Näher und näher rückt er: Der Stichtag der „Wechselsaison“. Noch bis zum 30. November können die meisten Verträge für die Kfz-Versicherung gekündigt werden. Die Rating-Agentur Franke und Bornberg verglich nun über 250 Tarife und Tarifkombinationen von 73 Versicherungsgesellschaften für eine Kfz-Marktanalyse. Ein wichtiges Ergebnis: im Ernstfall kommt es weniger auf den Preis, sondern vor allem auf die Leistung an. Wer nur auf die Prämien achtet, wird den beträchtlichen Qualitätsunterschieden im Markt nicht gerecht.
Ein Rating verspricht Durchblick auf dem Kfz-Markt
Ein hehres Versprechen: Franke und Bornberg wollen beim Durchblick helfen und die vielen Angebote des Kfz-Marktes sortieren. Aus diesem Grund unterzog die Agentur 253 Tarife für Kraftfahrzeughaftpflicht, Teilkasko, Vollkasko sowie für Zusatzbausteine einer Analyse. Immerhin 61 Kriterien waren nach Eigendarstellung der Agentur ausschlaggebend. Ausgangspunkt für die Bewertung der Angebote waren selbst recherchierte Versicherungsbedingungen sowie Angaben aus Verbraucherinformationen und Formularen. Leistungsanforderungen wie der Deckungsumfang für Personenschäden oder die Obliegenheiten für die Kraftfahrzeughaftpflicht, die Entschädigungsleistung für die Vollkasko oder versicherte Gefahren für die Teilkasko wurden als Ratingkriterien besonders stark gewichtet.
Zwar können nur Ergebnisse bzw. die "Noten" für jeden einzelnen Tarif auf der Webseite der Agentur abgerufen werden, wobei leider nicht ersichtlich wird, welche Kriterien welcher Tarif wie "erfüllte". Dennoch wartet das Rating mit interessanten Beobachtungen auf, die nun vorgestellt werden sollen.
Qualität der Kfz-Tarife laut Studienmachern verbessert, Leistungsmerkmale variieren stark
Eine wichtige Aussage: Im Spiegel der Rating-Kriterien haben sich die Tarife gegenüber dem letzten Test verbessert. So hat ein Viertel der untersuchten Tarife die Höchstbewertung FFF (hervorragend) erreicht. Vor zwei Jahren bei einem vergleichbaren Rating war es gerade einmal jeder achte Tarif gewesen, der mit dieser Wertung glänzen konnte. Außerdem erhielten immerhin 24,1 Prozent der getesteten Tarife in diesem Jahr noch ein FF+ (sehr gut). Und nimmt man jene 25,7 Prozent der Tarife hinzu, die mit einem FF und damit einem „guten“ Ergebnis überzeugten, zeigt sich doch eine erfreuliche Angebotslage als Marktbefund.
Allerdings weisen selbst die hervorragend bewerteten 23,7 Prozent der Kfz-Versicherungen viele Unterschiede bei einzelnen Leistungsmerkmalen auf. Eine Gegenüberstellung auf der Seite der Agentur veranschaulicht derartige Unterschiede für Leistungen bei Tierbiss, bei Sonderausstattung oder Neupreisentschädigung nach Erstzulassung eines Neuwagens.
So ersetzen einige Tarife Folgeschäden nach einem Tierbiss bis zur Höhe von 3.000 Euro, andere bis zur Höhe von 10.000 Euro oder sogar 20.000 Euro. Manche Tarife beziehen Schäden an Akkumulatoren gesondert in die Schadenabdeckung bei Tierbiss ein. Die Sonderausstattung ersetzen einige der Top-Tarife bis zur Höhe von 10.000 Euro, einige bis zur Höhe von 15.000 Euro oder 20.000 Euro oder sogar bis zur Höhe des Neuwerts. Auch die Bedingungen der Neupreisentschädigung bei PKW unterscheiden sich auffallend.
Schon diese Unterschiede nur zwischen den „hervorragenden“ Tarifen mit der Note FFF verdeutlichen ein wichtiges Prinzip des Vergleichs vor einem möglichen Wechsel der Kfz-Versicherung. Würde es doch für den Verbraucher darum gehen, eine Autoversicherung zu finden, die nicht nur günstig ist, sondern auch den passenden Schutz bietet – Leistungskriterien der Tarife müssen vor einem Wechsel stets mit individuellen Bedürfnissen abgeglichen werden.
Neue Trends ... lassen auf sich warten
Zunehmende Digitalisierung und Vernetzung in der Kfz-Technik, Assistenzsysteme, automatisierte Fahrfunktionen ... die Versicherer tun sich laut Agentur mit neuen Produkten in Reaktion auf derartige Entwicklungen schwer. Einzig Leistungserweiterungen für Schäden durch Kurzschluss oder Tierbisse zeigen eine Reaktion des Versicherungsmarktes, da Entschädigungsgrenzen deutlich angehoben worden sind. Auch würden Akkus mittlerweile von vielen Tarifen umfassend abgesichert, etwa für Hybrid- oder Elektroautos.
Darüber hinaus aber tut sich noch wenig. Besonders bedauernswert aus Sicht der Rating-Experten: Versicherer mit Telematik-Angeboten können noch immer an zwei Händen abgezählt werden. Diese Entwicklung zeichnete sich in letzter Zeit ab, obwohl Telematik lange als Zukunftsthema der Versicherungsbranche gehandelt wurde (der Versicherungsbote berichtete).
Ergebnisse des Ratings für jeden Tarif abrufbar
Ergebnisse für jeden Tarifs bzw. die vergebene Note für jeden getesteten Tarif sind auf der Internetseite der Ratingagentur abrufbar.