Versicherungsbetrug: Die wachsende Bedrohung durch Antragsbetrug

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Kaum ist es gelungen, Versicherungsbetrügern ihr Geschäft zu erschweren, finden sie neue Wege der Manipulation. Eine herausgehobene Position nimmt dabei der Antragsbetrug ein. Dieser hat sich zu einer der beliebtesten Waffen im Arsenal des modernen Betrügers entwickelt. Für die Versicherungsbranche ist dies ein wachsendes Problem. Ein Gastbeitrag von Shyam Bhatt, Insurance Counter-Fraud Solutions Consultant bei BAE Systems.

Antragsbetrug besteht im Wesentlichen darin, in einem Versicherungsantrag Tatsachen falsch darzustellen, um eine Versicherungspolice zu erschleichen. Häufig wird dies durch die Fälschung personenbezogener Daten erreicht. Der Grund, weshalb Antragsbetrug so schwer zu kontrollieren ist, besteht darin, dass er von jedermann begangen werden kann – vom einzelnen Kunden bis hin zu kriminellen Banden, die komplexe Betrugsmethoden automatisiert einsetzen und auf diese Weise Betrug im großen Maßstab begehen.

Antragsbetrug muss durch bessere Kontrollen früher erkannt werden, ohne jedoch die sogenannte „Customer Journey“, also die Kontakthistorie des Kunden vom ersten Kontakt bis zum Abschluss, negativ zu beeinflussen, da Versicherungsunternehmen ansonsten unbeabsichtigt Geschäft verlieren. Die Umsetzung solcher Kontrollen setzt jedoch voraus, dass bekannt ist, welche Methoden die Betrüger einsetzen. Neben dem sogenannten „Ghost Broking“, bei dem Betrüger nicht existente Versicherungspolicen anbieten und das in einigen Regionen immer häufiger vorkommt, steht Kriminellen eine ziemlich breite Palette an Betrugsmethoden zur Verfügung. Diese umfassen:

  • Policy Fronting: Eine Methode, bei der jemand mit niedrigerem Risiko eine Versicherungspolice beantragt, die dann aber (die meiste Zeit) von einem anderen als dem eigentlichen Versicherungsnehmer genutzt wird. Im Bereich der Kfz-Versicherung kommt dies häufig bei jüngeren Fahrern vor, die ihre Eltern bitten, als Hauptversicherungsnehmer zu agieren.
  • Falschdarstellung und Nichtoffenlegung: Dies kann individuell oder auf organisierter Basis erfolgen. Hierbei handelt es sich um das vorsätzliche Bereitstellen unkorrekter oder falscher Informationen sowie um das bewusste Verschweigen von Informationen, die vom Versicherer oder Broker angefordert wurden oder das Versäumnis, diese Informationen bereitzustellen. Im Bereich der Kfz-Versicherung kommt dies zum Beispiel vor, wenn ein Versicherungsnehmer nach der Zahl der Punkte auf seinem Punktekonto gefragt wird und er diese nicht korrekt angibt.
  • Manipulation persönlicher Daten: Das Klonen oder Erstellen falscher Identitäten mit dem Ziel, günstigere Policen zu erhalten, umfasst mitunter recht anspruchsvolle Methoden. Identitätsdiebstahl und das Erstellen falscher Identitäten machen es Versicherungsgesellschaften schwer festzustellen, ob ein Kunde tatsächlich derjenige ist, von dem er behauptet, dass er es sei. Diese Methode wird häufig von organisierten Kriminellen angewendet, die über die erforderlichen Verbindungen und Ressourcen verfügen.

Das Eindämmen von Antragsbetrug wird nicht dadurch erreicht, indem man möglichst sorgfältige Kontrollen durchführt. Versicherungsunternehmen müssen sicherstellen, dass sie potenzielle Betrüger abschrecken. Aber sie müssen ehrlichen Kunden auch einen möglichst reibungslosen Ablauf ermöglichen. Aus diesem Grund sollten Versicherer sich auf drei zentrale Bereiche konzentrieren, wenn Sie Betrüger abwehren und Kunden zufriedenstellen möchten:

  • Investitionen: Sie sollten ihre Prozesse und Technologien stärken, um verdächtige Policen bereits in der Angebotsphase zu identifizieren und die Erfolgschancen betrügerischer Forderungen zu verringern (und damit ihre Verluste begrenzen).
  • Intelligence: Sie sollten sie besser darin werden, (Betrugs-)Muster in Anträgen über Personen und Wege der Antragstellung hinweg zu erkennen.
  • Risiko: Umfassende Branchendaten, Intelligence und Informationen sollten genutzt werden, um die Risiken in den Büchern der Versicherer schneller und genauer zu identifizieren.