Die Allianz will ihre Fahrradversicherung Allverta nicht für alle Vertriebskanäle öffnen. Die Police wurde speziell für den Fachhandel entwickelt, so teilt ein Sprecher dem Versicherungsboten mit. Auch in E-Commerce-Shops soll der Schutz für neue Bikes nicht angeboten werden: Sie soll allein über Fahrradhändler abzuschließen sein. Die eigenen Vertreter bleiben außen vor.
“Allverta“, so heißt das neue Pferd im Stall der Allianz: oder besser der Drahtesel, denn es handelt sich um eine Fahrradversicherung. Der Vertrag ist für Radlerinnen und Radler bisher ausschließlich über Fahrradhändler abschließbar, wenn sie ein neues Bike erwerben. Die Vertragsbedingungen sind nicht im Web einsehbar. Und dabei soll es künftig auch bleiben, wie ein Allianz-Sprecher dem Versicherungsboten berichtete: Das Angebot soll nicht für andere Vertriebskanäle geöffnet werden.
Vertrag für Fahrradhändler
Allverta ist eine eigenständige Fahrradversicherung, die durchaus einige spannende Produkteigenschaften hat. Die Höhe der Prämie errechnet sich ausschließlich aus dem Wert des gekauften Bikes nach einer gestaffelten Tabelle. Ein Rad für 1.500 Euro ist zum Beispiel für 7,50 Euro Monatsbeitrag versicherbar, eins bis 3.000 Euro für 11,50 Euro und bis 15.000 Euro Neuwert für 41,00 Euro. Mit diesen Preisen schlägt die Allianz große Teile des Marktes, wie ein Vergleich von boerse-online.de mit einem Produktvergleich der „Stiftung Warentest“ zeigte. Im unteren Preissegment ist sie sogar der günstigste Anbieter. Der Vertrag ist monatlich kündbar und mit wenigen Klicks per Smartphone-App abschließbar.
Für das Geld bekommt der Radler eine Versicherung gegen Schäden durch Diebstahl, Raub, Vandalismus sowie einen Kaskoschutz bei Schäden durch Unfall oder Sturz. Auch Fahrradzubehör ist versichert. Nachteil des Vertrages ist allerdings ein Selbstbehalt von mindestens 100 Euro pro Schaden — ein Grund, weshalb die Münchener ihre Police so preiswert anbieten können. Bei Totalschaden errechnet sich der Selbstbehalt aus dem Alter des Rades: Im ersten Jahr werden 10 Prozent der Versicherungssumme fällig, im zweiten 20 Prozent und im dritten Jahr 40 Prozent (der Versicherungsbote berichtete).
Allverta wurde gemeinsam “Mit Fahrradhändlern für Fahrradhändler entwickelt“, so heißt es auf der Webseite zu dem Produkt, die ebenfalls an Händler adressiert ist und nicht an Endkunden. Ein Beitrag des Webportals boerse-online.de beantwortete jedoch nicht eindeutig die Frage, ob die Police auch für andere Verkaufskanäle geöffnet werden könnte. Dort wurde ein Sprecher mit den Worten zitiert, es sei für die Zukunft geplant, dass Kunden die Police auch eigenständig abschließen können. Also ohne Händler und auch über die Agenturen, vielleicht sogar über den Maklervertrieb? Anlass für den Versicherungsboten, bei der Allianz noch einmal nachzufragen.
Tarif bleibt Fahrradhändlern vorbehalten
Doch auch künftig wird die Fahrradversicherung nur bei Händlern erhältlich sein, so bestätigte ein Allianz-Sprecher dem Versicherungsboten. „Allverta wurde speziell für den Fachhandel entwickelt und es ist nicht geplant, die Police für weitere Vertriebskanäle zu öffnen“, so berichtet die Allianz. Es sei zwar beabsichtigt, den Versicherungsabschluss online E2E für den Kunden zu ermöglichen. Aber auch hier erfolgt der Vertragsabschluss erst „nach Zusendung eines Links durch den Fachhändler“, wie der Sprecher berichtet — nicht in E-Commerce-Shops.
Damit ist und bleibt Allverta ein Produkt, das exklusiv für den Nebenvertrieb designt wurde. Die Fahrradhändler werden als Versicherungsvermittler in Nebentätigkeit aktiv, sogenannte produktakzessorische Vermittler nach § 34d Absatz 8 Nr. 1 der Gewerbeordnung (GewO). Das sind Gewerbetreibende, die zusätzlich zu einem anderen Produkt Versicherungen an die Kundin oder den Kunden bringen: Sie brauchen hierfür keine Erlaubnis, müssen sich aber bei den Industrie- und Handelskammern registrieren. Andere Beispiele für diese Vertriebsform sind Autohändler, die mit einem Neuwagen auch Kfz-Versicherungen verkaufen — oder Angestellte in Elektrodiscountern wie Media Markt mit ihren Smartphone- und Elektroversicherungen.
Die Vertriebsform ist freilich umstritten, stellt sich doch die Frage, auf Basis welcher Sachkunde diese Nebenvermittler tätig werden. Vertreter, Makler und Berater müssen normalerweise strenge Anforderungen erfüllen, um eine ausreichende Expertise nachzuweisen. Für den Nebenvertrieb gilt das nicht, eine Sachkundeprüfung ist nicht erforderlich. Hier geht der Gesetzgeber davon aus, dass schon aufgrund der Haupttätigkeit die Vermittler das Risiko einschätzen können: Fahrradhändler folglich qualifiziert zu Fahrradversicherungen beraten, weil die Fahrräder verkaufen. Eine zumindest diskutable Annahme.
Und doch zeigt Allverta sehr anschaulich, wie sich die Allianz neue Vertriebskanäle erschließt. Denn tatsächlich sind die Policen auf die Bedürfnisse der Händler zugeschnitten. Nicht nur ist der Vertrag in kurzer Zeit per App abschließbar: direkt im Laden. Als Tool zur Kundenbindung gibt die Allianz den Fahrradverkäufern eine Smartphone-App mit in die Hand. Sie informiert die Radler, wann Routineuntersuchungen am Bike anstehen, Teile ausgetauscht werden müssen und lenkt sie wieder direkt in den Laden des Vertragspartners, wenn eine Panne oder ein Unfall das Rad zum Reparaturfall macht. Papierkram fällt nicht an: der Vertrag wird dem Versicherungsnehmer per Email geschickt.