Allianz will klimaneutral werden

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Eine wichtige Info des Vortrages war, dass die Allianz bis 2050 komplett klimaneutral werden will. Und zwar nicht allein bei der Anlage der Kundengelder, sondern auch im Versicherungsgeschäft, wie Stickler auf die Nachfrage eines Zuhörers noch einmal konkret bestätigte. Den CO2-Fußabdruck wollen die Münchener nach und nach reduzieren.

Für das Ziel der Klimaneutralität arbeitet die Allianz mit dem Non-Profit-Netzwerk Science Based Target Initiative (SBTi) zusammen. Dieses Netz soll Unternehmen unterstützen, Klimaziele zu definieren und Instrumente zu entwickeln, um den Erfolg messbar zu machen, ebenfalls mit wissenschaftlichen Methoden. Als Orientierung gilt das Pariser Abkommen von 2015. Demnach soll die durch Treibhausgase verursachte Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit begrenzt werden.

Allerdings zeigt der Vorstoß, dass es die Allianz in Sachen Klimaschutz dann doch nicht so eilig hat. Das Pariser Abkommen sah vor, dass bis 2020 Strategien entwickelt werden müssen, damit die Staaten ihre Klimaziele erreichen. Für Aufsehen hatte die Allianz bereits im letzten Jahr gesorgt, als sie angekündigt hatte, im Neugeschäft keine Kohlekraftwerke mehr zu versichern und bis 2040 sich auch vom Bestand der versicherten Unternehmen zu trennen, indem man laufende Verträge mit Kohlefirmen nicht verlängern will.

ESG-Werte lokal definiert

Bei der anschließenden Diskussionsrunde musste sich Stickler dann doch mit der Frage auseinandersetzen, wie viel Greenwashing beim Umbau des Investments dabei sei. So sagte er etwa, dass die Scores einzeln nach Branchen erhoben würden: eine IT-Firma habe zum Beispiel per se einen niedrigeren ökonomischen Fußabdruck als ein Autobauer.

Er wollte aber kein Beispiel nennen, wie hoch die Schwellenwerte sind: Welcher Anteil des Portfolios also mindestens nachhaltig angelegt werden. "Wie viel Prozent der Kapitalanlagen müssen nachhaltig sein und wie schmutzig darf der Rest sein?", wurde der Allianz-Manager konkret von Moderator Fred Wagner vom Institut für Versicherungswissenschaften gefragt.

"Es gibt am Ende immer jemand, der fragt: Wieso ist es nicht doppelt so viel?", begründet der Manager die Zurückhaltung, warum er keine Zahlen nennen wolle. Moderator Fred Wagner gab zu bedenken, dass Transparenz auch zu nachhaltigem Investment gehöre.

Laut Stickler können konkrete ESG-Kriterien und damit verbundene Mindeststandards sowie Schwellenwerte nur lokal definiert werden. Man müsse in die Länder hineingehen, denn Nachhaltigkeit bedeute in Frankreich, den USA oder gar asiatischen Staaten etwas anderes als in Deutschland. Als Beispiel für Unterschiede wurde genannt, dass Atomstrom in Frankreich als grüne Ökologie gelte, hierzulande aber keineswegs.

Auf die Frage: "Schließen Sie Unternehmen, die ESG-Kriterien derzeit nicht erfüllen, aus dem Underwriting aus?", antwortete der Allianz-Manager: "Ehrliche Antwort: nein". Man verfolge stattdessen eine Politik der kleinen Schritte, bei der die Investment-Seite aber vorangehe. So habe man zum Beispiel soeben 20 Millionen Euro in Frankreich in ein Social-Housing-Projekt gesteckt und erweitere den Anteil erneuerbarer Energien.