Knapp 92 Prozent der Jugendlichen in Deutschland wünschen sich das Fach „Finanzen“ in der Schule, 49 Prozent sogar als Pflichtfach. Denn junge Leute haben weiterhin ein mangelhaftes Finanzwissen. Nur jeder vierte Jugendliche zwischen 16 und 25 Jahren fühlt sich im Thema Finanzen sattelfest (27 Prozent).
Beim Thema finanzielle Bildung sehen sich Deutschlands Schüler eher schlecht aufgestellt. Denn durchschnittlich bewerteten sie ihr eigenes Wissen in diesem Bereich mit der Schulnote 3,3. Nur jeder vierte Jugendliche würde sein Finanzwissen mit einer 1 oder 2 benoten. Ein Fünftel der Befragten (18 Prozent) gab sich sogar die Schulnote 5 oder 6. Das geht aus einer aktuellen Studie der Direktbank comdirect hervor. Besonders Begriffe wie Fonds, Rendite, Anleihe und Liquidität können nur selten erklärt werden. "Dass viele junge Erwachsene solche Wörter, die meiner Meinung nach zum Allgemeinwissen gehören sollten, nicht verstehen, zeigt die Schwäche im Bereich der finanziellen Bildung“, so Arno Walter, Vorstandsvorsitzender von comdirect.
Vermittlung von Finanzwissen in Schulen eher ungenügend
Ein grundlegendes Problem sehen die jungen Erwachsenen in der schlechten Vermittlung von Finanzwesen in der Schule. 40 Prozent bewerteten die Finanzbildung in deutschen Schulen als ungenügend oder mangelhaft. Für ein Schulfach wären sogar 95 Prozent der Befragten zu begeistern. Im Schnitt konnten Deutschlands Schulen für die finanzielle Bildung ihrer Schüler nur die Note 3,9 erreichen. Die Bundesländer Baden-Württemberg und das Saarland schneiden hinsichtlich der Vermittlung von Finanzwissen am besten ab. Beide Länder erhielten jeweils die Note 3,0.
Viele junge Leute können sich durchaus ein Schulfach "Finanzwissen" vorstellen. 92 Prozent aller Befragten wünschen sich das Fach „Finanzen“ in der Schule. Fast die Hälfte der Schüler (49 Prozent) befürworten sogar ein Pflichtfach "Finanzwissen". „Das ist weiter ein sehr starkes Signal der Jugendlichen an unser Bildungssystem, das Thema Finanzen endlich in den Lehrplan zu integrieren“, kommentiert Walter diese Ergebnisse.
Die fehlende Finanzbildung der Schüler sorgte bereits mehrfach für Schlagzeilen. So fragte im Jahr 2010 das Bundesverbraucherschutzministerium nach wirtschaftlichen Grundkenntnissen von Zehntklässlern. Erschreckend: ungefähr die Hälfte der Befragten wusste nicht, was ein Girokonto ist. Für Aufsehen sorgte auch der Tweet einer Schülerin Anfang des Jahres 2015 beim Kurznachrichtendienst Twitter. „Bin fast 18 und hab keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber ich kann ’ne Gedichtsanalyse (sic!) schreiben. In 4 Sprachen“, schrieb die angehende Abiturientin. Der Tweet sorgte für Debatten, wie lebensfern die Schulbildung ist.