Die Hausratversicherung ist in Deutschland eine gut laufende Versicherungsart, die für alle Versicherer Gewinn abwirft: Wenn auch oft im überschaubaren Rahmen. Das zeigt der Branchenmonitor der V.E.R.S. Leipzig GmbH und von YouGov. Auch 2017 war erneut ein gutes Jahr für die Branche.
Weihnachten ist das Fest der Besinnlichkeit. Und Weihnachten ist "Hausratzeit", im Schlechten wie im Guten. Herrscht doch in der Vorweihnachts- und Weihnachtszeit eine erhöhte Brandgefahr aufgrund eines unsachgemäßen Umgangs mit Kerzen und Weihnachtsgestecken: 40 Prozent mehr Brände als zu anderen Zeiten des Jahres müssen Versicherer in der Weihnachtszeit regulieren, wie aus Zahlen des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hervorgeht.
Das bedeutet freilich auch: Hausratversicherer haben zu Weihnachten besonders häufig für Schäden einzustehen. Aber gerade aufgrund dieser Tatsache wird der Nutzen dieser Versicherung ins Bewusstsein potentieller Kunden gebracht, die es sich zuhause gern "heimelig" machen: Viele Medien geben in der Vorweihnachtszeit präventive Tipps zum richtigen Umgang mit Feuer, häufig verbunden mit dem Hinweis auf den richtigen Versicherungsschutz. Die Hausratversicherung kommt dabei einem besonderen Bedürfnis der Menschen hierzulande entgegen, die Habseligkeiten in den eigenen vier Wänden abzusichern, wie Geschäftszahlen zeigen: Die Policen sind bei den Deutschen nach wie vor beliebt.
So ist der Zweig Hausrat auch einer der wenigen Zweige, mit denen Versicherer zuverlässig Geld verdienen, stellt der „Branchenmonitor Hausratversicherung 2015-2017“ heraus. Bei der Schadenbegrenzung spielen präventive Maßnahmen eine wichtige Rolle für die Versicherer – geradezu exemplarisch lässt sich das an der Aufklärung für den Brandschutz vor Weihnachten veranschaulichen. Aber auch andere Faktoren begünstigen laut Branchenmonitor den Geschäftserfolg der oft als „klein“ und „unscheinbar“ unterschätzten Branche. Eignet sich die Hausratversicherung doch aufgrund vermeintlich geringer Komplexität der Produkte geradezu ideal für den Online-Vertrieb. Auch könnten laut Clemens Wilde, Autor des Branchenmonitors, Kooperationen mit Unternehmen anderer Industrien sowie Start-ups den Kunden neue Mehrwerte liefern und werden auch fleißig genutzt. Pointiert lässt sich feststellen: Gerade jenes Versicherungsprodukt, das als besonders "hausbacken" gilt, ist gut für die Herausforderungen der Digitalisierung gewappnet.
Geschäftszahlen einer stabilen Branche
Wie gut das Geschäft für die Hausratversicherer läuft, zeigen die durchschnittlichen Geschäftszahlen für alle fünfzig im Monitor untersuchten Unternehmen. Schlagzeilenträchtige rote Zahlen ... schreibt man in der Branche nicht. Freilich sind auch die Gewinne mitunter niedriger als in anderen Sparten wie Leben oder PKV, wo speziell große Versicher noch mehr verdienen können.
Alle Hausrat-Versicherer wiesen 2017 eine Schaden-Kosten-Quote unter 100 Prozent auf, die durchschnittliche Combined Ratio lag bei guten 75,07 Prozent. Alle Versicherer konnten außerdem einen versicherungstechnischen Gewinn realisieren – das versicherungstechnische Ergebnis vor Veränderung der Schwankungsrückstellungen lag 2017 bei durchschnittlich 10,63 Mio. Euro. Die durchschnittlichen gebuchten Bruttoprämien stiegen zudem 2017 um 2,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr und lagen bei 55,40 Mio. Euro. Auch erhöhte sich die durchschnittliche Anzahl der Verträge von 466.695 Stück für 2016 auf 473.173 Stück für 2017. Diese durchweg guten Zahlen spiegeln sich auch in den Ergebnissen der großen Unternehmen, die nun vorgestellt werden.
Die Branchengrößten: glänzende Geschäftszahlen beeindrucken
Erneut sei zunächst daran erinnert: Tochtergesellschaften unter dem Dach eines Versicherers werden in den Branchenmonitoren der V.E.R.S. Leipzig GmbH in Kooperation mit der YouGov Deutschland GmbH nach Rechtsform getrennt ausgewiesen. Im Zweig Hausrat ist dieser Hinweis vor allem für die HUK-Coburg und die Generali relevant.
Die Huk-Coburg muss gleich mit drei Töchtern für die Rankings antreten: mit der HUK-Coburg Allgemeine, der HUK-Coburg VVaG und der HUK24. Zwar kommt nur die HUK-Coburg VVaG in die „Top-Ten“ der zehn größten Versicherer. Die HUK-Coburg Allgemeine hält aber auch immerhin 2,73 Prozent des Hausrat-Marktes nach verbuchten Bruttoprämien und ist somit auf Rang dreizehn nach Marktanteilen. Die Generali steht für die Geschäftsjahre 2015 bis 2017 nicht nur unter eigenem Namen, sondern auch mit der Tochter AachenMünchener Versicherung AG in der „Top-Ten“ der größten Hausratversicherer. Da die Traditionsmarke AachenMünchener vor der Auflösung steht (der Versicherungsbote berichtete), wird die Tochtergesellschaft demnächst unter dem Namen der Generali tätig werden.
