Versicherungsbote: Wenn ich meinen Oldie als Wertanlage bzw. Altersvorsorge nutzen will, muss ich ihn dann in der Garage stehen lassen? Oder worauf gilt es zu achten, wenn ich ihn möglichst ohne großen Wertverfall fahren will?
Martin Heinze: Wie gesagt, einfach stehenlassen ist das Schlimmste, was man einem Auto antun kann. Dann altert das Motoröl, Kolbenringe verhärten oder Dichtungen quellen auf und Reparaturen sind vorprogrammiert. Optimalerweise kauft man ein Auto im guten Zustand zu einem marktgerechten Preis und bewegt es dann oldtimertypisch maximal 3.000 bis 5.000 Kilometer im Jahr. Auf diese Weise bleiben Unterhaltskosten und Wertsteigerung in einem günstigen Verhältnis zueinander.
Ersatzteile für seltene Modelle könnten schwer zu finden sein. Leisten Sie hier auch Unterstützung? Und wie funktioniert das — haben Sie „Oldtimer-Detektive“? Wo und wie suchen Sie?
Frank Wilke: Als separate Dienstleistung haben wir Ersatzteilbeschaffung nicht im Programm, mit vielen Versicherern arbeiten wir aber im Bereich der Schadenregulierung bei Oldtimern zusammen und überprüfen die in Gutachten angegebenen Ersatzteilpreise auf deren Marktüblichkeit. Aus Unkenntnis und mangelnder Erfahrung wenden sich viele Sachverständige, die keiner Oldtimer-Bewertungskette angeschlossen sind, häufig an Ersatzteilanbieter, die ihre Ware eher am oberen Ende der Preisskala anbieten. Bestes Beispiel sind Frontscheiben: Man kann eine Scheibe für einen Maserati Ghibli für 8.000 Euro kaufen oder in gleicher Qualität für 1.500 Euro!
Was passiert, wenn sich Originalersatzteile nicht auftreiben lassen? Haben Sie schon solche Erfahrungen machen müssen? Dürfen dann andere Teile eingebaut werden, oder steht der Status des Autos als Oldtimer auf dem Spiel?
Martin Heinze: Unterm Strich ist die Ersatzteilversorgung in den letzten Jahren immer besser geworden, nicht zuletzt, weil sich auch die Hersteller selbst mit ihren Klassikabteilungen in diesem Geschäft engagieren. Soweit möglich sollten aus Gründen der Originalität immer nur passende Ersatzteile für das jeweilige Modell verwendet werden. Wenn es die nicht gibt, kann man auf baugleiche Teile verwandter Modelle zurückgreifen. Im Extremfall, speziell bei Marken, die schon seit Jahrzehnten nicht mehr existieren, muss man Teile neu anfertigen lassen. Durch moderne 3D-Drucker wird sich hier in den nächsten Jahren voraussichtlich viel vereinfachen und die Ersatzteilproduktion wird tendenziell günstiger werden.
Auch Youngtimer sind zunehmend gefragt. Das betrifft nicht nur Luxusautos, sondern dabei kann es sich auch um einen Subaru Justy oder einen Opel Omega aus den 90er Jahren handeln. Müssen diese als Wertanlage anders bewertet werden als Oldtimer, die ihren Klassiker-Status schon bestätigt haben? Wie vermeide ich hier „Fehlgriffe“?
Frank Wilke: In Sachen Wertigkeit gelten für Youngtimer die gleichen Prinzipien wie für klassische Oldtimer: Teuer ist ein Auto immer dann, wenn es nur wenige gibt, es aber viele haben wollen! Ein weiterer wichtiger Faktor ist aber auch die Zahlungswilligkeit der potentiellen Käufer und hier ist seit einigen Jahren zu erkennen, dass im Youngtimerbereich überwiegend die Top-Modelle größere Wertsteigerungen erfahren. Im Falle des Opel Omega wäre das also nicht die Basisversion sondern der Omega 3000, der Omega Evolution 500 oder am oberen Ende der Skala der Lotus Omega. Potentielle Käufer sollten sich also genau informieren, ob das ihnen angebotene Modell eine gesuchte Rarität oder nur eine unbeliebte Kuriosität ist. Im Internetzeitalter findet man das aber recht schnell heraus.
(Die Fragen stellte Mirko Wenig)