Es ist ein hehres Versprechen des neuen MAP-Reportes mit der Nummer 913: Für Anbieter der Berufsunfähigkeitsversicherung – diesem wichtigen Produkt für die Branche und die Kunden – soll ein Stabilitätsrating durchgeführt werden. Damit nutzt die Franke und Bornberg Research GmbH nun ihren 2019 erworbenen Rating-Pionier, um eigene BU-Analysen zu erweitern. Denn das Analysehaus sieht eine Gefahr am BU-Markt: Ein harter Preiswettbewerb bedroht die Stabilität der Anbieter.
Der Ausgangspunkt des aktuellen Ratings: BU-Versicherer müssen langfristig stabil sein. Demnach ist ein bloßes Produkt-Rating zu kurz gedacht, da sich Bedingungen für Kunden langfristig verschlechtern können. Nur ein nachhaltig angelegtes und stabiles Geschäft des Versicherers garantiert folglich auch den stabilen und so dringend benötigten BU-Schutz für den Versicherungsnehmer. Der Versicherungsbote stellt vor, welche Versicherer nach Maßgabe der Tester ein besonders stabiles BU-Geschäft zeigen.
MAP-Report 913: Neue Perspektive auf die BU-Versicherung
Seit 30 Jahren schon liefert der MAP-Report Daten zu Sparten und Anbietern. Lange Zeit geschah dies unter Verantwortung des Journalisten und Volkswirtschaftlers Manfred Poweleit (daher das Kürzel „MAP“). Nachdem Poweleit im Jahre 2014 jedoch überraschend verstarb, ging der Report zunächst an den VersicherungsJournal Verlag, in einem zweiten Schritt dann an Franke und Bornberg.
Verantwortet durch Reinhard Klages, litt der verdienstvolle Rating-Pionier zuletzt unter konstant niedriger Kooperationsbereitschaft der Versicherer, die sich unbequemen Analysen lieber durch Intransparenz entzogen (der Versicherungsbote berichtete). Da bietet es sich an, aus verfügbaren Daten ein neues Analyse-Instrumentarium zu generieren und sich hierzu auf ebenfalls lange Erfahrungen von Franke und Bornberg zu berufen.
Die aktuellen Herausgeber leisten nämlich selbst bereits seit 1995 Produktratings zur BU-Versicherung. Der neue MAP-Report soll nun aber einiges anders machen, um die Sicht auf die Berufsunfähigkeitsversicherung, diesen laut MAP-Autor Reinhard Klages „heiligen Gral der Versicherungsbranche“, zu erweitern.
Nur eine stabile Geschäftsentwicklung gewährleistet auch stabilen BU-Schutz
Im Mittelpunkt des neuen Ratings stehen nicht einzelne Produkte. Deswegen handelt es sich auch nicht um einen klassischen Preis-Leistungsvergleich der angebotenen Tarife. Vielmehr sollen die BU-Anbieter selbst auf ihre Stabilität geprüft werden. Man kennt diese Verfahren für Anbieter in der Lebens- oder Krankenversicherung. Die Idee dahinter: Nur eine stabile Geschäftsentwicklung der Versicherer gewährleistet auch einen zuverlässigen Versicherungsschutz, und zwar zu gleichbleibenden Bedingungen.
Die Stabilität im BU-Geschäft aber sehen Franke und Bornberg durch Risiken eines ruinösen Preis-Wettbewerbs am hart umkämpften Markt gefährdet. So zeigte in 2015 bereits eine „Studie zu Überschüssen in der Berufsunfähigkeitsversicherung“, dass Versicherer aufgrund knapper Kalkulationen ihre (Risiko-)Überschüsse in einigen Abrechnungsverbänden senken mussten. Eine solche Anpassung von Überschüssen allerdings könnte Symptom sein für kränkelnde Anbieter – mit möglichen Auswirkungen für die Kunden.
Denn wirtschaftet ein BU-Anbieter nicht auskömmlich genug, können sinkende Überschüsse in steigende Beiträge münden. Auch könnten für Leistungsprüfungen strengere Maßstäbe angelegt werden müssen, was sich ebenfalls nachteilig für Kunden auswirken kann: wenn zum Beispiel der Versicherer dem Kunden zusätzliche Hürden in den Weg legt, um eine BU-Rente nicht zahlen zu müssen. Nur eine auskömmliche Kalkulation der Anbieter und eine starke Finanzausstattung sichern demnach, zusätzlich zu den Bedingungen der Produkte, einen zuverlässigen BU-Schutz. Dieser Tatsache will nun der MAP-Report 913 gerecht werden.
Die Sieger des Stabilitätsratings
Was wurde im MAP-Report 913 gemacht? Die Stabilität des Geschäfts von insgesamt 61 BU-Versicherern sollte geprüft werden. Erneut aber lieferten nicht alle Anbieter. Denn 26 Versicherer wurden nicht im Gesamtergebnis bedacht, da „Daten nicht vollständig“ waren.