Die zehn größten Hausratversicherer: Durch die Bank beeindruckend im Geschäft
Die zehn größten Versicherer der Branche beeindruckten für 2017 mit folgenden Geschäftszahlen:
- Die Allianz hielt mit 358,00 Mio. Euro gebuchten Prämien 11,69 Prozent des Marktes. Die Combined Ratio lag für 2017 bei 75,13 Prozent. Als versicherungstechnisches Ergebnis (vor Veränderung der Schwankungsrückstellung, dies auch für alle folgenden Angaben) konnte ein Gewinn von 47,52 Mio. Euro für den Zweig Hausrat vorgewiesen werden.
- Die Axa hielt mit 170,76 Mio. Euro gebuchten Prämien 5,57 Prozent des Marktes. Die Combined Ratio lag bei 73,53 Prozent. Als versicherungstechnisches Ergebnis konnte ein Gewinn von 37,95 Mio. Euro vorgewiesen werden.
- Die R+V Allgemeine hielt mit 130,46 Mio. Euro gebuchten Prämien 4,26 Prozent des Marktes. Die Combined Ratio lag bei 76,29 Prozent. Als versicherungstechnisches Ergebnis konnte ein Gewinn von 26,60 Mio. Euro vorgewiesen werden.
- Die HUK-Coburg VVaG hielt mit 126,85 Mio. Euro gebuchten Prämien 4,41 Prozent des Marktes. Die Combined Ratio für den Zweig Hausrat lag bei 65,83 Prozent. Als versicherungstechnisches Ergebnis konnte ein Gewinn von 19,93 Mio. Euro vorgewiesen werden.
- Die Generali hielt mit 126,20 Mio. Euro gebuchten Prämien 4,12 Prozent des Marktes. Die Combined Ratio lag bei 72,75 Prozent. Als versicherungstechnisches Ergebnis konnte ein Gewinn von 25,16 Mio. Euro vorgewiesen werden.
- Die Ergo hielt mit 121,25 Mio. Euro gebuchten Prämien 3,96 Prozent des Marktes. Die Combined Ratio lag bei 73,53 Prozent. Als versicherungstechnisches Ergebnis konnte ein Gewinn von 28,43 Mio. Euro vorgewiesen werden.
- Die Generali-Tochter AachenMünchener hielt mit 112,48 Mio. Euro gebuchten Prämien 3,67 Prozent des Marktes. Die Combined Ratio lag bei 71,55 Prozent. Als versicherungstechnisches Ergebnis konnte ein Gewinn von 23,60 Mio. Euro vorgewiesen werden.
- Die LVM hielt mit 110,94 Mio. Euro gebuchten Prämien 3,62 Prozent des Marktes. Die Combined Ratio lag bei 65,97 Prozent. Als versicherungstechnisches Ergebnis konnte ein Gewinn von 28,36 Mio. Euro vorgewiesen werden.
- Die DEVK Allgemeine hielt mit 110,94 Mio. Euro gebuchten Prämien 3,28 Prozent des Marktes. Die Combined Ratio lag bei 76,62 Prozent. Als versicherungstechnisches Ergebnis konnte ein Gewinn von 15,70 Mio. Euro verbucht werden.
- Die Württembergische hielt mit 91,24 Mio. Euro gebuchten Prämien 2,98 Prozent des Marktes. Die Combined Ratio lag bei 68,17 Prozent. Als versicherungstechnisches Ergebnis konnte ein Gewinn von 23,44 Mio. Euro vorgewiesen werden.
Drei Versicherer ... schlucken Wermutstropfen
Die Geschäftszahlen der zehn größten Versicherer zeigen: Der Branche geht es gut. Aber gibt es nur Positives zu vermelden? Nicht ganz. Denn obwohl die meisten Versicherer die Anzahl der gehaltenen Verträge für den Zweig Hausrat jährlich steigern konnten, kämpfen drei der großen Hausratversicherer mit einem Rückgang der Nachfrage. Folgende Versicherer sind betroffen:
- Die Axa hielt 2015 noch 1.294.595 Versicherungsverträge im Zweig Hausrat. 2016 ging die Zahl auf 1.270.743 Verträge und 2017 auf 1.242.153 Verträge zurück.
- Die Generali hielt 2015 noch 1.233.158 Versicherungsverträge im Zweig Hausrat. 2016 ging die Zahl auf 1.189.131 Verträge und 2017 auf 1.138.785 Verträge zurück.
- Die Ergo hielt 2015 noch 1.023.288 Versicherungsverträge im Zweig Hausrat. 2016 ging die Zahl auf 1.010.038 Verträge und 2017 auf 983.502 Verträge zurück.
Hintergrundinformationen: der „Branchenmonitor Hausratversicherung 2015-2017“
Ausgewertet wurden für den „Branchenmonitor Hausratversicherung 2015-2017“ BaFin-Berichte der Jahre 2015-2017 sowie das Statistische Jahrbuch 2018 des Branchenverbandes GDV, ebenso verschiedene Daten aus den Jahresabschlüssen der Versicherer. Der Monitor deckt 50 Versicherer und damit 90 Prozent des Hausratmarktes ab und kann kostenpflichtig auf der Webseite der V.E.R.S. Leipzig GmbH bestellt werden.