Seniorinnen und Senioren müssen für ihre Kfz-Versicherung teils deutlich höhere Beiträge zahlen. Das zeigt erneut die Auswertung eines Vergleichsportals. Besonders happig werden die Aufschläge für Über-75-Jährige.
Ältere Autofahrerinnen und Autofahrer müssen für ihre Kfz-Versicherung teils deutlich höhere Prämien zahlen. Das zeigt eine Studie des Online-Maklers Verivox anhand 300 Tarifen des eigenen Bestandes. Ein 65jähriger zahlt demnach im Schnitt 15 Prozent mehr Prämie für seine neue Haftpflicht und Vollkasko als ein 50jähriger.
Noch krasser sind die Aufschläge für betagtere Seniorinnen und Senioren. Zahlen 75jährige knapp 60 Prozent für Haftpflicht + Vollkasko mehr, so die Generation Ü80 sogar fast die doppelte Prämie wie ein 50jähriger. Der Aufschlag für einen Vollkasko-Tarif beträgt demnach für 80jährige 93 Prozent für einen Tarif inklusive Vollkasko, für einen reinen Haftpflicht-Tarif im Schnitt gar 116 Prozent.
Mehr Blechschäden
Um die Aufschläge für Seniorinnen und Senioren zu vergleichen, nahm das Portal einen einheitlichen Schadenfreiheitsrabatt für SF-Klasse 30 an und variierte nur das Alter als beitragsrelevante Größe. Dabei zeigten sich die altersbedingten Differenzen beim Beitrag.
Zwar würden manche Versicherer für maximal 50 schadenfreie Jahre einen Bonus vergeben, sagt Wolfgang Schütz, Geschäftsführer der Verivox Versicherungsvergleich GmbH. „Dennoch können die älteren Fahrer auch mit dem höchstmöglichen Schadenfreiheitsrabatt den Seniorenzuschlag nicht ausgleichen.“
Grund sei, dass Seniorinnen und Senioren mehr Haftpflichtschäden melden. Laut Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hätten im Jahr 2017 rund 5,1 Prozent aller Autofahrer zwischen 42 und 62 Jahren einen Haftpflichtschaden verursacht, aber 9,8 Prozent der Fahrer ab 82 Jahren. Hierbei ist aber zu beachten, dass die Älteren vor allem mehr Blechschäden und verursachen statt schwere Unfälle, da sie im Grunde sehr vorsichtig fahren. Heftige Crashs mit Personenschaden werden nach wie vor vor überproportional von männlichen Fahrern der Generation 18 bis 25 Jahre verursacht.
Studie des Versicherungsboten kommt zu ähnlichen Ergebnissen
Zu einem ähnlichen Ergebnis kam bereits eine Auswertung des „Versicherungsboten“ mit dem Vergleichstool Inveda Makler Assistent (IMA). 25 Vollkasko-Tarife von 13 Anbietern wurden hier verglichen und ebenfalls nur das Alter als beitragsrelevante Größe variiert. Ausgangspunkt war allerdings ein 35jähriger Fahrer (der Versicherungsbote berichtete).
Versichert wurde im Modellfall ein Volkswagen Sharan mit 150 PS. Versichert werden sollte eine Kfz-Vollkasko-Versicherung mit Schutzbrief. Die Selbstbeteiligung lag bei 500 Euro. Als jährliche Fahrleistung wurden 12.000 Kilometer angegeben.
Das Ergebnis: Schließt ein 67jähriger lediger Fahrer eine solche Prämie ab, muss er im Schnitt 196,96 Euro mehr Jahresprämie zahlen. Für den 85-jährigen ledigen Versicherungsnehmer weist dieser Durchschnittswert sogar eine Differenz von 1.232,27 Euro aus.
Ein ähnliches Ergebnis zeigt sich, wird der Fahrerkreis erweitert und eine etwas jüngere Ehefrau mitversichert. Ein 67jähriger Mann und seine 63jährige Ehefrau zahlen im Schnitt 191,93 Euro mehr Prämie als ein 35jähriger Mann und eine 33jährige Frau. Ein 85jähriger mit 79jähriger Partnerin zahlt im Schnitt 1.222,50 Euro mehr Jahresbeitrag als das Paar der Generation Anfang 30.
Zulassung auf erwachsene Kinder
Betagte Fahrerinnen und Fahrer können ihr Auto auf die erwachsenen Kinder zulassen und versichern – und teilweise die Hälfte der Kosten sparen, rät Verivox. Versichere ein 80jähriger Fahrer sein Auto über das 50jährige Kind, seien in der Haftpflicht bis zu 48 Prozent und bei Haftpflicht + Vollkasko bis zu 42 Prozent Ersparnis drin, so zeige der eigene Bestand: Abhängig natürlich von weiteren Faktoren, die auf den Beitrag wirken.
Damit die Sparrechnung aufgehe, müssen die Familienmitglieder den Schadenfreiheitsrabatt übertragen. Das sei von Eltern auf Kinder in der Regel problemlos möglich. „Da die Versicherer die Übertragung unterschiedlich regeln, empfehlen wir dennoch vorab eine Anfrage“, sagt Wolfgang Schütz.
Eine weitere Möglichkeit sei, dem Versicherer die aktuelle jährliche Fahrleistung mitzuteilen. Oft liege diese deutlich unter den gefahrenen Kilometern früherer Jahre, was sich wiederum positiv auf den Beitrag auswirke.