Niedrigzins: Erwerb einer Immobilie billiger als Miete

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In einer Situation, in der Wohneigentum günstiger scheint als Wohnen zur Miete, wird der Erwerb von Wohneigentum durch Zuschüsse vom Staat noch attraktiver. Mit dem neu eingeführten Baukindergeld verfolgt die Bundesregierung das Ziel, auch jenen „Eltern und ihren Kindern die Tür zu den eigenen vier Wänden zu

öffnen“, die sich Wohneigentum ohne die Zuschüsse nicht leisten könnten. Mit einem Zuschuss in Höhe von 1.200 Euro im Jahr für jedes kindergeldberechtigte Kind unter 18 Jahren wird der Kauf oder Bau einer selbstgenutzten Immobilie gefördert, solange das zu versteuernde Familieneinkommen 75.000 Euro plus 15.000 Euro je Kind nicht überschreitet. Da die Förderung auf zehn Jahre angelegt ist, könnte zum Beispiel eine dreiköpfige Familie mit 36.000 Euro für den Erwerb oder Bau von selbstgenutztem Wohneigentum bezuschusst werden.

Wohneigentum lohnt sich in Zeiten niedriger Zinsen und hoher Mieten für den, der es sich leisten kann, denn es verschafft bei vergleichbaren Wohnobjekten gegenüber der Miete einen Kostenvorteil. Freilich ist das Verhältnis zwischen Selbstnutzer- und Mietkosten nicht überall gleich günstig. Und hier kommt wieder das Problem der Ballungszentren in den Blick: aufgrund unterschiedlicher Miet- und Kaufpreisniveaus sowie abweichender Grunderwerbssteuern ist das Verhältnis in einigen ländlichen Regionen besonders günstig, in Ballungsräumen hingegen tendenziell eher weniger gut.

Die jährlichen Kosten für ein Eigenheim im thüringischen Saale-Orla-Kreis zum Beispiel lägen mit 2.300 Euro laut IW-Report 62 Prozent unter der Miete: ein Spitzenwert. In München hingegen ist die Vorteilhaftigkeit am geringsten: Für eine Eigentumswohnung mit einer Größe von 100 Quadratmetern und Kosten von 11.600 Euro im Jahr beträgt sie 26,4 Prozent.

Nun sind in Ballungsräumen die Kostenvorteile nicht nur geringer, die Kosten für Wohneigentum sind auch wesentlich höher. Wer nicht die Möglichkeit hat, zum Beispiel durch Pendeln in günstigere ländliche Regionen auszuweichen, der wird bei niedrigem Einkommen die hohen Kosten für Wohneigentum in Ballungsräumen kaum stemmen können.

Baukindergeld könnte die Preisblase bei den Immobilien weiter aufpumpen

Der starke Kostenvorteil einiger ländlicher Regionen erklärt sich aber gerade durch eine geringe Bevölkerungsdichte aufgrund von Abwanderung in die Städte. So liegt auch die Bevölkerungsdichte des Saale-Orla-Kreises mit 72 Einwohnern pro Quadratkilometer weit unter dem Landesdurchschnitt. Ein geringer Kaufpreis und geringe Kaufnebenkosten verweisen auf eine geringe Nachfrage nach Wohnraum; nicht selten verbergen sich hinter dieser geringen Nachfrage fehlende Perspektiven insbesondere für jüngere Menschen. Wer von Jobs in Ballungsräumen abhängig ist und nicht die Möglichkeit des Pendelns hat, für den ist das kostengünstigere Wohneigentum auf dem Land keine Lösung.

Zudem sind die Kostenvorteile auch von den Bedingungen des Kredits und der Stabilität der Finanzierung abhängig. Als besonders günstig erweisen sich laut den Verfassern des IW-Reports lange Zinsfestschreibungen, hohe Eigenkapitalquoten sowie kontinuierliche Tilgungen. Jene Haushalte aber, die aufgrund geringer Einkommen besonders unter hohen Mieten leiden, können diese Stabilität schwerer erreichen als Haushalte mit höherem Einkommen.

Hohe Mieten verhindern sogar das Ansparen von Eigenkapital für viele Geringverdiener und verhindern letztendlich für diese Gruppe den Erwerb von Wohneigentum. Das hätte auch Auswirkungen auf die Förderung des Staates. In einer Stellungnahme sah selbst der Bundesrechnungshof die Gefahr eines Mitnahmeeffekts: Stehe doch zu befürchten, dass Geringverdiener die Eigenheime der Besserverdienenden mitfinanzieren müssen.

Und mehr noch: das Baukindergeld könnte in Ballungsräumen sogar die Preisblase bei den Immobilien weiter aufpumpen und damit Immobilien und Mieten noch mehr verteuern: Eine Gefahr, die u.a. auch Michael Voigtänder sieht, einer der Autoren der IW-Studie.