Deutsche Sparer fühlen sich mehrheitlich (61 Prozent) in der Lage, richtige Finanzentscheidungen zu treffen. Dabei setzen Verbraucher hauptsächlich auf sichere Anlageformen. Einige landen aber auch auf dem Grauen Kapitalmarkt. Zwei von fünf Anlegern (40 Prozent) wünscht sich dagegen mehr Unterstützung bei Finanzentscheidungen. Der Hilferuf geht in Richtung Staat oder Verbraucherschutz.
Der Niedrig-Zins drückt auf die Zufriedenheit der Anleger. Während vor zwei Jahren noch 47 Prozent der Sparer angaben, mit der Wertentwicklung Ihrer Geldanlagen für das zurückliegende Jahr zufrieden zu sein, sind es aktuell nur noch 38 Prozent. Das geht aus einer Umfrage des Marktforschungsunternehmen Kantar TNS im Auftrag des Bankenverbands hervor. Glaubt man der Umfrage, wuchs in den letzten Jahren zugleich die Zahl derer an, die lieber ihr Geld ausgaben anstatt es zu mehren versuchten. Denn in den Jahren 2012 bis 2014 legten noch weniger als die Hälfte der Befragten gar kein Geld an. Die Gruppe der Nicht-Anleger aber ist mittlerweile auf über 50 Prozent angewachsen.
Sparer sind unzufriedener
Ein höheres Risiko und damit verbunden auch mögliche höhere Renditen werden jedoch meist abgelehnt. Können sich doch 28 Prozent der Befragten „eher nicht“ vorstellen, für eine höhere Rendite ein höheres Risiko einzugehen. Noch höher ist die Zahl derer, die sich ein höheres Risiko "gar nicht" vorstellen können: 58 Prozent lehnen mehr Risiko für eine höhere Rendite völlig ab. Ein traditionell niedriges Anlagerisiko bleibt somit für immerhin 86 Prozent der Befragten das „Non-Plus-Ultra“ bei der Wahl ihrer Anlagestrategie.
Zu einem ähnlichen Bild kommt eine aktuelle Umfrage des Marktwächter-Teams der Verbraucherzentrale Hessen. Demnach sei es für 93 Prozent der Verbraucher wichtig, dass ihr Geld nicht komplett verloren gehen kann. Knapp drei viertel der Befragten (72 Prozent) wünschen sich bei der Geldanlage kein hohes Risiko. Die Hälfte der Umfrageteilnehmer (50 Prozent) möchte ethisch-ökologische sparen. Einen greifbaren Gegenwert wie beispielsweise eine Immobilie oder einen Container wünschen sich rund 40 Prozent der Befragten. Doch dies führt Verbraucher nicht selten zu Produkten des Grauen Kapitalmarkts, die alles andere als sicher sind.
„Die Umfrageergebnisse zeichnen ein ambivalentes Bild: Die Befragten legen großen Wert auf Sicherheit. Aber Anlagen in Sachwerte und ethisch-ökologische Projekte zählen häufig zum Grauen Kapitalmarkt. Hier bestehen fast immer erhebliche Risiken – bis hin zum Totalverlust“, kommentiert Wolf Brandes, Teamleiter Marktwächter Finanzen mit dem Schwerpunkt Grauer Kapitalmarkt bei der Verbraucherzentrale Hessen.
Verbraucher wollen auch Sachwerte
Obwohl die große Mehrheit der Deutschen (93 Prozent) bei der Anlage darauf bedacht ist, dass das eingesetzte Geld nicht komplett verloren gehen kann, landen Anlagegelder immer wieder im Grauen Kapitalmarkt. So hätten sich rund 14 Prozent der Sparer, die schon einmal einen größeren Betrag wie etwa einer Schenkung erhalten haben, für Produkte des Grauen Kapitalmarktes entschieden. An erster Stelle standen dabei Investments in geschlossene Fonds, gefolgt von Gold oder Edelsteinen und Beteiligungen, Direktinvestments oder Crowdinvesting.
Staat oder Verbraucherschutz sollen helfen
Eine zentrale Rolle spiele dabei in vielen Fällen die enge Beziehung zum Vermittler, heißt in der Umfrage. Für 93 Prozent der Befragten sei großes Zutrauen in die Fachkompetenz des Vermittlers oder Beraters wichtig. 92 Prozent der Befragten geben an, dass für sie das Vertrauen in den Menschen ein wichtiger Aspekt ist. Generell fühle sich jedoch die Mehrheit aller Befragten (61 Prozent) in der Lage, richtige Finanzentscheidungen zu treffen. Über die Hälfte (52 Prozent) gaben sogar an, dass sie Anlageentscheidungen grundsätzlich alleine treffen würden. 40 Prozent wünschen sich bei Finanzentscheidungen aber mehr Unterstützung vom Staat oder vom Verbraucherschutz.
Hier könnte beispielsweise das Thema Schulbildung eine Rolle spielen. Denn für knapp 84 Prozent der Deutschen gehört das Thema Geld und Finanzwissen in der Schule vermittelt. Das geht aus einer Umfrage der INSA Consulere im Auftrag des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) hervor. Lediglich acht Prozent der Befragten lehnten eine solche Idee ab. Deutlich überraschender ist dagegen das große Selbstbewusstsein bezüglich der richtigen Finanzentscheidungen. Zu einer komplett konträren Aussage kommt beispielsweise eine Studie von Kantar Emnid im Auftrag von Union Investment. Demnach beklagten 89 Prozent der Bürger große Wissenslücken beim Thema Altersvorsorge. Weitere Defizite betreffen unter anderem die Themen Zinsen und Schulden (79 Prozent), Zinsen und Sparen (76 Prozent) sowie Versicherungen (72 Prozent).