61 BU-Versicherer standen zur Wertung/ 26 lieferten nicht alle Daten
Zwar darf nicht per se daraus geschlossen werden, die Anbieter hätten durch ihr Daten-Maurern ein schlechtes Abschneiden verhindern wollen. Jedoch gilt auch: Fehlende Transparenz ist für eine BU-Versicherung keine gute Vertrauensbasis. Dies mag begründen, warum Franke und Bornberg für diese Versicherer die schlechteste Bewertung vergaben – abgebildet durch eine Rating-Note „nr“.
Bleiben, letztendlich, 35 Versicherer, die sich einer Bewertung durch insgesamt 21 Kennzahlen stellen mussten. Drei Bereiche waren hierfür grundlegend:
- Für die Finanzstärke wurden die Kennzahlen "Solvabilität", "Ertragsquote", "laufende Durchschnittsverzinsung" und "Bedeckung Zinsüberschuss" mit je 100 Punkten bedacht, sobald ein Versicherer optimale Ergebnisse erzielte. Die Kennzahlen "Sicherheitsmittel", "Gesamtreserve", "Rechnungszinsbelastung" und "Rechnungszinsanforderung" brachten durch hälftige Gewichtung je 50 Punkte ein.
- Für die Stabilität wurde die "Anpassung laufender Überschüsse/ Bonus" mit je 1,5 gewichtet nach "Jahr" und "Höhe": Für beide Kennzahlen waren als Maximum in der Summe 300 Punkte drin. Zudem floss mit der Gewichtung von 1,0 und 100 Punkten noch das "BU-Leistungspraxisrating" von Franke und Bornberg in die Bewertung ein.
Bewertungsbereich „Beitrag“: "Billiger" ist nicht gleich „besser“
- Für den Beitrag wurden Daten für drei Musterkunden eingeholt. Anders aber als in anderen Ratings ging es hier nicht um die Devise: „Je billiger“ die Leistung zu haben ist, „desto besser“. Vielmehr wurden besonders günstige Prämien zum Nachteil eines Versicherers gewertet, wenn sie Tendenzen einer Unterkalkulation zeigten – zum Beispiel mehr als 30 Prozent oder mehr als 50 Prozent vom Durchschnitt des Marktes abwichen. Auch Kennzahlen für das "Scoring" wurden zum Nachteil eines Versicherers gewertet unter dieser Prämisse: Sobald Beitrags- und Leistungsdynamik derart vom Markt abwichen, dass sie für eine riskante Kalkulation sprachen, erhielten die Versicherer weniger Punkte. Insgesamt führten zehn Kennzahlen zu insgesamt 950 Punkten für den Bereich Beitrag.
Als Maximum für alle 21 Kennzahlen konnten insgesamt 1.950 Punkte erreicht werden. Die tatsächlichen Punkte eines Versicherers wurden zu diesem Best-Ergebnis prozentual ins Verhältnis gesetzt. Je nach erreichten Prozentzahlen ergibt sich so eine Rangliste der stabilsten BU-Versicherer nach Maßgabe des Reports.
In einem zweiten Schritt bekam jeder Versicherer seinen Indexwert in eine Note übersetzt: Die Bestnote war ein „mmm“ für hervorragende Leistungen – diesen Wert erhielt, wer mindestens 75 Prozent der Punkte erhielt.
Rating-Sieger für Stabilität: Die Swiss Life
Insgesamt sieben Versicherer konnten mit einem „hervorragenden“ Abschneiden und der Bestnote "mmm" glänzen. Die Sieger des Stabilitätsratings der BU-Versicherer sind, nach absteigender Reihenfolge der Platzierung:
- Swiss Life (mit 83,6 Prozent)
- Allianz (mit 83,3 Prozent)
- AachenMünchener (mit 82,6 Prozent)
- LV 1871 (mit 80,8 Prozent)
- Ergo Vorsorge (mit 78,1 Prozent)
- Nürnberger (mit 75,4 Prozent)
- Stuttgarter (mit 75,4 Prozent)
Versicherer mit einem „sehr guten“ Abschneiden
Wer mindestens 65 Prozent der Maximalleistung erhielt, bekam ein „mm“ für sehr gute Leistungen. Insgesamt 13 Versicherer fuhren ein „sehr gutes“ Ergebnis und ein "mm" ein:
- InterRisk
- Inter
- Axa
- Volkswohl Bund
- Deutsche Ärzte
- Süddeutsche
- Continentale
- Zurich Deutscher Herold
- Alte Leipziger
- HDI
- Huk-Coburg
- Helvetia
- HanseMerkur
Wer mindestens 55 Prozent erreichte, dem wurde noch ein „gutes“ Ergebnis über die Note "m" bescheinigt. 14 Versicherer schnitten mit „gut“ ab. Ein „befriedigend“ und damit ein „m-“ musste nur ein Versicherer in Kauf nehmen. Und 26 Versicherer erhielten, aufgrund fehlender Daten, die schlechteste Note „nr“. Eine Pressemeldung zum MAP-Report 913 mit ausgewählten Ergebnissen ist auf der Webseite des Ratinghauses verfügbar. Unter diesem Link kann der Report auch bestellt werden.