Nach der Thomas-Cook-Pleite müssen nun auch Ruheständler bluten. Frühere Beschäftigte der zum Konzern gehörenden Fluglinie Condor bekommen vorerst keine Betriebsrente mehr. Ursache ist das sogenannte vorläufige Schutzverfahren infolge des staatlichen Millionenkredites.
Wie sicher sind Betriebsrenten? Nachdem bereits einige Pensionskassen laufende Renten kürzen mussten (der Versicherungsbote berichtete), könnte diese Frage dank eines Vorgangs beim insolventen Reiseveranstalter Thomas Cook erneut brisant werden. Wie die Hessenschau am Samstag berichtet, erhalten frühere Angestellte der Fluglinie Condor aktuell ihre betrieblichen Altersbezüge nicht ausgezahlt. Vorübergehend zumindest. Die deutsche Chartergesellschaft ist eine Tochter von Thomas Cook.
Schutzschirmverfahren: Betriebsrentner wie Gläubiger behandelt
Hintergrund ist das laufende Schutzschirmverfahren bei Condor, so berichtet das Regionalmagazin weiter. Nachdem der Fluganbieter im Zuge der Thomas-Cook-Insolvenz auch Probleme bekam, gewährten der Bund und das Land Hessen einen gemeinsamen Rettungskredit in Höhe von 380 Millionen Euro, um die Firma zu retten.
Das Schutzschirmverfahren, eine Sonderform des Insolvenzrechts, soll nun verhindern, dass sich die englische Konzernmutter Thomas Cook an diesen Geldern bedient und Gläubiger auszahlt. Dumm für die Betriebsrentner: Auch sie werden nach den Recherchen wie Gläubiger behandelt und sollen nicht aus dem Topf bedient werden. Sie erhalten also kein Geld: vorerst zumindest.
Denn der Zahlstopp soll nur gelten, bis Condor nicht mehr auf den Überbrückungskredit angewiesen ist und solange das vorläufige Schutzschirmverfahren läuft. Danach sollen auch die Betriebsrenten nachgezahlt werden. Die Hessenschau zitiert aus einem Statement des Fluganbieters: „"Die Betriebsrenten werden bis auf Weiteres in regulärer Höhe bezahlt, eine Auszahlung kann sich im Rahmen des aktuellen Schutzschirmverfahrens der Condor Flugdienst GmbH jedoch zeitlich etwas verzögern.“
Rentenpause von mehreren Monaten befürchtet
Bis aber das vorläufige Schutzschirmverfahren abgeschlossen ist, haben die Betroffenen auch keinen Anspruch auf ihre zusätzlichen Altersbezüge. Das zuständige Frankfurter Amtsgericht stellt klar, "dass Personen mit Anspruch auf Betriebsrente zurzeit nicht bessergestellt werden dürfen als andere Gläubiger des Unternehmens“.
Wenn das Schutzschirm-Hauptverfahren eröffnet wird, sieht es für die Condor-Veteranen wieder besser aus, berichtet die „Hessenschau“. Dann muss der Pensionssicherungsverein (PSV) in Köln für die Ansprüche einspringen: ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit, der allein dafür gegründet wurde, für Mitarbeiter und Ruheständler insolventer Firmen unverfallbare Anwartschaften und laufende Renten zu sichern.
Bis es soweit ist, müssen sich die Rentner aber noch gedulden. Aktuell prüfe Rechtsanwalt Lucas Flöther die Condor-Finanzen im Rahmen des vorläufigen Schutzschirmverfahrens. Bis zur Eröffnung des Hauptverfahrens könne es noch mehrere Monate dauern.
Derweil ist Condor noch aus einem weiteren Grund in der Kritik. Wie der "Spiegel" berichtet, ist seit der Pleite von Thomas Cook ein regelrechter Preisverfall beim Billigflieger zu beobachten. Ein Flug von Hamburg nach Mallorca werde auf der Webseite zum Beispiel für 30 Euro angeboten, von Frankfurt nach Cuba für 150 Euro. Der Verdacht: Condor nutzt den Rettungskredit, um die Konkurrenz mit Dumpingpreisen zu unterbieten.