Versicherungen sind so uncool wie Wurzelbehandlungen oder Steuererklärungen, meint Versicherungsmakler Patrick Hamacher. Dennoch hat sich der Würzburger Makler aufgemacht, frischen Wind in die Branche zu bringen. Im Interview verrät der Dozent für das Berufsbildungswerk der Versicherungswirtschaft, warum die Versicherungswirtschaft auch mit tätowierten BMX-Bikern als Werbeträger nicht cool wird.
Hat die Versicherungsbranche allgemein ein Problem, eine junge Zielgruppe anzusprechen? Ein MC Fitti rappt für die LVM, Sijox schickt junge BMX-Profis mit Rastas und Tattoos ins Rennen. Warum gelten Versicherungen trotzdem noch als uncool und für viele junge Menschen uninteressant, wie auch Umfragen immer wieder zeigen?
Solange der sozialpolitische Zweck einer Versicherung nicht in den Köpfen der Menschen lanciert werden kann, sind Versicherungen so uncool wie Wurzelbehandlungen oder Steuererklärungen. Da helfen leider auch kein MC Fitti (Super Lied übrigens und ein super Style mit Kappe und Vollbart!) oder BMX-Profis. Das Problem ist, glaube ich, dass man es einer Versicherung einfach nicht abnimmt, dass sie jung, fresh und lit ist. Und dann wirken die Werbebotschaften auch nicht authentisch.
Ich würde mir jedoch wünschen, wenn künftig Studenten oder Auszubildende mit Ihren Freunden darüber sprechen würden, dass sie jetzt endlich auch eine super Berufsunfähigkeitsversicherung haben und bereits angefangen haben, für ihr Alter vorzusorgen. Einfach nur, weil es cool, wichtig und sogar notwendig ist. Ob wir das jedoch noch erleben werden? Sehr fragwürdig.
Geben sich aus Ihrer Sicht die Versicherer ausreichend Mühe, ihre Produkte zu erklären und verständlich zu gestalten? Was kann besser werden?
Bis vor einem Jahr hätte ich gesagt, dass neben dem Selbstbeweihräuchern auf den Websites der Versicherungsunternehmen nicht viel zu finden war. Inzwischen bemerkt man aber das Umdenken und sieht, dass sich einige sehr viel Mühe geben und endlich auch einmal aus Kundensicht denken.
Es fehlt jedoch noch immer die Aufklärung. Häufig kommt es mir so vor, dass zwar erklärt wird, wie man Steigeisen, Klettergurt und Karabiner einsetzt - wenn der Kunde jedoch noch nie zuvor Wandern war, macht das keinen Sinn. Da sollte vielleicht erst einmal über das Schuhwerk und vernünftige Wanderkleidung gesprochen werden.
In Ihrem Podcast verwenden Sie spielerische Momente, unter anderem ein Quiz-Battle. Man spricht in diesem Zusammenhang von „Gamefication“: Der Rezipient wird zum Mitmachen animiert, seine Aufmerksamkeit erregt, es macht Spaß. Müssten solche Momente in der Versicherungsbranche nicht häufiger genutzt werden? Und wenn ja: Warum passiert das nicht?
Bei unseren "Quiz-Battles" im Podcast hatten wir uns überlegt, wie wir einen Weg finden können, um Fachbegriffe auf eine etwas andere Art zu erklären. Wenn wir nur die Begriffsdefinition von zum Beispiel abstrakter Verweisung oder Forderungsausfalldeckung herunterbeten, würde das mit Sicherheit niemanden interessieren.
Durch die Quiz-Situation können die Hörer - wie Du schon richtig sagtest - selbst mitmachen und freuen sich vielleicht, wenn wir auch einmal über die Antwort nachdenken müssen und dann vom anderen aufs Korn genommen werden. Ein bisschen so wie bei "Wer wird Millionär".
Die Wissensvermittlung passiert eher nebenbei, weil der Fokus darauf liegt, wer von uns die zufällig ausgewählten Fragen besser beantworten kann. Und warum es kaum "Gamification" oder "Infotainment" in der Versicherungsbranche gibt? Darauf habe ich keine konkrete Antwort. Wahrscheinlich, weil es einfach nicht seriös genug ist.
Das gesamte Interview wird im Versicherungsbote-Fachmagazin 02/2019 zu finden sein, welches in wenigen Wochen erscheint (hier kostenlos abonnieren).