zusätzliches Geld in die Hand nehmen und ordentlich investieren. Eine Milliarde Euro sollen von 2019 bis 2021 allein in sogenannte interne strategische Initiativen fließen, heißt es im Pressetext des Versicherers. Was genau damit gemeint ist, bleibt vage.
Dass damit auch eine weitere Digital-Offensive gemeint ist, daran lässt Donnet keinen Zweifel. So solle die „digitale Transformation aller Vertriebswege“ ermöglicht werden, teilt die Generali mit. Auch sei die „Transformation und Digitalisierung des Betriebsmodells“ geplant. Der Schwerpunkt soll stärker auf Privatkunden und kleine und mittlere Unternehmen (KMU) gelegt werden.
Müssen also die Mitarbeiter und Vertrieb einen weiteren schmerzhaften Konzernumbau fürchten? Erst Ende Oktober 2018 teilte der Versicherer per Pressetext mit, dass die Neustrukturierung der deutschen Konzerntochter weitgehend abgeschlossen sei. Folge ist unter anderem, dass Versicherungsmakler im Neugeschäft nicht mehr Policen der Hausmarke Generali verkaufen dürfen, sondern nur noch der Dialog (der Versicherungsbote berichtete).
Drei bis vier Milliarden Euro für Wachstum und Zukäufe
Auch auf Zukäufe anderer Unternehmen hat der Versicherer offenbar wieder Lust. Drei bis vier Milliarden Euro seien in den kommenden drei Jahren für "organisches Wachstum und Übernahmen" reserviert. Darüber hinaus soll ein weltweiter Vermögensverwalter bzw. eine Asset-Management-Plattform aufgebaut werden. Hierfür hat der Versicherer bereits auf mehreren potentiellen Märkten Firmen aufgekauft, etwa in Frankreich und Polen.
Im Versicherungsgeschäft will sich die Generali künftig stärker auf Schlüsselmärkte wie Deutschland, Frankreich und Italien konzentrieren. Asien und Lateinamerika sind als weitere Wachstumsregionen im Visier der Generali. Wie Deutschland-Chef Giovanni Liverani der Süddeutschen Zeitung berichtete, soll in Deutschland ein neuer Gesundheitsdienstleister namens Generali Health Services geschaffen werden. Er zielt auf Unternehmen als Zielgruppe - und soll durch Mitarbeiter der Central Krankenversicherung betrieben werden.